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Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Riesenhand ihn gepackt und hochgeschleudert. Ein eisiges Glühen schoss seine Wirbelsäule hinauf.
    Es war schlimmer, als er befürchtet hatte. Mit ungeheurer Energie wurde er himmelwärts gerissen und schwebte dann lautlos in der Luft, höher als ein Wolkenkratzer. Dabei ergriff ihn ein Entsetzen, als hinge er tatsächlich über dem Rand eines solch hohen Gebäudes. Er zitterte am ganzen Körper. Sein Schreckensschrei bohrte sich in den Himmel. Unten auf der Erde bewegten sich Schatten, und er lenkte seinen Blick auf eine Stelle, wo ein kreisrundes Nebelfeld dicht über dem Boden hing. Er sah über die Schulter, die mit dichtem graubraunemGefieder bedeckt war. In der Ferne, weit hinter dem Horizont, sah er Buschwerk und niedrige Bäume neben dem dünnen Strich des Elefantenpfads und eine winzige Gestalt: seinen Freund.
    »!KOGA!«, schrie er, aber den Schrei, der da aus seiner Kehle drang, verstand er selbst nicht. Er stöhnte; er konnte nicht in der Luft schweben. Schön und gut, er war ein Vogel, aber diesmal kein Falke oder Adler oder sonst ein Raubvogel wie beim ersten Mal. Jetzt war er eine Taube und die besaß nicht die Fähigkeit dahinzuschweben. Stattdessen schoss er pfeilschnell umher und geriet in Panik. Eine Achterbahnfahrt ohne etwas, woran er sich festhalten konnte. Aber er sah die Richtung, die er einschlagen musste. Hinter dem Elefantengras und dem Wald erstreckte sich eine Ebene, an deren kleinen Plateaus und Wildpfaden er sich kilometerweit orientieren konnte. Jenseits der Schluchten und dichter bewachsenen Buschlandflächen war ein seltsam geformtes schwarzes Loch in die Erde gestanzt. Vom Boden aus konnte man nicht erkennen, dass es wie eine wütende Fratze aussah. Nur ein Pilot oder ein Vogel konnte sehen, wie das Land vor Millionen Jahren durch den Einschlag eines Meteoriten verformt worden war. Zerschmetterte Felsen bildeten die Augenbrauen, und die riesige Steinplatte darunter sah aus wie eine gebrochene Nase. Aus dem klaffenden Schlund voller schiefer Zähne stieg der saure Dunst auf, der die Vegetation am Leben erhielt. Es war der Eingang zur Hölle, der Ort, vor dem sich die Buschmänner am meisten fürchteten.
    Er ließ die Stelle nicht aus dem Blick, sah aber auch jenseits der zertrümmerten Erde das ferne Glitzern von Wasser. Ein Fluss lag dort wie eine fette Gabunviper. Max sah Schilf und Sandbänke, auf denen reglose Kreaturen lauerten: Krokodile.Große Krokodile. Er lernte jetzt, Einzelheiten zu erkennen, indem er den Kopf hin und her drehte und die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtete, und allmählich trat die auffälligste der Felsformationen unter ihm deutlich hervor. Viereckige Blöcke, zwischen denen sich Gestalten bewegten und Staubfahnen hinter Fahrzeugen aufstiegen. Ein Fort. Skeleton Rock.
    Max wollte umkehren, er musste zu ! Koga zurück, aber als Vogelneuling hatte er den Bogen noch nicht richtig raus. Er flatterte hilflos umher, als sei er in einen Sturm geraten, und seine Panik jagte Schockwellen durch die Luft. Wieder fuhr ein Schrei durch den Himmel, so grausam und durchdringend, dass er von einer instinktiven Angst gepackt wurde. Hoch über ihm kreiste auf ruhiger Bahn eine dunkle Silhouette mit gezackten Schwingen. Eine Erinnerung blitzte auf – Paviane, die schon beim Anblick des Schattens eines Kampfadlers vor Panik aufkreischten. Jetzt hatte einer ihn als Beute erspäht.
    Der Adler legte die Flügel an und stürzte in perfekter Angriffshaltung durch den Himmel auf ihn herab. Nur noch Sekunden und seine scharfen Krallen würden kurzen Prozess mit ihm machen. Max versuchte zu fliehen. Dreihundert Meter unter sich sah er die winzige Gestalt !Kogas im Schatten hocken. Er rief ihn, aber der Junge hörte natürlich nichts. Messerscharfe Krallen zischten um Federbreite an Max’ Gesicht vorbei, doch kaum hatte der Adler sein Ziel verfehlt, machte er mitten im Sturzflug ein unglaubliches Wendemanöver, griff von Neuem an und erwischte Max mit gestreckter Fersenkralle, sodass die Federn stoben.
    Max stürzte ab. Aus der schwindelerregenden Achterbahnfahrt war ein unkontrolliertes Trudeln geworden. Aber wie oft hatte man ihm gesagt, er sei ein sportliches Naturtalent? Maxbrauchte nur bei etwas zuzusehen, und schon konnte er es nachmachen. Man musste ihm nur zeigen, wie man sich in einem Wildwasserkajak bewegen oder in welcher Haltung man eine steile Piste auf Skiern hinunterfahren sollte, und schon hatte er es in seinem fotografischen Gedächtnis gespeichert und

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