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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Natael, klappte das Buch zu und warf es dem Gaukler hinüber. »Lest einmal Seite zweihundertsiebenundachtzig und dann Seite vierhundert und sagt mir, ob Ihr der gleichen Meinung seid.«
    Egwene verzog den Mund, als er sich aufrichtete. Er sollte wirklich etwas schonender mit einem Buch umgehen. Sie konnte jetzt nicht mit ihm sprechen; nicht vor dem Gaukler. Es war eine Schande, daß er einen Mann brauchte, den er kaum kannte, um ihm Gesellschaft zu leisten. Nein. Er hatte doch Aviendha und oft genug die Häuptlinge, und jeden Tag Lan und manchmal auch Mat. »Warum gehst du nicht zu ihnen hinein, Aviendha? Wenn du drinnen wärst, würde er vielleicht auch einmal über etwas anderes reden als über dieses Buch.«
    »Er wollte aber mit dem Gaukler reden, Egwene, und das tut er nur selten vor mir oder anderen. Wenn ich nicht gegangen wäre, dann hätte er mit Natael das Zelt verlassen.«
    »Kinder machen einem große Sorgen, habe ich gehört«, lachte Enaila. »Und Söhne sind am schlimmsten. Du findest möglicherweise die Wahrheit dessen auch für mich mit heraus, ja, nachdem du nun den Speer aufgegeben hast.« Auf Aviendhas mondbeleuchteter Stirn zeigte sich ein kritisches Runzeln, und sie stolzierte wie eine beleidigte Katze zurück an ihren Platz an der Seite des Zelts. Enaila hielt das wohl auch wieder für lustig. Sie hielt sich vor Lachen die Seiten.
    Egwene knurrte etwas vom typischen Humor der Aiel in sich hinein, den sie sowieso nicht verstand, und machte sich zu Moiraines Zelt auf, das unweit von dem Rands aufgeschlagen worden war. Auch hier entdeckte sie einen schmalen Lichtstreifen an der Öffnung und wußte, daß die Aes Sedai noch wach war. Moiraine benutzte gerade die Macht, wohl nur in winzigen Mengen, doch es reichte, um für Egwene spürbar zu sein. Lan lag schlafend neben dem Zelt. Er war in seinen Behüterumhang gehüllt, und abgesehen von seinem Kopf und den Stiefeln verschmolz sein Körper mit der Nacht, war ein Teil von ihr. Sie raffte ihren Umhang enger zusammen, hob den Rock und ging auf Zehenspitzen vorbei, um ihn nicht zu wecken.
    Seine Atmung änderte den Rhythmus nicht, aber irgend etwas ließ sie noch einmal auf ihn herabblicken. Der Mondschein glitzerte in seinen geöffneten Augen, mit denen er sie beobachtete. Als sie sich wieder abwandte, bemerkte sie noch, wie sich seine Augen wie der schlossen. Kein Muskel regte sich ansonsten bei ihm, als sei er überhaupt nicht aufgewacht. Manchmal machte der Mann sie einfach nervös. Was Nynaeve in ihm sah, konnte sie nicht nachvollziehen.
    Sie kniete sich neben den Zelteingang und spähte hinein. Moiraine saß da, von der glühenden Aura Saidars umgeben. Der kleine blaue Edelstein, der normalerweise auf ihrer Stirn hing, baumelte direkt vor ihrem Gesicht an seiner Kette in ihrer erhobenen Hand. Auch er glühte und fügte sein kleines Licht dem der einzigen Lampe im Zelt hinzu. In der Feuergrube lag nur Asche, und selbst der Geruch des Feuers war verflogen.
    »Darf ich hereinkommen?«
    Sie mußte die Frage wiederholen, bis Moiraine antwortete: »Natürlich.« Das Glühen Saidars verflog, und die Aes Sedai befestigte die dünne Goldkette mit dem Stein wieder in ihrem Haar.
    »Habt Ihr Rand wieder belauscht?« Egwene setzte sich neben die andere. Hier im Zelt war es genauso kalt wie draußen. Sie entzündete mit Hilfe der Macht Flammen über der Asche in der Feuergrube und verknotete den Strang. »Ihr habt doch versprochen, daß Ihr es nicht wieder tut.«
    »Ich sagte, da die Weisen Frauen ja seine Träume überwachen können, sollten wir ihm etwas mehr Privatleben gönnen. Sie haben mich nicht mehr um meine Hilfe gebeten, seit er sie abgeblockt hat, und ich habe sie ihnen nicht angeboten. Denkt daran, daß sie ihre eigenen Ziele haben, die nicht unbedingt mit denen der Burg übereinstimmen müssen.«
    So schnell waren sie also zu dem richtigen Thema gekommen. Egwene war sich noch unsicher, wie sie berichten konnte, was sie erfahren hatte, ohne sich den Weisen Frauen gegenüber zu verraten. Wahrscheinlich war die einzige Möglichkeit, alles zu erzählen und dann nach Gefühl zu handeln. »Elaida ist jetzt Amyrlin, Moiraine. Ich weiß nicht, was mit Siuan passiert ist.«
    »Woher wißt Ihr das?« fragte Moiraine leise. »Habt Ihr beim Traumwandeln etwas in Erfahrung gebracht? Oder ist Euer Talent als Träumer endlich durchgebrochen?«
    Das war ihr Ausweg. Einige der Aes Sedai in der Burg glaubten, sie könne ein Träumer werden, eine Frau, deren

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