Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Lichtbalken als flimmerndes Nachbild durch sein Gesichtsfeld.
    Auf der anderen Seite des großen Raums krachte ein Teil einer der Säulen auf die Fußbodenfliesen herab. Wo dieser Lichtstrahl aufgetroffen war - oder was es halt gewesen war; kein richtiges Licht natürlich -, hatte er glatte Stücke sauber aus den Säulen herausgeschnitten. Die halbe Wandbreite hinter den Säulen wies einen klaffenden Schnitt auf.
    »Hat Euch einer von ihnen gebissen, oder wurdet Ihr nur von ihren Blutspritzern getroffen?«
    Er fuhr herum, als Moiraines Stimme erklang. Er war so auf das konzentriert gewesen, was er getan hatte, daß er nicht gehört hatte, wie sie die Treppe heraufkam. Sie stand da, ihre Hände in den Rock verkrampft, das Gesicht im Schatten fast verborgen, und musterte ihn. Sie hatte bestimmt die Wesen genau wie er gespürt, aber um so schnell hierher zu kommen, mußte sie sich mächtig beeilt haben. »Haben Euch die Töchter durchgelassen? Seid Ihr jetzt auch eine Far Dareis Mai geworden, Moiraine?«
    »Sie gewähren mir einige der Privilegien einer Weisen Frau«, sagte sie hastig. Die blanke Ungeduld schwang in ihrer sonst so melodiösen Stimme mit. »Ich habe den Wächterinnen gesagt, daß ich dringend mit Euch zu sprechen hätte. Antwortet mir aber jetzt! Haben die Schattenhunde Euch gebissen oder ihr Blut auf Euch verspritzt? Hat ihr Speichel Euch berührt?«
    »Nein«, antwortete er bedächtig. Schattenhunde. Das wenige, was er über sie wußte, stammte aus alten Märchen, wie man sie in den Südländern benutzte, um Kinder damit zu erschrecken. Manche Erwachsenen glaubten auch daran. »Warum macht Ihr euch über einen Biß Gedanken? Ihr könntet ihn doch mit Hilfe der Macht heilen. Soll das vielleicht bedeuten, der Dunkle König sei frei?« So im Nichts eingebettet, war selbst die Angst nur ein ferner Schatten dieses Gefühls.
    In den Geschichten, die man sich so erzählte, rannten die Schattenhunde nachts in der Wilden Jagd mit. Der Jäger war der Dunkle König selbst. Auch auf dem weichsten Untergrund hinterließen sie keine Fußspuren, aber dafür auf Stein, und sie gaben ihre Jagd nicht auf, bevor man sich ihnen nicht gestellt und sie besiegt hatte oder über fließendes Wasser entkommen war. Kreuzwege waren angeblich ein besonders gefährlicher Ort für ein Zusammentreffen mit ihnen, und dazu die Zeit gerade nach Sonnenuntergang oder kurz vor Sonnenaufgang. Er hatte mittlerweile schon so viele Legenden Wirklichkeit werden sehen, daß er geneigt war, diese Geschichten zu glauben.
    »Nein, das nicht, Rand.« Sie schien wieder ihre Selbstbeherrschung erlangt zu haben, denn nun klang ihre Stimme wieder glockenklar, ruhig und kühl. »Sie sind nur eine andere Art von Schattenwesen, eine, die niemals hätte gezeugt werden dürfen. Doch ihr Biß ist der sichere Tod, wie ein Dolch im Herzen, und ich glaube nicht, daß ich eine solche Wunde heilen könnte, bevor Ihr daran sterbt. Ihr Blut und sogar ihr Speichel ist pures Gift. Ein Tropfen auf der Haut kann schon töten, langsam, und am Ende unter großen Schmerzen. Ihr hattet Glück, daß es nur drei waren. Oder habt Ihr noch mehr getötet, bevor ich eintrat? Ihre Meuten sind für gewöhnlich größer, oftmals zehn oder zwölf, wie die wenigen Berichte aus dem Schattenkrieg besagen.«
    Größere Meuten. Er war nicht das einzige Ziel in Rhuidean für einen der Verlorenen...
    »Wir müssen darüber reden, was Ihr gebraucht habt, um sie zu töten«, begann Moiraine, doch da war er bereits auf und davon, so schnell er nur konnte. Er ignorierte ihre Rufe, wo er denn hinwolle und warum.
    Die Treppenfluchten hinunter und durch dunkle Korridore, in denen ihm schlaftrunkene Töchter des Speers, die von seinen hämmernden Stiefelschritten in ihren mondscheindurchfluteten Zimmern geweckt worden waren, verwirrt nachblickten. Durch den Vordereingang, an dem Lan unruhig mit zwei Wächterinnen zusammenstand, den farbverändernden Umhang der Behüter um die Schultern gelegt, so daß Teile seines Körpers in die Nacht überzugehen schienen.
    »Wo ist Moiraine?« schrie er, als Rand an ihm vorbeihetzte, doch Rand sprang bereits die breiten Treppen hinunter, nahm immer zwei Stufen auf einmal, und antwortete nicht.
    Die halbverheilte Wunde an seiner Seite zog sich zusammen wie eine Faust. Er war sich im Nichts der Schmerzen nur vage bewußt, als er schließlich das gesuchte Gebäude erreichte. Es stand am Stadtrand von Rhuidean, weit von dem großen Platz entfernt, so weit entfernt

Weitere Kostenlose Bücher