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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Abschirmung blieb. Sie hämmerte umsonst darauf ein, während sie Moghedien hinterherkroch und versuchte, den Saum ihres Nachthemds zu fassen, wobei sie verzweifelt schluchzte: »Bitte, Große Herrin.«
    »Sie reisen mit einer Menagerie«, sagte Moghedien zu Chesmal. »Eure ganze Suche, und dann mußte ich sie doch selbst aufspüren. Eine Menagerie zu finden sollte nicht allzu schwierig sein.«
    »Ich werde Euch treu dienen«, weinte Liandrin. Die Angst lähmte ihre Glieder; sie konnte nicht schnell genug kriechen, um Moghedien einzuholen. Sie sahen sich noch nicht einmal nach ihr um, wie sie da ihnen nach über den Teppich krabbelte. »Bindet mich, Große Herrin. Tut alles. Ich werde eine treue Hündin sein!«
    »Es ziehen eine ganze Menge Menagerien nach Norden«, sagte Chesmal, die mit Eifer den Mißerfolg übertünchen wollte, der sich in ihrer Stimme niederschlug. »Nach Ghealdan, Große Herrin.«
    »Dann muß ich nach Ghealdan gehen«, sagte Moghedien. »Ihr werdet uns schnelle Pferde besorgen und...« Die sich schließende Schlafzimmertür verschluckte den Rest ihrer Worte.
    »Ich werde eine treue Hündin sein«, schluchzte Liandrin, die wie ein Häufchen Elend auf dem Teppich lag. Sie hob den Kopf und blinzelte sich die Tränen aus den Augen. So sah sie, wie Temaile sie beobachtete, sich die Arme rieb und lächelte. »Wir könnten sie überwältigen, Temaile. Wir drei gemeinsam könnten...«
    »Wir drei?« Temaile lachte. »Ihr könntet noch nicht einmal den fetten Evon überwältigen.« Ihre Augen zogen sich zusammen, als sie die Abschirmung um Liandrin abtastete. »Sie hätte Euch genausogut einer Dämpfung unterziehen können.«
    »Bitte, hört doch zu.« Liandrin schluckte schwer und bemühte sich, wieder deutlicher zu sprechen, doch ihre Stimme klang immer noch belegt, wenn auch äußerst eindringlich, als sie verzweifelt heraussprudelte: »Wir haben über die Uneinigkeit gesprochen, die zwischen den Auserwählten herrschen muß. Wenn sich Moghedien so versteckt, dann tut sie es vor den anderen Auserwählten. Sollten wir sie fangen und ihnen übergeben, dann stellt Euch einmal die Paläste vor, die wir dafür haben könnten! Man würde uns vielleicht über Könige und Königinnen erheben. Wir könnten sogar selbst zu Auserwählten werden!«
    Einen Augenblick lang - einen gesegneten, wundervollen Moment lang - zögerte die Frau mit dem Kindergesicht. Dann schüttelte sie den Kopf. »Du hast noch nie gewußt, wie hoch du deinen Blick erheben kannst. ›Wer nach der Sonne greift, verbrennt sich die Finger.‹ Nein, ich glaube, ich werde mir die Finger nicht daran verbrennen, daß ich zu hoch hinaus will. Ich werde besser tun, was mir auf getragen wurde und dich auf Evon vorbereiten.« Plötzlich lächelte sie und zeigte weiße Zähne, die sie noch fuchsartiger wirken ließen. »Wie überrascht er sein wird, wenn du zu ihm kriechst und ihm die Füße küßt.«
    Liandrin begann zu schreien, bevor Temaile roch richtig begonnen hatte.

KAPITEL
35

    Herausgerissen
    G ähnend betrachtete Elayne Nynaeve von ihrem Bett aus. Sie hatte den Kopf auf einen Ellbogen gestützt, und das schwarze Haar hing an einem Arm herunter und kitzelte sie. Es war eigentlich schon lächerlich, darauf zu bestehen, daß diejenige, die nicht nach Tel'aran'rhiod ging, wach bleiben mußte. Sie wußte nicht, wieviel Zeit für Nynaeve in der Welt der Träume vergangen war, doch sie lag nun schon gut zwei Stunden hier und hatte nicht einmal ein Buch zum Lesen oder eine Handarbeit, um sich die Zeit zu vertreiben. Sie konnte nichts weiter tun, als die andere Frau anzustarren, die auf ihrem eigenen schmalen Bett ausgestreckt lag. Den A'dam noch weiter zu untersuchen brachte auch nichts. Sie glaubte, ihm mittlerweile alles entrungen zu haben, was sie daraus lernen konnte. Sie hatte sogar ganz vorsichtig ein wenig der Heilkunst mit Hilfe der Macht an der schlafenden Frau ausprobiert. Eine wache Nynaeve hätte dem niemals zugestimmt, denn sie hielt nicht viel von Elaynes Fähigkeiten auf diesem Gebiet -nun, vielleicht hätte sie auch in diesem besonderen Fall eine Ausnahme gemacht -, aber Nynaeves blaues Auge war verschwunden. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, war das die komplizierteste Heilung gewesen, die Elayne bisher unternommen hatte, und sie hatte all ihre Kräfte dafür zusammennehmen müssen. Nichts zu tun. Hätte sie ein wenig Silber, dann hätte sie versuchen können, selbst einen A'dam herzustellen. Silber war nicht das einzige Metall,

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