Die Feuer des Himmels
wenn nicht sogar Schlimmeres. Da Ihr, wie es scheint, entdeckt worden seid, und warum solltet Ihr auch sonst davonlaufen, würde ich Euch empfehlen, so schnell Ihr könnt, weiterzufahren. Falls Ihr euren verdammten Pfennig zurückhaben wollt, liegt er irgendwo dort oben an der Straße. Ich habe ihn hinter Euch hergeworfen, und dort kann er meinetwegen bis Tarmon Gai'don liegenbleiben.«
»Ihr wolltet einen Gönner haben«, sagte Nynaeve, als er sich abwandte. »Wir können Eure Gönnerinnen werden.«
»Ihr?« höhnte er. Aber er blieb immerhin stehen. »Auch wenn ein paar Münzen, die Ihr aus der Börse irgendeines Lords gestohlen habt, helfen würden, werde ich doch kein gestohlenes... «
»Wir bezahlen Eure gesamten Kosten, Meister Luca«, unterbrach ihn Elayne in diesem kühlarroganten Tonfall, den sie oft an sich hatte, »und außerdem noch hundert Goldmark, wenn wir mit Euch nach Ghealdan reisen können und Ihr einverstanden seid, vor der Grenze nicht mehr anzuhalten.« Luca blickte sie unverwandt an und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
Nynaeve stöhnte leise. Hundert Mark, und noch dazu in Gold! Hundert Silbermark würden seine Ausgaben leicht decken, bis Ghealdan und noch weiter, gleich, was diese sogenannten Keilerpferde fraßen.
»Habt Ihr soviel gestohlen?« fragte Luca vorsichtig. »Wer ist hinter Euch her? Ich riskiere nichts mit den Weißmänteln oder dem königlichen Heer. Die würden uns alle ins Gefängnis werfen und wahrscheinlich die Tiere töten.«
»Mein Bruder«, erwiderte Elayne, bevor Nynaeve zornig bestreiten konnte, daß sie etwas gestohlen hätten. »Wie es scheint, hat man eine Heirat vorbereitet, während ich abwesend war, und man hat meinen Bruder geschickt, um mich zu holen. Ich habe nicht die Absicht, nach Cairhien zurückzukehren und einen Mann zu heiraten, der einen Kopf kleiner ist, dreimal soviel wiegt und dreimal so alt ist wie ich.« Ihre Wangen röteten sich leicht. Sie bemühte sich vergeblich, Erbitterung vorzutäuschen. Ihr Räuspern klang da schon besser. »Mein Vater träumt davon, den Sonnenthron für sich zu beanspruchen, falls er genug Unterstützung gewinnen kann. In meinen Träumen dagegen gibt es einen rothaarigen Mann aus Andor, den ich heiraten werde, was mein Vater auch sagen mag. Und das, Meister Luca, ist alles, was Ihr über mich wissen müßt - eigentlich auch schon zuviel.«
»Vielleicht seid Ihr wirklich, wer zu sein Ihr behauptet«, sagte Luca bedächtig, »und vielleicht auch nicht. Zeigt mir einiges von diesem Geld, das Ihr mir angeblich geben wollt. Für Versprechungen bekommt man nur einen kleinen Becher Wein.«
Wütend kramte Nynaeve in ihrer Tasche nach dem prallsten Geldbeutel und hielt ihn dem Mann vor die Nase. Doch als er danach greifen wollte, steckte sie ihn sofort wieder weg. »Ihr bekommt, was Ihr braucht, sobald Ihr es braucht. Und die hundert Mark, wenn wir Ghealdan erreicht haben.« Hundert Goldmark! Sie würden einen Bankier aufsuchen müssen und ihm einen dieser Kreditbriefe Elaynes übergeben, falls die so weitermachte.
Luca knurrte enttäuscht. »Ob Ihr das nun gestohlen habt oder nicht, jedenfalls lauft Ihr trotzdem vor jemandem davon. Ich riskiere doch meine Vorstellungen nicht Euretwegen, ob es nun das Heer ist oder irgendein Lord aus Cairhien, der auf der Suche nach Euch hierherkommt. Der Lord könnte womöglich der Schlimmere sein, wenn er glaubt, ich hätte seine Schwester entführt. Ihr müßt unauffällig bleiben und Euch uns anpassen.« Dieses hinterhältige Lächeln stand wieder auf seinem Gesicht. Er vergaß diesen Silberpfennig bestimmt nicht. »Jeder, der mit mir reist, arbeitet auch bei mir, und das muß auch für Euch gelten, wenn Ihr nicht auffallen wollt. Falls die anderen erfahren, daß Ihr lediglich gegen Bezahlung mitkommt, wird es Gerede geben, und das wollt Ihr ja wohl nicht. Ihr müßt also zumindest Käfige reinigen, denn die Pferdepfleger beklagen sich immer darüber, daß sie das zusätzlich erledigen müssen. Ich gehe dafür sogar los und hole Euren Pfennig wieder, damit ich ihn Euch als Bezahlung geben kann. Laßt niemanden sagen, Valan Luca sei nicht großzügig.«
Nynaeve hatte schon vor, ihm überdeutlich klarzumachen, daß sie nicht bezahlen und dann auch noch arbeiten würden, als ihr Thom eine Hand auf den Arm legte. Wortlos bückte er sich, hob Kieselsteine vom Boden auf und begann, mit ihnen zu jonglieren. Sechs Steine flogen im Kreis durch die Luft.
»Ich habe bereits Jongleure«,
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