Die Feuer des Himmels
und an das Spielen. Es widerte sie ja selbst an, aber manchmal mußte sie Moiraine insgeheim recht geben. Wenigstens Perrin war mittlerweile nach Hause zurückgekehrt, wie sie von Egwene gehört hatte; vielleicht befand er sich in Sicherheit.
Die Schwarzen Ajah zu verfolgen war ja gut und schön und auch befriedigend - allerdings auch furchteinflößend. Sicher versuchte sie, ihre Angst zu verbergen, denn sie war ja schließlich eine erwachsene Frau und kein kleines Mädchen mehr, das sich hinter der Schürze der Mutter versteckt. Doch das war alles nicht der Hauptgrund dafür, daß sie gewillt war, weiterhin mit dem Kopf gegen eine Wand zu rennen und immer weiter zu versuchen, den Gebrauch der Macht zu erlernen, obwohl sie die meiste Zeit über genausowenig damit anfangen konnte wie Thom. Der Grund lag in dem Talent zum Heilen. Als Seherin von Emondsfeld war sie immer höchst zufrieden gewesen, wenn sie die Versammlung der Frauen von der Richtigkeit ihrer Anschauungen hatte überzeugen können, vor allem, weil die meisten Mitglieder alt genug waren, um ihre Mutter sein zu können. Sie war ja nur ein paar Jahre älter als Elayne und damit die jüngste Seherin aller Zeiten an den Zwei Flüssen. Noch besser hatte ihr gefallen, wenn sie den Rat der Gemeinde dazu brachte, zu tun, was eben ihrer Meinung nach sein mußte - diese sturen alten Männer. Doch die allergrößte Befriedigung hatte sie immer darin gefunden, die richtige Kombination von Heilkräutern herauszubekommen, um eine Krankheit heilen zu können. Und dann erst mit Hilfe der Einen Macht heilen zu können... Sie hatte es bereits fertiggebracht, unbeholfen freilich, um zu kurieren, was sie nicht mit Hilfe der Kräuter schaffte. Allein die Freude daran reichte aus, um sie zu Tränen zu rühren. Eines Tages wollte sie Thom heilen und ihn wieder tanzen sehen. Eines Tages würde sie selbst die Wunde an Rands Seite heilen. Es konnte doch einfach nichts geben, was man nicht zu heilen imstande war, jedenfalls nicht, wenn sich die Frau mit den heilenden Kräften genug anstrengte und nie aufgab.
Als sie sich vom Anblick Thoms losriß, sah sie, daß Elayne den Eimer gefüllt hatte, der normalerweise unter dem Wagen hing, und jetzt niederkniete, um sich Hände und Gesicht zu waschen. Sie hatte sich ein Handtuch um die Schultern gelegt, damit ihr Kleid nicht naß wurde. Das war etwas, was sie auch unbedingt tun wollte. Bei dieser Hitze war das Angenehmste und Erfrischendste, sich mit dem kühlen Wasser eines Bachs waschen zu können. Oft genug hatten sie nur das aus den Fässern, die seitlich an den Wagen gebunden waren, und das benötigte man dringender zum Trinken und Kochen als zum Waschen.
Juilin saß mit dem Rücken gegen eines der Wagenräder gelehnt. Sein daumendicker Stock aus hellem, seltsam gegliederten Holz stand neben ihm. Den Kopf hatte er gesenkt, und dieser idiotische Hut war ihm nach vorn fast über die Augen gerutscht, aber sie hätte nicht darauf wetten wollen, daß selbst ein Mann um diese Zeit am Morgen schlief. Es gab ja Dinge, die er und Thom nicht einmal ahnten, Dinge, von denen sie besser nie erfuhren.
Der dicke Teppich aus welken Blättern raschelte, als sie sich neben Elayne setzte. »Glaubst du, daß Tanchico wirklich erobert wurde?« Elayne fuhr sich langsam und genüßlich mit einem seifigen Waschlappen über das Gesicht und antwortete nicht. Also versuchte sie es noch mal: »Ich glaube, die Aes Sedai, die jener Weißmantel erwähnt hat, das waren wir.«
»Vielleicht.« Elaynes Stimme klang kühl, ihre Augen bestanden aus blauem Eis. Sie blickte Nynaeve nicht direkt an. »Und vielleicht haben sich Berichte über das, was wir taten, mit anderen Gerüchten vermischt. Es könnte durchaus sein, daß Tarabon mittlerweile einen neuen König und einen neuen Panarchen hat.«
Nynaeve beherrschte sich und griff nicht einmal nach ihrem Zopf. Statt dessen packte sie energisch ihre Knie. Du versuchst, sie wieder zu versöhnen. Also hüte deine Zunge! »Amathera war kein leichter Fall, aber ich möchte trotzdem nicht, daß ihr etwas zustößt. Was meinst du?«
»Eine hübsche Frau«, sagte Juilin, »vor allem im Kleid einer Taraboner Kellnerin und mit einem netten Lächeln auf dem Gesicht. Ich glaube, sie...« Er bemerkte, daß Elayne und sie ihn anblickten, und zog schnell den Hut wieder herab im Bemühen, Schlaf vorzutäuschen. Sie tauschte einen Blick mit Elayne und wußte, daß die andere den gleichen Gedanken hatte wie sie: Männer! »Was auch
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