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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schwerlich daran glauben, oder ob sie ihn lediglich vom Aufgeben abhalten und ihn damit am Leben halten wolle, damit Siuan ihre Pläne mit ihm verwirklichen konnte.
    Leane hatte es gewiß nicht aufgegeben, mit anderen außer ihm zu flirten. Sie hatte offensichtlich mit Siuan abgesprochen, daß die sich um die Frauen kümmern werde und Leane um die Männer. Das war seit Lugard so gelaufen. Ihr Lächeln und ihre Blicke hatten ihnen zweimal Zimmer zum Übernachten eingebracht, obwohl die Wirtin behauptet hatte, es seien keine frei, hatte dort und in drei weiteren Schenken ihre Rechnung erheblich gesenkt und ihnen in zwei Nächten wenigstens jeweils einen Schlafplatz in einer Scheune besorgt anstatt der Büsche am Straßenrand. Andererseits waren sie deshalb einmal von einer Bauersfrau mit einer Mistgabel verjagt worden, und eine andere hatte ihnen den kalten Haferbrei nachgeworfen, der von ihrem Frühstück übriggeblieben war. Leane hatte diese Vorkommnisse erheiternd gefunden, die anderen jedoch nicht. Im Verlauf der letzten Tage aber hatte Logain aufgehört, genauso auf sie zu reagieren wie jeder andere Mann, der sich mehr als zwei Minuten in ihrer Nähe aufhielt. Er hatte aufgehört, auf überhaupt irgend etwas zu reagieren.
    Siuan nahm Bela steif und mit ausgestellten Ellbogen zurück. Sie brachte es fertig, auszusehen, als werde sie jeden Moment vom Pferd fallen. Die Hitze schien sie nicht zu berühren. »Habt Ihr heute schon etwas um ihn gesehen?« Sie blickte nicht einmal zu Logain hinüber.
    »Es ist dasselbe wie immer«, sagte Min geduldig. Siuan weigerte sich, das Ganze zu verstehen oder zu glauben, so oft sie es ihnen auch sagte. Leane ging es genauso. Es hätte ja alles keine Rolle gespielt, wenn sie nicht diese Aura immer wieder gesehen hätte seit jenem ersten Mal in Tar Valon. Aber wenn Logain nun auch im Todeskampf röchelnd auf der Straße gelegen hätte, hätte sie doch gewettet, daß er sich auf wundersame Weise wieder erholen werde. Vielleicht würde eine Aes Sedai erscheinen und ihn heilen. Irgend etwas. Was sie an Visionen sah, stellte sich immer als richtig heraus. Und es geschah auch immer. Sie wußte das, genauso wie sie beim ersten Mal, als sie Rand al'Thor sah, gewußt hatte, sie würde sich hoffnungslos in ihn verlieben. Genauso hatte sie von Anfang an gewußt, daß sie ihn mit zwei anderen Frauen würde teilen müssen. Logain ging einem Ruhm entgegen, von dem nur wenige Männer auch nur jemals geträumt hatten.
    »Sprecht nicht in diesem Ton mit mir«, mahnte Siuan, und der Blick aus ihren blauen Augen war scharf. »Es ist schon schlimm genug, daß wir diesen großen, haarigen Karpfen füttern müssen, damit er überhaupt etwas ißt. Da müßt Ihr nicht auch noch schmollen wie ein Kormoran im Winter. Mit ihm muß ich mich vielleicht abfinden, Mädchen, aber wenn Ihr mir auch noch Schwierigkeiten macht, werdet Ihr es schnell bereuen. Ist das klar genug?«
    »Ja, Mara.« Wenigstens hättet Ihr es etwas sarkastisch klingen lassen können, dachte sie abfällig. Du mußt nicht gerade so folgsam wie eine Gans herumhocken. Leane hast du doch auch Kontra gegeben. Die Domanifrau hatte vorgeschlagen, sie solle das, was sie besprochen hatten, im letzten Dorf an einem Hufschmied ausprobieren. Er war ein hochgewachsener, gutaussehender Mann mit starken Händen und einem bedächtigen Lächeln, aber trotzdem... »Ich werde mich bemühen, nicht zu schmollen.« Das Schlimmste daran war, daß ihr klar wurde, daß sie es ernst gemeint hatte. Siuan hatte eine solche Wirkung auf andere. Min konnte sich nicht im geringsten vorstellen, daß Siuan einmal fragen würde, wie man einen Mann am erfolgversprechendsten anlächelte. Siuan sah einem Mann in die Augen, befahl ihm, was er zu tun habe und erwartete, daß er dem auch prompt nachkam. So machte sie es grundsätzlich immer. Falls sie es doch einmal anders machte, so wie im Fall von Logain, dann nur, weil es ohnehin keine große Rolle spielte.
    »Es ist nicht mehr sehr weit, oder?« mischte sich Leane resolut ein. Den anderen Tonfall hatte sie für Männer reserviert. »Mir gefällt sein Zustand nicht, und wenn wir eine weitere Nacht lang draußen bleiben müssen... Na ja, wenn er noch weniger mithilft als heute morgen, weiß ich nicht, ob wir ihn überhaupt noch einmal in den Sattel bekommen.«
    »Nicht sehr, wenn die Auskünfte richtig waren, die ich zuletzt erhielt.« Siuan machte einen nervösen Eindruck. Sie hatte im letzten Dorf vor zwei Tagen noch gefragt.

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