Die Festung des Teufels
Büro.
»Du brauchst jetzt ein heißes Bad und eine anständige Mahlzeit. Morgen Früh nehmen wir die Sache dann richtig in Angriff.« Das Essen seiner Frau und ein kuschliges Bett für die Nacht, dann würde das Mädchen wieder etwas runterkommen. Danach wäre sie etwas zugänglicher.
Wenn sie nützliche Informationen hatte, würde er das dem Mann in England mitteilen, der nach dem Jungen und seinem Vater suchte.
9
N achts war es kalt in der Höhle. Max lag wach, starrte in die Dunkelheit und dachte darüber nach, dass sein Vater hier gewesen war und eine Botschaft für ihn hinterlassen hatte. Die quälende Ungewissheit über die Bedeutung dieser Nachricht zehrte an seinen Kräften bis er schließlich irgendwann erschöpft einschlief.
!Koga rüttelte ihn wach. Während Max sich noch den Schlaf aus den Augen rieb, bedeutete ihm der junge Buschmann, zum Eingang der Höhle zu kommen. ! Koga zeigte zum Himmel und lächelte zufrieden. » ! Ko-gnuing-tara – das Herz des Morgengrauens«, sagte er.
Tief über dem Horizont stand ein großer Lichtball. Max hatte diesen Stern schon früher einmal gesehen. Nur wo? Jetzt fiel es ihm wieder ein! Als sie vor vielen Jahren in Ägypten gewesen waren, hatte sein Vater ihn einmal sehr zeitig geweckt, hatte ihn in eine Decke gewickelt und war mit ihm in die kalte Wüste hinausgefahren. »Siehst du dieses Licht? Das ist die Venus«, hatte ihm sein Vater erklärt. Max begriff plötzlich, was die Zeichnung in der Höhle bedeutete. Es war der Morgenstern, der Planet Venus, auch das Herz des Morgengrauens genannt. Max sollte nach Osten gehen. Er lächelte. Das Morgengrauen hatte seine Zweifel fortgeblasen, wie der Sturm die dunklen Wolken.
Gestärkt rannte Max der aufgehenden Sonne entgegen. WieSpeere glitten die Lichtstrahlen zwischen den gezackten Berggipfeln hindurch. Mit seinen langen Beinen konnte er bequem mit !Koga mithalten, dessen Füße beim Laufen kaum den Boden zu berühren schienen. Das Gras wuchs nur spärlich, kaum knöchelhoch, doch der bewachsene Boden federte angenehm beim Laufen. Sie waren den Abhang, der von der Höhle hinabführte, hinuntergeklettert und hatten sich mühevoll zu der gegenüberliegenden Bergseite durchgeschlagen, aus deren grasbewachsenen Hängen massive, von den Elementen geformte Felsblöcke aufragten.
Die Paviane hatten während des Sturms Schutz zwischen den Felsen gesucht, deshalb verlangsamte ! Koga das Tempo, als sie näher kamen. Es war nicht ratsam, in eine Paviankolonie zu geraten, die gerade beim Frühstück war. Mit ihren rasiermesserscharfen Eckzähnen konnten diese Affen tödliche Wunden schlagen.
!Koga blieb stehen, als Max zu ihm aufgeschlossen hatte. Sie waren auf halber Höhe des Berges angelangt, etwa tausend Meter unterhalb des Gipfels, dessen spitze, zerklüftete Felsen eine Überquerung unmöglich machten. Sie befanden sich inzwischen auf einer Art Terrasse, die rings um den Berg führte. Wenn sie der Ebene folgten, konnten sie so den Bergkamm umgehen. Allerdings mussten sie dafür das Territorium der Paviane durchqueren.
Ein Durchgang zwischen zwei Felsblöcken führte sie zu einer Senke, die am Hang lag und zu einer Seite hin offen war. Es sah aus wie ein kleines, natürliches Amphitheater aus Grasland und Bäumen, das Schutz bot vor schweren Stürmen und zugleich ein Sammelbecken für Niederschläge war. Max und !Koga standen schweigend da. Um auf die andere Seite zu gelangen, mussten sie sich durch eine Horde von Hunderten vonfressenden und sich lausenden Pavianen wagen. Noch waren die Jungen unentdeckt.
»Geh langsam und sei vorsichtig!«, sagte ! Koga.
»Darauf kannst du wetten«, antwortete Max nervös.
Überall saßen die Paviane in Familiengruppen, und an einigen Stellen standen ausgewachsene Männchen, die ihre Weibchen und die Nachkommen bewachten.
»Die großen Paviane …« ! Koga wies mit dem Kinn auf sie. »Sind das die Männchen?«, fragte Max.
»Ja. Wenn die auf dich zulaufen oder dich angreifen … dann bleibst du einfach ganz ruhig stehen. Die wollen sehen, ob du eine Gefahr bist. Okay?«
»Ja klar. Und wenn ich schon dabei bin, biete ich ihnen eine Tasse Tee an.«
!Koga wirkte durch die sarkastische Bemerkung verunsichert, deshalb sagte Max beruhigend: »Ich mach die Augen zu und denke an zu Hause. Ich rühr mich nicht von der Stelle.«
Von irgendwoher ertönte ein tiefes, kehliges Geräusch, wie Hundegebell, also hatte einer der Wächterpaviane Alarm geschlagen. Eine Welle der Angst erfasste
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