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Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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an sich und holte die Flasche mit der roten Flüssigkeit heraus.
    »Nein«, sagte er entschlossen, »Ihr werdet das Elixier der Ewigkeit nicht mehr trinken, Pater.« Und er warf die Flasche auf den Boden. Es klirrte, als sie auf den Steinfliesen zerbrach . Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen starrte Pater Giacomo den Fleck an, der aussah, als wäre dort Blut vergossen worden.
    »Was hast du getan?«, schrie er. »Weißt du überhaupt, was du getan hast, du Narr? Ich werde …«
    »Ja«, sagte Stefano ruhig, »ich weiß, was ich getan habe. Ich habe Euch das Drachenöl in die Grütze gemischt. Und jetzt werdet Ihr sterben.«
    »Verräter!«, zischte Pater Giacomo, und mit einer Geschwindigkeit , die Stefano ihm nicht zugetraut hätte, schossen seine Hände vor und krallten sich an seinem Hals fest. Seine Augen glühten vor Wut und Hass. »Elender Verräter. Was haben Cosimo, seine Ratte Anselmo und die ganze ver-fluchte Bande dir versprochen, he? Reichtum? Das ewige Leben?«
    »Nichts, Pater«, presste Stefano hervor. Die Luft wurde ihm knapp, doch er wehrte sich nicht. Wenn Pater Giacomo ihn hier an Ort und Stelle erwürgte, so sollte es eben geschehen . Er war bereit zu sterben. »Sie haben mir nichts versprochen . Allerdings hoffe ich, mit dem Drachenöl Eure Seele zu retten.«
    »Du … elender … Wicht …« Pater Giacomo keuchte vor Anstrengung. Dann ließ er plötzlich los. Seine Hände fielen auf die Bettdecke, und entkräftet sank er zurück. »Mein eigen Fleisch und Blut«, flüsterte er und warf Stefano einen angewiderten Blick zu. »Du bist …«
    »Nein, ich bin nicht Euer Sohn. Ihr habt mich meiner Mutter geraubt und meinen Vater getötet. Das ist die Wahrheit . Ihr habt mich an Eurer Seite großgezogen, weil Ihr einen Begleiter haben wolltet auf Eurem Weg durch die Jahrhunderte . Ihr habt Euch vor der Einsamkeit gefürchtet. Nur aus diesem Grund habt Ihr mir das Elixier der Ewigkeit zu trinken gegeben. Cosimo hatte schließlich auch einen Freund an seiner Seite. Doch Anselmo hat das Elixier freiwillig getrunken, er wusste, was ihn erwartet. Ihr jedoch habt mich betrogen.«
    Pater Giacomo keuchte, und einen Augenblick lang hatte Stefano den Eindruck, er würde alles leugnen, ihm eine weitere von unendlich vielen Lügengeschichten auftischen.
    »Wer hat dir das erzählt?«, fragte er mit zornbebender Stimme. »Wer? War es etwa Cosimo?«
    »Nein, Pater«, erwiderte Stefano und sah auf Pater Giacomo hinab. »Ihr wart es selbst. Ich habe Euer Tagebuch gelesen.«
    Wieder riss Pater Giacomo die Augen auf. Wieder hatte Stefano das Gefühl, dass er versuchen würde sich herauszureden .
    »Und jetzt, da du alles weißt, genießt du es, mich so zu sehen, nicht wahr?«, zischte er voller Häme und spuckte Stefano ins Gesicht. »Der Hass hat dich dazu getrieben, mir dieses Gift unterzumischen. Du hasst mich! Was siehst du, wenn du mich so von oben herab betrachtest? Einen Teufel? Einen Dämon?«
    Stefano schüttelte den Kopf. »Ich sehe einen Mann, der nicht einmal auf dem Totenbett Hass und Zorn vergessen kann«, sagte er und fühlte plötzlich eine große Ruhe in sich. »Ich habe Mitleid mit Euch, Pater.«
    Er breitete die Decke über Pater Giacomo und kniete neben seinem Bett nieder.
    »Was tust du da?«, fragte Pater Giacomo barsch. »Was soll das?«
    »Ihr wart mein Leben lang mein Lehrer, mein Mentor. Jetzt bin ich an der Reihe, Euch auf Eurem letzten Weg zu begleiten.«
    »Du willst mich krepieren sehen, nicht wahr? Du willst dich vergewissern, dass du dein Werk auch wirklich zu Ende gebracht hast. Dass dies hier das Ende ist. Und dann gehst du zu deinen neuen Freunden und feierst mit ihnen und …«
    »Nein, Pater. Ich bin hier, um für Euch und mit Euch zu beten.«
    Stefano ergriff seine Hand. Die Finger waren eiskalt, als wären sie bereits tot. Er küsste sie und nahm sie in seine gefalteten Hände.
    »Glaubst du«, sagte Pater Giacomo nach einer ganzen Weile leise, und plötzlich klang seine Stimme ganz anders, »glaubst du an die Vergebung der Sünden?«
    »Gewiss, Pater«, antwortete Stefano. »Dafür ist unser Herr Jesus Christus am Kreuz gestorben.«
    Pater Giacomo wandte den Kopf und sah ihn an. Tränen schimmerten in seinen Augen.
    »So viel …«, sagte er mit schleppender Stimme. »… weiß nicht … wo anfangen … Bete, Stefano … bitte …«
    Stefano senkte den Kopf und begann langsam zu sprechen :
    »Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille

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