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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ebenfalls einen Ehemann gefunden hatte.
    »Ich schätze, er muß wie ein zweiter Vater für dich gewesen sein«, sagte Nynaeve rücksichtsvoll. Sie tat so, als konzentriere sie sich auf das Packen. So hatte jedenfalls Thom das Mädchen auch betrachtet. Und das erklärte soviel.
    »Ich betrachte ihn aber nicht als solchen.« Elayne schien zu überlegen, wie viele Seidenhemden sie mitnehmen solle, doch sie blickte traurig drein. »Ich kann mich an meinen Vater wirklich nicht mehr erinnern. Ich war nur ein Baby, als er starb. Gawyn sagt, daß er sich die ganze Zeit mit Galad beschäftigte. Lini versuchte, das Beste daraus zu machen, aber ich weiß, daß er niemals ins Kinderzimmer kam, um Gawyn und mich zu besuchen. Ich weiß, er hätte das getan, wenn wir alt genug gewesen wären, daß er uns hätte unterrichten können, so wie Galad. Aber er starb, bevor das der Fall war.«
    Nynaeve probierte es noch einmal: »Zumindest ist Thom für einen Mann in seinem Alter körperlich sehr gut beieinander. Wir wären ganz schön in der Klemme, wenn er bereits unter steifen Gelenken litte. Das ist doch oft bei alten Männern der Fall.«
    »Er könnte immer noch einen Überschlag rückwärts machen, wenn nicht sein Hinken wäre. Und mir ist es gleich, ob er hinkt oder nicht. Er ist intelligent und weltgewandt und kennt sich überall gut aus. Er ist auch sanftmütig, und ich fühle mich ziemlich sicher bei ihm. Ich glaube aber nicht, daß ich ihm das sagen sollte. Er versucht auch so schon genug, mich zu beschützen.«
    Seufzend gab Nynaeve auf. Jedenfalls für den Augenblick. Thom mochte ja Elayne als Tochter betrachten, aber wenn das Mädchen so weitermachte, würde er sich vielleicht irgendwann daran erinnern, daß sie das nicht war, und dann saß Elayne im Einmachglas. »Thom mag dich sehr gern, Elayne.« Zeit, das Thema zu wechseln. »Bist du sicher in bezug auf Galad? Elayne? Bist du sicher, daß uns Galad vielleicht ausliefert?«
    Die andere fuhr zusammen, und die Falten auf ihrer Stirn verschwanden. »Was? Galad? Ich bin ganz sicher, Nynaeve. Und wenn er erfährt, daß wir nicht vorhaben, uns von ihm nach Caemlyn bringen zu lassen, wird ihm das diese Entscheidung nur noch erleichtern.«
    Nynaeve knurrte etwas in sich hinein und zog ein seidenes Reitkleid aus ihrem Koffer. Manchmal glaubte sie, der Schöpfer habe die Männer nur erschaffen, um den Frauen Schwierigkeiten zu bereiten.

KAPITEL
17

    Nach Westen
    A ls das Stubenmädchen mit den Hüten kam, lag Elayne ausgestreckt auf einem der Betten, nur mit einem weißen Seidenhemd angetan, und hatte sich ein feuchtes Tuch über die Augen gelegt. Nynaeve tat so, als nähe sie etwas am Saum des hellgrünen Kleides, das Elayne getragen hatte. Sie stach sich beinahe bei jedem zweiten Stich in den Daumen. Sie hätte das anderen gegenüber niemals zugegeben, aber sie hatte kein Geschick für Handarbeiten. Sie trug natürlich ihr Kleid, denn Zofen lümmelten sich nicht so herum wie Ladies, aber ihr Haar hing lose herunter. Offensichtlich hatte sie nicht die Absicht, das Zimmer in nächster Zeit zu verlassen. Sie dankte dem Mädchen im Flüsterton, um ihre Lady nicht aufzuwecken, und drückte ihr einen weiteren Silberpfennig in die Hand. Dazu gab sie ihr die Anweisung, die Lady dürfe auf gar keinen Fall gestört werden.
    Sobald die Tür hinter ihr ins Schloß gefallen war, sprang Elayne auf und begann, ihre Bündel unter dem Bett hervorzuziehen. Nynaeve warf das Seidenkleid zur Seite und langte sich auf den Rücken, um ihr Kleid aufzuknöpfen. Im Handumdrehen waren sie fertig, Nynaeve in grüne Wolle gekleidet und Elayne in blaue. Die Bündel trugen sie auf dem Rücken. Nynaeve hatte sich die Tasche mit den Kräutern und dem Geld umgehängt, und Elayne schleppte die in die Decke gehüllten Schatullen. Die breiten, am äußeren Rand nach unten gezogenen Hutkrempen verbargen ihre Gesichter so gut, daß Nynaeve glaubte, sie könnten geradewegs an Galad vorbeilaufen, ohne daß er sie erkannte. Dazu trug sie das Haar offen, und er erinnerte sich bestimmt an ihren Zopf. Frau Jharen allerdings würde möglicherweise zwei fremde Frauen aufhalten, die mit dicken Bündeln ihre Treppe herunterkamen.
    Die Hintertreppe führte außen an der Schenke hinab. Die schmalen Steinstufen schmiegten sich an die Mauer. Nynaeve empfand einen Augenblick lang Mitgefühl mit Thom und Juilin, die solch schwere Koffer und Kisten diese Treppe hinaufgeschleppt hatten, aber vor allem achtete sie auf den Hof und den

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