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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Min hatte natürlich nicht lauschen dürfen, und Logain hatte keinerlei Interesse gezeigt. Jedenfalls paßte es Siuan nicht, wenn sie daran erinnert wurde. Min hatte keine Ahnung, warum. Siuan konnte ja wohl nicht glauben, daß Elaida hinter ihnen her sei.
    Auch sie hoffte, daß ihr Ziel nahe sei. Sie konnten nicht wissen, wie weit sie seit der Straße nach Jehannah nach Süden abgekommen waren. Die meisten Dorfbewohner hatten selbst keine rechte Ahnung, wo sich ihr Dorf in bezug auf andere Orte außer gerade einmal der nächsten Kleinstadt befand, aber als sie den Manetherendrelle in Richtung Altara überquerten, kurz bevor Siuan sie die belebte Straße verlassen hieß, hatte der ergraute, alte Fährmann aus irgendeinem Grund eine zerfledderte Landkarte studiert, die den gesamten Bereich bis zu den Verschleierten Bergen zeigte. Wenn sie sich nicht völlig verschätzte, mußten sie nach wenigen Meilen auf einen weiteren breiten Fluß stoßen. Entweder war das der Boern, was bedeuten würde, daß sie sich bereits in Ghealdan befanden, wo sich auch der Prophet und seine Anhänger aufhielten, oder es war der Eldar, auf dessen gegenüberliegender Seite Amadicia und die Weißmäntel auf sie warteten.
    Sie tippte jedenfalls auf Ghealdan, Prophet hin oder her, und selbst das war eine Überraschung, falls sie sich wirklich so nahe an der Grenze befanden. Nur ein Narr erwartete eine Versammlung von Aes Sedai näher an Amadicia, als unbedingt notwendig war, und Siuan war nun wirklich keiner. Doch ob sie nun nach Ghealdan kamen oder nach Altara - in jedem Fall war Amadicia nicht allzu viele Meilen weit entfernt.
    »Daß diese Dämpfung ihn ausgerechnet jetzt wieder voll erwischen mußte«, knurrte Siuan. »Wenn er nur noch ein paar Tage aushält...« Min hielt den Mund. Wenn die Frau sowieso nicht auf sie hörte, war Reden nutzlos.
    Siuan schüttelte den Kopf und ließ Bela wieder die Führung übernehmen. Sie klammerte sich an die Zügel, als fürchte sie, daß die lammfromme Stute im nächsten Moment mit ihr durchging. Leane begann wieder mit seidiger Stimme Logain zu beschwatzen und seelisch aufzurichten. Vielleicht empfand sie ja wirklich etwas für ihn; das wäre auch nicht eigenartiger als Mins eigene Liebesgeschichte.
    Bewaldete Hügel glitten an ihren Augen vorüber. Nichts änderte sich an dieser Landschaft, die nur aus Bäumen, verfilzten Kräutern und Dornbüschen zu bestehen schien. Die Farnreihe, wo einst die alte Straße gewesen war, zog sich pfeilgerade hin. Leane hatte gesagt, die Beschaffenheit der Erde sei anders, wo die Straße einst verlaufen war. Woher sollte Min das wissen? Manchmal keckerten ihnen Eichhörnchen mit Haarbüscheln an den Ohren von irgendeinem Ast aus zu, und gelegentlich sang ein Vogel. Min hatte keine Ahnung, welche Arten von Vögeln das sein konnten. Baerlon war vielleicht keine richtige Stadt, wenn man es mit Caemlyn oder Illian oder Tear verglich, aber sie war eben eine Stadtbewohnerin, und ein Vogel war nur ein Vogel für sie. Außerdem war ihr völlig gleichgültig, auf welcher Art von Boden Farne wuchsen.
    Wieder traten Zweifel an die Oberfläche ihres Bewußtseins. Das war ihr seit Korequellen immer wieder passiert, aber anfangs war es noch leichter gewesen, sie zu unterdrücken. Doch seit Lugard waren sie ständig stärker geworden, und sie ertappte sich dabei, wie sie Siuan in einem ganz anderen Licht betrachtete als früher. Nicht, daß sie es gewagt hätte, Siuan tatsächlich damit zu konfrontieren - natürlich nicht! Aber das bereits ärgerte sie, auch wenn sie es nur vor sich selbst im stillen zugab. Aber vielleicht hatte Siuan ja wirklich keine Ahnung, wohin sie eigentlich zogen? Sie konnte ja nun lügen, denn einer Dämpfung unterzogen zu werden hieß auch, von den Drei Eiden entbunden zu sein. Vielleicht hoffte sie lediglich, eine fortgesetzte Suche werde sie endlich auf die Spur dessen bringen, wonach sie so verzweifelt suchte. Auf gewisse Weise, und ganz gewiß auf eine sehr eigenartige, hatte Leane damit begonnen, ihr eigenes Leben zu führen, losgelöst von den Banden der Politik, der Einen Macht und Rands. Sie hatte diese Dinge wohl nicht ganz aufgegeben, aber im Falle Siuans glaubte Min, daß diese überhaupt nichts anderes habe, woran sie sich klammern konnte. Die Weiße Burg und der Wiedergeborene Drache hatten ihr ganzes Leben ausgefüllt, und daran würde sie festhalten, auch wenn sie sich selbst belügen mußte.
    Übergangslos gelangten sie aus dem Wald heraus zu

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