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Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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die Zählerbox aufmachte.
    Ein halbes Dutzend Treppenstufen führte nach oben, dann bog die Treppe nach rechts ab und ging im Zickzack hinter dem Aufzugschacht weiter. Da kam er mit dem Rollstuhl niemals rauf.
    Über der Aufzugtür leuchtete plötzlich ein Lämpchen auf. Vierte Etage. Shaka Changs Privatgemächer. Jemand kam mit dem Aufzug von dort herunter.
    Dritte Etage.
    Zweite.
    Die Zeit war abgelaufen.
     
    Slye war nervös.
    Routine war das Rückgrat seiner Welt. Ein festes System von Verhaltensmustern bedeutete, dass die Leute immer taten, was sie tun sollten und wann sie es tun sollten. Aber als er Dr. Schernastyn anrief, nahm niemand ab. Und der Überwachungscomputer zeigte an, dass der Arzt den medizinischen Sektor verlassen hatte, zum Hangar gegangen und wieder zurückgekommen war. Das gehörte nicht zu seiner Routine. Was hatte er dort gewollt? Was sollte das? Dort war doch nichts, was … ach so. Erleichtert atmete Slye auf. Schernastyn war Raucher. Eine widerwärtige Sucht. Das machte seinen schlechten Atem noch unausstehlicher als seine faulen Zähne, und inner halb des Forts war Rauchen strengstens untersagt. Schernastyn war in den Wartungsbereich gegangen, um eine Zigarette zu rauchen. Das musste es sein. Egal, jetzt war er wieder da, wo er hingehörte, und konnte damit beginnen, den Gefangenen zu foltern.
    Slye schloss die Augen und atmete konzentriert ein und aus, um die Spannung zu lösen, die er stets in sich trug. Sein Körper war steif wie ein Brett. Er fuhr mit dem Aufzug nach unten und betrachtete sein Spiegelbild im dunklen Glas der Kabine. Die schwarzen Haare streng von seinem hageren Gesicht nach hinten gekämmt, sah er aus wie ein Leichenbestatter. Einer, der sich um die Toten kümmerte und sie unter die Erde brachte. Ja, das stimmte eigentlich, dachte er. Er klärte so viele Geheimnisse auf und vergrub sie wieder so tief, dass nur er noch wusste, wo sie zu finden waren. Er könnte ein Vermögen machen, wenn er nicht so loyal wäre. Aber wenn er weniger Angst hätte, wäre er wohl bereits ein toter Mann.
    Der Aufzug blieb stehen. Die Tür glitt auf. Die Stimme begrüßte ihn.
    »Kellergeschoss. Turbinenstation links, seismologische Abteilung geradeaus, Folterzellen rechts. Ich wünsche einen guten Tag.«
    »Ach, halt die Klappe«, murmelte Slye.
     
    Max hatte den Werkzeuggürtel abgeschnallt und um seinen Vater geschlungen. Dann hatte er sich vor den Rollstuhl gehockt, seinen Dad auf den Rücken genommen und die Gürtelschnalle vor seiner Brust geschlossen. Er rückte sich die Last zurecht, gab dem Rollstuhl einen Stoß, sodass er in den Korridor sauste, und begann die Treppe hochzusteigen.
    Seine Knie gaben nach, aber da es aufwärtsging, konnte er sich nach vorn beugen und das zusätzliche Gewicht einigermaßen tragen. Er hatte ein halbes Dutzend Stufen geschafft, als plötzlich der gläserne Aufzug an ihm vorbei nach unten rauschte. Max sah den Rücken eines Mannes, schwarz gekleidet, schwarzes, nach hinten gekämmtes Haar, die Finger umein kleines Notebook gekrallt. Der Mann stieg im Kellergeschoss aus und wandte sich nach rechts, zum medizinischen Sektor. Max musste augenblicklich von hier verschwinden, und ihm blieb wahrscheinlich nicht mal mehr eine Minute. Selbst wenn Dr. Schernastyn nicht sofort entdeckt wurde, würde der Mann, wenn er zum Aufzug zurückkam, Max durch das Glas sehen können.
    Jetzt müsste er wie Alice durch den Spiegel gehen können – verrückte Gedanken in einer verrückten, irrealen Welt. Aber er war hier nicht im Wunderland. Lass die Albernheiten. Konzentrier dich! Geh weiter!
    Der Gürtel um seine Brust drückte ihm die Luft ab. Er war schweißgebadet, und im Treppenhaus stank es so sehr, als sei ein Ausfluss verstopft. Wenn Schernastyn gefunden wurde, wussten sie, dass Max im Fort war. Als Erstes würden sie im Keller suchen, den Wartungsmonteur finden und feststellen, dass Max nicht mit dem Aufzug geflohen sein konnte. Und dann hätten sie ihn bald. Er verrenkte den Hals und sah nach oben. Die vom Licht aus dem Aufzugschacht beleuchtete Treppe nahm kein Ende. Das würde er niemals schaffen. Ihm sank der Mut. Er war so weit gekommen, er hatte seinen Vater und das Beweismaterial gefunden, aber auf dieser letzten Etappe würde er scheitern. Ein paar Meter vor ihm sah das Felsgestein irgendwie anders aus als sonst in diesem Treppenhaus. Er starrte die Stelle an, um zu erkennen, was das war, als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte.
    Entsetzt

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