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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gleiche Gefühl gehabt, aber andererseits spürte man in der Welt der Träume oftmals unsichtbare Augen. Das konnte natürlich unangenehm sein, aber sie hatten darüber schon öfters miteinander gesprochen.
    Sie bemühte sich, in heiterem Tonfall zu sprechen: »Na ja, wenigstens sehen wir deine Mutter nicht in unseren Träumen, Elayne, sonst würde sie uns vermutlich beide an den Ohren packen.« Moghedien würde sie wahrscheinlich foltern, bis sie um die Gnade des Todes bettelten. Oder einen Kreis von dreizehn Schwarzen Schwestern und dreizehn Myrddraal zusammenholen. Damit konnte man jeden gegen den Willen zum Schatten bekehren und an den Dunklen König binden. Vielleicht konnte Moghedien das sogar allein fertigbringen... Mach dich nicht lächerlich, Frau! Wenn sie das könnte, hatte sie es getan. Du hast sie besiegt, weißt du noch?
    »Ich hoffe nicht«, antwortete die andere Frau nüchtern.
    »Wirst du mir auch eine Gelegenheit geben, mich zu waschen?« fragte Nynaeve leicht verärgert. Sie wieder zu beruhigen war ja in Ordnung, aber man sollte doch etwas weniger von Moghedien sprechen. Die Verlorene mußte sich irgendwo weit entfernt befinden, denn wenn sie wüßte, wo sie sich aufhielten, hätte sie sie doch nicht unbehelligt umherziehen lassen. Das Licht gebe, daß es auch stimmt!
    Elayne leerte den Eimer selbst aus und füllte ihn wieder für Nynaeve. Sie war an sich ein sehr nettes Mädchen, wenn sie daran dachte, daß sie sich nicht im königlichen Palast in Caemlyn befand. Und wenn sie sich nicht zum Narren machte. Aber dafür würde Nynaeve schon sorgen, wenn Thom zurück war.
    Nachdem Nynaeve es genossen hatte, sich ausgiebig zu säubern, machte sie sich daran, das Lager zu richten und ließ Juilin abgestorbene Äste von den umstehenden Bäumen abbrechen, um ein Feuer vorzubereiten. Als Thom mit zwei gefüllten Weidenkörben zurückkehrte, die er dem Wallach übergehängt hatte, lagen ihre und Elaynes Decken unter dem Wagen bereit und die der beiden Männer unter den weit herunterhängenden Zweigen einer der zwanzig Fuß hohen Weiden, ein ordentlicher Stapel Feuerholz war aufgeschichtet, ein Teekessel stand zum Abkühlen neben der Asche eines kleinen Feuers auf einer kleinen, von Blättern gesäuberten und geschwärzten Fläche, und die dicken Steinguttassen waren abgewaschen. Juilin knurrte mürrisch in sich hinein, als er Wasser in dem winzigen Bächlein auffangen mußte, um die Fässer wieder aufzufüllen. Nach dem, was Nynaeve davon aufschnappen konnte, war sie froh, daß er das meiste zu leise brummte, um es verstehen zu können. Elayne hatte sich auf eine der Deichseln gesetzt und gab sich wenig Mühe, ihr Interesse an dem, was er so brummte, zu verbergen. Sowohl sie wie auch Nynaeve hatten sich hinter dem Wagen verborgen umgezogen und dabei zufällig genau die Farben ihrer Kleider vertauscht. In den sauberen, frischen Kleidern fühlten sie sich erheblich wohler.
    Nachdem Thom dem Wallach die Fußfesseln angelegt hatte, hob er die schweren Tragekörbe problemlos herunter und begann mit dem Auspacken. »Mardecin ist nicht so wohlhabend, wie es aus der Entfernung wirkt.« Er legte ein Netz voll kleiner Äpfel auf den Boden und ein weiteres, gefüllt mit dunkelgrünen, großblättrigen Kohlköpfen. »Der Handel nach Tarabon hinein ist praktisch tot, und darunter leidet die Stadt.« Der Rest schien nur aus Säcken mit getrockneten Bohnen und Zwiebeln zu bestehen, und dazu in Pfeffer eingelegtes Fleisch und scharf geräucherte Schinken. Und eine graue, mit Wachs verschlossene Steingutflasche, von der Nynaeve sicher war, daß sie Branntwein enthielt. Die beiden Männer hatten sich bereits beklagt, sie hätten gar nichts zu trinken, wenn sie abends ihre Pfeifen schmauchten. »Man kann kaum sechs Schritte tun, ohne einem oder zwei Weißmänteln zu begegnen. Die Garnison umfaßt ungefähr fünfzig Mann Besatzung. Das Lager liegt auf der anderen Hügelseite jenseits des Flusses hinter dem Ort. Es ist um vieles größer, aber wie es scheint, zieht Pedron Niall aus allen Richtungen die Weißmäntel in Amador zusammen.« Er strich sich den langen Schnurrbart und blickte einen Augenblick lang sehr nachdenklich drein. »Ich kann mir nicht vorstellen, was er eigentlich vorhat.« Thom war nicht der Mann, dem so etwas gepaßt hätte. Für gewöhnlich reichten ihm ein paar Stunden Aufenthalt an einem Ort, um herauszubekommen, was sich zwischen den Adelshäusern und den Kaufleuten abspielte, wer mit wem verbündet war,

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