Die Feuer des Himmels
mit Amathera geschehen sein mag, Nynaeve, das liegt nun hinter uns.« Jetzt klang Elayne wieder etwas normaler. Ihre Bewegungen beim Waschen wurden langsamer. »Ich wünsche ihr Glück, aber vor allem hoffe ich, daß die Schwarzen Ajah nicht hinter uns her sind. Uns verfolgen, meine ich.«
Juilin bewegte sich unruhig, ohne den Kopf zu heben. Ihm fiel es immer noch schwer, sich damit abzufinden, daß es die Schwarzen Aes Sedai wirklich gab und sie nicht nur ein bloßes Gerücht waren.
Er sollte froh und glücklich sein, daß er nicht weiß, was wir wissen. Nynaeve mußte zugeben, daß dieser Gedankengang nicht ganz logisch war, aber hätte er gewußt, daß die Verlorenen frei waren, dann hätte selbst Rands törichte Anweisung, auf sie und Elayne aufzupassen, ihn nicht vom Davonlaufen abhalten können. Aber trotzdem war er gelegentlich sehr nützlich. Er, genau wie Thom. Es war Moiraine gewesen, die ihnen Thom aufgeladen hatte, und für einen gewöhnlichen Gaukler wußte der Mann eine ganze Menge über die Welt und was in ihr vorging.
»Wenn sie uns folgten, hätten sie uns bestimmt mittlerweile eingeholt.« Das entsprach der Wahrheit, wenn man an die Geschwindigkeit des mühsam dahinrumpelnden Karrens dachte. »Wenn wir Glück haben, wissen sie immer noch nicht, wer wir eigentlich sind.«
Elayne nickte, wohl grimmig, aber doch wieder ganz die alte, und wusch sich noch einmal das Gesicht. Sie konnte fast genauso energisch und stur ein Ziel verfolgen wie die Frauen der Zwei Flüsse. »Liandrin und die meisten ihrer Genossinnen dürften wohl aus Tanchico entkommen sein. Vielleicht sogar alle. Und wir wissen immer noch nicht, wer eigentlich die Schwarzen Ajah in der Burg befehligt. Wie Rand sagen würde: Wir müssen das noch erledigen, Nynaeve.«
Unwillkürlich fuhr Nynaeve zusammen. Sicher, sie hatten eine Liste mit elf Namen, aber sobald sie sich wieder in der Burg befanden, konnte beinahe jede Aes Sedai, mit der sie sprachen, insgeheim eine Schwarze Ajah sein. Oder auch jede, die sie auf der Straße antrafen. Davon abgesehen konnte ja auch jeder, den sie überhaupt kennenlernten, ein Schattenfreund sein, doch das war nicht dasselbe; bei weitem nicht.
»Noch mehr als über die Schwarzen Ajah«, fuhr Elayne fort, »mache ich mir Gedanken über Mo...« Nynaeve legte ihr blitzschnell die Hand auf den Arm und nickte leicht in Richtung Juilin. Elayne hustete und fuhr fort, als sei sie nur durch das Husten unterbrochen worden. »Über Mutter. Sie hat keinen Grund, dich in die Arme zu schließen, Nynaeve. Ganz im Gegenteil.«
»Sie ist doch weit weg.« Nynaeve war froh, daß ihre Stimme nicht zitterte. Sie sprachen nicht von Elaynes Mutter, sondern von der Verlorenen, die sie besiegt hatten. Mit einem Teil ihres Verstandes hoffte sie flehentlich, daß Moghedien sich weit entfernt befinde. Sehr weit.
»Und wenn nicht?«
»Bestimmt«, sagte Nynaeve überzeugt, doch sie zog dabei immer noch unsicher die Schultern ein. Sie erinnerte sich noch zu gut daran, wie sie von Moghedien gedemütigt worden war und hätte nichts lieber gehabt, als die Frau wieder vor sich zu haben und sie wieder zu besiegen, aber diesmal endgültig. Nur, was geschah, wenn Moghedien sie überraschte und sie angriff, wenn sie gerade nicht zornig genug war, um die Macht gebrauchen zu können? Das gleiche galt natürlich für alle Verlorenen oder auch jede Schwarze Schwester, doch nach ihrem Zusammenstoß in Tanchico hatte Moghedien allen Grund, sie ganz persönlich zu hassen. Nicht gerade ein angenehmer Gedanke, daß eine der Verlorenen ihren Namen kannte und höchstwahrscheinlich ihren Kopf wollte. Das ist doch einfach nur Feigheit! sagte sie sich energisch. Du bist aber kein Feigling und wirst es nie sein! Das ließ aber dieses Jucken zwischen ihren Schulterblättern nicht vergehen, jedesmal, wenn sie an Moghedien denken mußte, als fühle sie den Blick dieser Frau in ihrem Rücken.
»Ich schätze, mich immerzu nach hinten umzusehen wegen der Banditen hat mich nervös gemacht«, sagte Elayne so nebenher und tupfte sich das Gesicht mit dem Handtuch ab. »Also, wenn ich in letzter Zeit träume, habe ich oft das Gefühl, daß mich jemand beobachtet.«
Nynaeve fuhr leicht zusammen, als sie dieses Echo ihrer eigenen Gedanken hörte, aber dann wurde ihr die Betonung auf dem Wort ›träume‹ bewußt. Damit waren nicht irgendwelche Träume gemeint, sondern Tel'aran'rhiod. Noch eine Sache, von der die Männer nicht wußten. Sie hatte jedenfalls das
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