Die Festung des Teufels
Verbindungen zu viel höheren Stellen als irgendein stinknormaler Erdkundelehrer. Sayid versuchte, aus all dem schlau zu werden. Max’ Vater war verschwunden; jemand hatte Max töten wollen. Und Peterson war Max zum Flughafen gefolgt. Die Polizei in Namibia hatte Kontakt zu Peterson, und Peterson bat den MI6 um Hilfe. Was immer Max’ Vater herausgefunden hatte, es versetzte viele in Panik, und alle versuchten, Max daran zu hindern, seinen Vater und dessen Geheimnis aufzuspüren. Sayid unterbrach seine Grübeleien, er war auf dem falschen Weg. Das war keine MI6-Operation. Der Staat hatte damit nichts zu tun. Peterson hatte einen gut platzierten Kontaktmann, an den man nicht herankam, um Hilfe gebeten. Das heißt, man schuldete Peterson einen Gefallen, also hatte Peterson in der Vergangenheit vielleicht mal irgendeine Drecksarbeit für den MI6 erledigt. Daswar schon logischer. Und noch beängstigender. Wie war Peterson als Lehrer an die Dartmoor High gekommen? Über welche Macht verfügte er, dass er von einer ausländischen Polizeieinheit Hilfe erhielt?
Sein Handy klingelte, das Display zeigte einen unbekannten Anrufer an, aber die Nummer war ihm vertraut.
»Sayid, ich bin’s.«
»Kallie. Hast du Max gefunden?«
»Nein, er wird immer noch vermisst. Ich weiß nicht, ob in diesem Fall keine Nachricht eine gute Nachricht ist. Aber allmählich wird es ziemlich verrückt.« Sie erzählte ihm, was ihr passiert war und wie sie sich bemühte, möglichst unbemerkt zu bleiben. Sie sei felsenfest überzeugt davon, dass der Hafen von Walvis Bay, Shaka Changs Reederei und sein Lagerhaus etwas mit Tom Gordons Verschwinden und Anton Leopolds Tod zu tun hatten. Und dass das alles sie irgendwie zu Max führen werde.
»Hör zu, Kallie, Max ist mein bester Freund, aber ich glaube, du solltest dich da raushalten«, sagte Sayid, dem allmählich klar wurde, dass sie alle total den Boden unter den Füßen verloren hatten.
»Ausgeschlossen. Man hat versucht, mich umzubringen. Ich stecke da mit drin, und die ganze Sache mit der Polizei und deinem Mr Peterson stinkt zum Himmel. Da soll etwas vertuscht werden, und ich werde herausfinden, was das ist – und wenn ich das geschafft habe, musst du die britischen Behörden informieren, das Außenministerium oder wen auch immer, weil ich nicht weiß, wem ich hier draußen trauen kann.«
»Ich weiß auch nicht, wem ich hier trauen kann. Ich habe ein bisschen herumgeschnüffelt. Mr Peterson bekommt Unterstützung vom MI6.«
»Wie bitte? Vom Geheimdienst?«
»Genau. Hier geht es um etwas viel Größeres, als wir gedacht haben, Kallie.«
Kallie verstummte, und Sayid nahm an, dass sie wie er darüber nachdachte, wie es weitergehen sollte.
»Ist mir egal, Sayid. Ich lasse mich nicht von meinem Plan abbringen.«
»Und wie sieht der aus?«
»Ich überfliege die Strecke von Walvis Bay zu den Bergen. Shaka Changs Lastwagen transportieren schweres Gerät aus dem Hafen. Anton Leopold wurde im Hafen umgebracht. Ich komme da nicht rein, aber sie bringen bestimmt was raus. Und dann folge ich ihnen.«
»Das ist gefährlich, Kallie. Wahrscheinlich sind die bewaffnet. Wenn sie dich entdecken, könnten sie dich wie eine Tontaube vom Himmel schießen.«
»Ich fliege hoch genug«, log sie, denn ihr war klar, dass sie ab einer gewissen Flughöhe von den militärischen Kontrolltürmen erfasst würde.
»Es gefällt mir gar nicht, dass wir nicht ständig in Verbindung sein können«, sagte Sayid.
»Daran lässt sich leider nichts ändern. Ich habe nun mal kein Satellitentelefon.«
»Und ich auch nicht.«
»Also. Was soll’s.«
Das klang so endgültig, dass sich sein Gewissen regte. »Ich muss aber mehr tun können, als einfach nur hier herumzusitzen«, sagte er, obwohl er wusste, wie sinnlos das war. Denn jenseits ihrer schlimmen Befürchtungen blieb eine Tatsache be stehen: Ein Vater und sein Sohn waren in einer feindlichen Umgebung verschollen. Beide waren britische Staatsbürger,und Sayid dachte daran, wie ihm selbst die Staatsbürgerschaft verliehen worden war, nachdem Max’ Vater sich für ihn und seine Mutter eingesetzt hatte. Man hatte ihnen ein neues Leben geschenkt, sie durften an einem Ort leben, an dem sie vor den Schrecken des Krieges sicher waren, deshalb würde er jetzt nicht stumm bleiben. »Ich gehe zur Polizei, Kallie. Was da vorgeht, ist nicht richtig. Es ist einfach nicht richtig. Ich werde denen alles erzählen, was ich herausgefunden habe. Dann kann die Polizei selbst Alarm
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