Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Seidenbezügen der Sitze auf und ab hüpften. Die Seide hatte man gründlich gereinigt, als Thom die Kutsche erwarb, doch die Polsterung selbst war alt und hart. Aber so sehr sie auch durchgeschüttelt wurde, die Kinnhaltung Nynaeves sagte deutlich aus, sie werde Thom keineswegs befehlen, wieder langsamer zu fahren, nachdem sie ihn einmal zum Schnellerfahren aufgefordert hatte.
    »Bitte, Nynaeve«, sagte Elayne. »Ich...«
    Die andere ließ sie gar nicht weiter zu Wort kommen. »Ist es meiner Lady unbequem? Ich weiß, daß Ladies an Bequemlichkeit gewöhnt sind. Eine arme Zofe kennt so etwas eben nicht. Aber sicher möchte meine Lady doch vor Anbruch der Dunkelheit den nächsten Ort erreichen? Damit die Zofe meiner Lady ihr das Abendessen servieren und ihr Bett bereiten kann?« Ihre Kiefer schlugen aufeinander, als sie hochgeworfen wurde und wieder auf das harte Polster zurückprallte. Daraufhin funkelte sie Elayne wütend an, als sei es ihre Schuld gewesen.
    Elayne seufzte tief auf. Damals in Mardecin hatte Nynaeve alles eingesehen. Eine Lady reiste nie ohne ihre Zofe, und zwei Ladies würden normalerweise auch zwei Zofen dabeihaben. Dann müßten sie aber Thom oder Juilin - jedenfalls einen von beiden - in ein Frauenkleid stecken. Nynaeve hatte auch eingesehen, daß Elayne mehr davon verstand, wie sich eine Lady benahm. Sie hatte es sehr zartfühlend ausgedrückt, und Nynaeve wußte gewöhnlich recht genau, was der vernünftigste Weg war. Gewöhnlich. Aber das war in Frau Macuras Laden gewesen, nachdem sie den beiden Frauen ihr eigenes schreckliches Gebräu eingeflößt hatten.
    Sie hatten Mardecin verlassen und waren bis Mitternacht durchgefahren, um schließlich ein kleines Dorf mit einer Schenke zu finden. Deren Wirt hatten sie aus dem Bett geworfen, damit er ihnen zwei enge Zimmer mit schmalen Betten herrichtete. Noch vor Sonnenaufgang waren sie aufgestanden, um weiterzufahren. Sie hatten ein paar Meilen entfernt Amador umgangen. Man würde keine von ihnen auf den ersten Blick für etwas anderes halten, als sie vorgeben wollten, doch sie fühlten sich alles andere als wohl bei dem Gedanken, eine Stadt voll von Weißmänteln durchfahren zu müssen. In Amador befand sich die Festung des Lichts. Elayne hatte wohl gehört, der König regiere Amadicia, doch in Wirklichkeit regierte Pedron Niall.
    Die Schwierigkeiten hatten am letzten Abend begonnen, und zwar in einem Ort namens Bellon an einem schlammigen Flüßchen, das den stolzen Namen Gaeanfluß trug, etwa zwanzig Meilen abseits der Hauptstadt. Die ›Furtschenke‹ in Bellon war größer als ihre erste Bleibe, und Frau Alfara, die Wirtin, bot Lady Morelin sogar ein eigenes Speisezimmer an. Das konnte Elayne wohl kaum abschlagen. Frau Alfara war der Überzeugung gewesen, daß nur die Zofe Lady Morelins, Nana, sie auch korrekt bedienen könne, denn Ladies wollten alles so haben, wie sie es gewohnt waren, und das sei ja auch ihr gutes Recht. Ihre eigenen Mädchen seien nicht daran gewöhnt, mit Ladies umzugehen, meinte die Frau. Nana wußte auch ganz genau, wie sie Lady Morelins Bett herrichten solle und würde ihr auch ein erfrischendes Bad bereiten, nachdem sie einen so heißen Reisetag hinter sich hatten. Die Liste der Dinge, die nur Nana ihrer Herrin recht machen könne, schien endlos.
    Elayne war nicht sicher, ob der Adel Amadicias soviel erwartete, oder ob Frau Alfara lediglich statt der eigenen die Dienstbotin einer Ausländerin ausnützen wollte. Sie hatte sich bemüht, Nynaeve das meiste zu ersparen, doch die Frau hatte genauso wie die Wirtin immer ein »Wie Ihr wünscht, meine Lady« und »Meine Lady ist sehr eigenwillig« auf Lager gehabt. Sie hätte töricht dagestanden, oder zumindest hätte es eigenartig gewirkt, wenn sie Nynaeve alles abgenommen hätte. Und sie wollten ja keine unnötige Aufmerksamkeit erregen.
    Solange sie sich in Bellon aufgehalten hatte, war Nynaeve in der Öffentlichkeit als die vollkommene Zofe aufgetreten. Wenn sie allein miteinander waren, war das allerdings etwas anderes. Elayne wäre es so viel lieber gewesen, hätte sich die Frau dann einfach wie normal benommen, statt sie wie etwas Abstoßendes aus der Großen Fäule ständig niederzuknüppeln. Auf Entschuldigungen bekam sie ein »Meine Lady ist zu gütig« zu hören, oder sie wurden einfach ignoriert. Ich werde mich nicht noch einmal entschuldigen, dachte sie zum fünfzigsten Mal. Nicht für etwas, das letzten Endes nicht meine Schuld ist.
    »Ich habe nachgedacht,

Weitere Kostenlose Bücher