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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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das so einfach anvertraute.«
    »Zu viele Leute sagten genau das gleiche, Nynaeve. In Tear halte sich ein falscher Drache auf. Ein falscher Drache wohlbemerkt, aber kein Wort von der Eroberung des Steins von Tear und von Callandor. Dieser Bursche sei gefährlich, und die Länder sollten sich zusammenschließen, genauso wie im Aielkrieg. Und wer könnte sie wohl besser gegen diesen falschen Drachen führen als Pedron Niall? Wenn so viele das gleiche sagen, dann stammt dieser Gedanke von weiter oben, und in Amadicia äußert noch nicht einmal Ailron eine Idee, ohne vorher Niall um Erlaubnis zu bitten.«
    Der alte Gaukler schien immer alles zusammenzuwerfen - Gerüchte, was die Leute sich hinter vorgehaltener Hand zuflüsterten -, und in mehr als der Hälfte aller Fälle zog er daraus die richtigen Schlüsse. Nein, eigentlich war er ja kein Gaukler; das mußte sie im Kopf behalten. Was er auch behaupten mochte, er war jedenfalls Hofbarde gewesen und hatte möglicherweise die üblichen Hofintrigen immer vor Augen gehabt und hautnah erlebt. Vielleicht hatte er selbst manchmal seine Finger im Spiel gehabt, wenn er schon Morgases Liebhaber gewesen war. Sie beobachtete ihn von der Seite her: das ledrige Gesicht mit den buschigen, weißen Augenbrauen und dem langen Schnurrbart, der genauso schneeweiß war wie das Haar auf seinem Kopf. Über den Geschmack mancher Frauen konnte sie sich nur wundern.
    »So etwas hätten wir ja schon lange erwarten müssen.«
    Sie hatte es nicht erwartet. Aber sie hätte es erwarten sollen.
    »Mutter wird Rand unterstützen«, sagte Elayne. »Das weiß ich gewiß. Sie kennt die Prophezeiungen. Und sie hat genausoviel Einfluß wie Pedron Niall.«
    Thoms leichtes Kopfschütteln galt wohl zumindest dem Letzteren. Morgase regierte ein reiches Land, doch die Weißmäntel gab es in jedem Land, und sie kamen ja auch aus aller Herren Länder. Nynaeve wurde klar, daß sie künftig Thom mehr Aufmerksamkeit schenken mußte. Vielleicht wußte er wirklich so viel, wie er vorgab. »Denkt Ihr also jetzt, wir hätten uns doch von Galad nach Caemlyn begleiten lassen sollen?«
    Elayne beugte sich vor, um ihr an Thom vorbei einen entschlossenen Blick zuzuwerfen. »Ganz gewiß nicht. Zum einen gibt es keine Garantie dafür, daß er sich tatsächlich gerade so entscheiden würde. Und zum anderen...« Sie richtete sich auf und wurde dadurch von dem Mann verdeckt. Nun schien sie mit sich selbst zu sprechen, sich etwas ins Gedächtnis zurückzurufen: »Falls sich zum anderen meine Mutter wirklich nun gegen die Burg stellt, will ich mit ihr für den Augenblick nur brieflich verkehren. Sie ist dazu fähig, uns beide zu unserem Besten, wie sie meint, im Palast festzuhalten. Sie ist wohl nicht in der Lage, die Macht zu lenken, aber ich will mich auch nicht gegen sie stellen, solange ich keine volle Aes Sedai bin. Wenn überhaupt.«
    »Eine starke Frau«, sagte Thom im Plauderton. »Morgase würde Euch sehr schnell Manieren beibringen, Nynaeve.« Sie gab ihm ein weiteres lautes Schnauben zur Antwort. Dieses ganze lose Haar, das ihr über die Schultern hing, konnte man einfach nicht richtig packen. Doch der alte Narr grinste sie nur an.
    Die Sonne stand hoch am Himmel, als sie die Menagerie erreichten, die immer noch am gleichen Platz lagerte, wo sie sie verlassen hatten - auf der Lichtung an der Straße. In der stehenden Luft und der Gluthitze wirkten selbst die Eichen ein wenig welk. Außer den Pferden und den großen, grauen Keilerpferden befanden sich alle Tiere wieder in den Käfigen, und auch die Menschen waren nirgends zu entdecken. Zweifellos hatten sie sich vor der Hitze in ihren Wohnwagen verkrochen, die dem ihren recht ähnlich sahen. Nynaeve und die anderen waren bereits herabgeklettert, als schließlich Valan Luca erschien, noch immer in dieses lächerliche rotseidene Cape gehüllt.
    Diesmal gab es keine blumige Ansprache und keine Verbeugungen mit gespreiztem Cape. Er riß die Augen auf, als er Thom und Juilin erkannte, und zog sie wieder zusammen beim Anblick des schachtelähnlichen Wohnwagens hinter ihnen. Dann bückte er sich und spähte unter ihre Hutkrempen. Sein Lächeln war diesmal nicht angenehm anzusehen. »So, sind wir mittlerweile etwas heruntergekommen, Lady Morelin? Oder vielleicht waren wir auch niemals oben? Habt eine Kutsche und die Kleider gestohlen, was? Na ja, es wäre eine Schande, wenn solch eine hübsche Stirn ein Brandzeichen erhielte. Das ist hier üblich, falls Ihr das nicht wußtet,

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