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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schiefergedeckten Steinbau des Stalls. Ein gelber Hund lag im Schatten unter der Kutsche, vor der bereits stärker werdenden Hitze geschützt, doch alle Stallburschen befanden sich drinnen. Von Zeit zu Zeit konnte sie hinter der geöffneten Stalltür Bewegung wahrnehmen, doch niemand trat heraus. Schließlich war es drinnen ja auch schattig.
    Sie liefen rasch über den Hof zu der kleinen Gasse zwischen dem Stall und einer hohen Steinmauer. Ein vollbeladener Mistkarren, fast genauso breit wie die Gasse und von einem Schwarm Fliegen begleitet, rumpelte vorbei. Nynaeve vermutete, daß Elayne vom Glühen Saidars umgeben sei, obwohl sie es nicht wahrnehmen konnte. Was sie betraf, hoffte sie vor allem, der Hund werde nicht zu bellen anfangen und niemand käme aus Küche oder Stall heraus. Wenn Elayne die Macht benützen mußte, konnten sie sich nicht mehr unauffällig davonschleichen, und auch wenn sie nur in Gespräche verwickelt wurden, hinterließ so etwas eine deutliche Spur für Galad.
    Das grobgezimmerte Holztor am Ende der Gasse wies nur einen Kippriegel auf, und die enge Straße dahinter war bis auf eine Handvoll Jungen leer. Die Jungen spielten zwischen den einfachen Steinhäusern mit meist strohgedeckten Dächern ein Spiel, bei dem sie sich offensichtlich mit einem ausgestopften Bohnensack schlagen mußten. Der einzige Erwachsene, den sie erblickten, war ein Mann, der auf einem gegenüberliegenden Dach mit Kopf und Schultern aus einer Luke ragte und die Tauben in einem Schlag fütterte. Weder er noch die Jungen beachteten sie weiter, als sie das Tor schlossen und die gewundene Straße entlangschlenderten, als gehörten sie hierher.
    Sie waren schon gut fünf Meilen von Sienda aus nach Westen die staubige Straße entlangmarschiert, als Thom und Juilin sie einholten. Thom fuhr etwas, das aussah wie der Wagen einer Kesselflickerfamilie, nur war er einfarbig in einem tristen Grün gestrichen, und die Farbe blätterte überall in großen Flecken ab. Nynaeve war froh, als sie ihre Bündel unter den Kutschbock schieben und neben Thom auf den Sitz klettern konnte. Weniger gefiel ihr, daß Juilin wieder Schmoller ritt. »Ich sagte Euch doch, Ihr solltet nicht wieder zur Schenke zurückkehren«, rief sie ihm zu und schwor innerlich, sie werde ihm den nächstbesten Gegenstand über den Schädel schlagen, falls er wieder zuerst Thom anblickte, bevor er antwortete.
    »Ich bin nicht zurückgegangen«, sagte er, ohne sich darüber im klaren zu sein, daß er sich soeben eine dicke Beule erspart hatte. »Ich habe dem Stallmeister erklärt, meine Lady wolle ganz frische Beeren vom Land haben und Thom und ich sollten sie holen. Das ist doch der übliche Unsinn, den die Adli... « Er brach ab und räusperte sich, als Elayne ihm einen kühlen und ausdruckslosen Blick von Thoms anderer Seite her zuwarf. Manchmal vergaß er, daß sie ja auch dem Hochadel angehörte.
    »Wir mußten doch irgendeinen Grund nennen, warum wir die Schenke und den Stall verließen«, sagte Thom und ließ die Peitsche knallen, um die Pferde anzutreiben. »Ich glaubte zu hören, daß Ihr beiden sagtet, Ihr wolltet Euch oben in Eurem Zimmer etwas hinlegen, oder zumindest Lady Morelin erleide öfters Ohnmachtsanfälle, aber die Stallburschen hätten sich trotzdem gewundert, wieso wir bei dieser Hitze im Ort umherspazieren, anstatt uns faul und bequem in den schön kühlen Heustadel zu legen, vielleicht noch mit einem Krug Bier dazu. So werden wir hoffentlich kein Gerede auslösen.«
    Elayne warf Thom einen kritischen Blick zu, vermutlich wegen der Ohnmachtsanfälle, den er nicht zu bemerken vorgab. Vielleicht bemerkte er ihn auch tatsächlich nicht. Männer waren oftmals blind, wenn es ihnen gerade paßte. Nynaeve schnaubte vernehmlich; das konnte er nicht überhören. Daraufhin ließ er die Peitsche noch etwas lauter knallen, um die Führpferde anzutreiben. Das war doch alles nur eine Ausrede, damit sie wechselweise reiten konnten. Das war auch typisch an den Männern: Sie gebrauchten Ausreden, um genau das tun zu können, was sie wollten. Wenigstens zog Elayne diesmal kritisch die Augenbrauen hoch und himmelte ihn nicht wieder an.
    »Es gibt noch etwas, das ich gestern abend in Erfahrung bringen konnte«, fuhr Thom nach einer kurzen Pause fort. »Pedron Niall versucht, die Länder gegen Rand zu vereinigen.«
    »Nicht, daß ich Euch nicht glaubte, Thom«, sagte Nynaeve, »aber wie konntet Ihr das erfahren? Ich kann nicht glauben, daß irgendein Weißmantel Euch

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