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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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im Sinne der Anklage. Nepal-Trekking vor zwei Jahren und schon einmal drei Jahre zuvor. Der Amazonas-Öko-Touri-Mist war siebenundachtzig dran.«
    »Also?« Cordie schenkte den letzten Rest Sheep Dip aus. »Warum bist du hier?«
    Eleanor griff in ihre Tasche und holte Tante Kidders Tagebuch heraus. Sie legte es vorsichtig auf den Tisch, sorgsam darauf bedacht, daß es keine Whiskyflecken bekam. Sie schob das Tagebuch mit zwei Fingern zu Cordie rüber.
    Cordie zögerte. »Darf ich es aufschlagen?«
    »Ja.« Eleanor schaute zu, wie die andere Frau eine Brille aus ihrer Handtasche angelte und das alte Tagebuch durchblätterte, wobei sie die Seiten zuerst nur überflog, doch dann las sie ganze Passagen.
    Cordie pfiff leise. »Das paßt zu einer Menge von dem verrückten Mist, der hier im Moment abgeht.«
    »Ja«, bestätigte Eleanor.
    »Diese Lorena Stewart«, fuhr Cordie fort. »Ist sie jemand Bedeutendes, den ich kennen sollte? Ich meine, war sie so was wie Abe Lincolns zweite Frau oder was ähnliches?«
    Eleanor lachte entspannt. »Nein, so bedeutend nicht, obwohl sie einige wunderschöne Reiseberichte geschrieben hat, die heute so gut wie vergessen sind. Lorena ist eine entfernte Verwandte von mir. Als sie älter wurde, kannte alle Welt sie nur als Tante Kidder.«
    Cordie berührte das Buch fast zärtlich mit den Fingerspitzen. »Also, warum bist du hier?«
    Eleanor überlegte einen Moment, selbst durch ihren wohligen Whiskynebel hindurch erstaunt darüber, daß sie über all das sprach. »Es gibt einige Rätsel in diesem Tagebuch«, sagte sie schließlich. »Das einfachere Rätsel... das äußere Rätsel... um die Geschehnisse, über die Tante Kidder geschrieben hat. Und das komplexere Rätsel, warum sie Samuel Clemens nicht geheiratet hat.«
    »Samuel Clemens«, sagte Cordie. »Das ist doch Mark Twain, oder?«
    »Ja.«
    »Ich bin mal in Hannibal gewesen«, erzählte Cordie. »Ist ‘ne hübsche kleine Stadt am Mississippi.«
    »Ja, ich bin auch mal hingefahren«, sagte Eleanor. Einmal alle zwei Jahre, fügte sie nicht hinzu. Und jedesmal besuche ich das Haus, in dem er seine Kindheit verbracht hat, und das verstaubte Museum des Schriftstellers, als würde ich dort den Schlüssel zu Tante Kidders Entscheidung finden.
    »Und Mark Twain wollte diese Lorena Stewart heiraten?«
    »Nun...« Wieder überlegte Eleanor. »Du kannst es gern lesen, wenn du willst.« Seit Tante Beanie ihr im Alter von zwölf Jahren das Tagebuch... den Talisman... gegeben hatte, hatte Eleanor es niemandem gezeigt, es an niemanden ausgeliehen.
    Cordie nickte bedächtig, so als würde sie verstehen. »Ich weiß das sehr zu schätzen, Nell. Ich werde es heute nacht lesen und es dir morgen unbeschadet zurückgeben.«
    Eleanor sah auf ihre Uhr. »Du meine Güte, es ist schon nach eins!«
    Cordie stand auf, stützte sich mit einer Hand am Tisch ab und steckte das Tagebuch in ihre Tasche. »He«, sagte sie, »es spielt doch keine Rolle. Wir sind im Urlaub.«
    »Es ist mir nicht wohl dabei, daß du allein zur Big Hale zurückgehst.«
    »Warum?« fragte Cordie Stumpf. »Der Regen hat aufgehört.«
    »Ja, aber...«, setzte Eleanor an. »Aber da sind...«
    »Monster«, beendete Cordie den Satz für sie und grinste. »Das will ich doch hoffen.« Sie holte den Revolver aus ihrer Tasche, kontrollierte die Trommel und steckte ihn wieder zurück, während sie zur Tür ging. »Ich seh dich dann morgen, Nell. Mach dir keine Sorgen um Tante Kidders Tagebuch. Was immer sich daran vergreifen will, muß zuerst mit mir fertig werden.«
    »Bis morgen«, rief Eleanor ihr nach, als Cordie den gewundenen Pfad entlang im Dschungel verschwand.
     
     

Kapitel 15
    Im Feuer geborstener Fels trifft die Sonne;
Feuer quillt über das Meer bei Puna;
Über die leuchtende See bei Ku-ki’i.
Die Götter der Nacht am östlichen Tor,
Die Skelettwälder, die düster sich erheben.
Was bedeutet all dies?
Es bedeutet Verwüstung.
     
    Hi’iakas Gesang an Pele
     
     
    Es war schon nach fünf, als Byron Trumbo sich endlich neben Maya ins Bett fallen ließ, um eine Stunde im Halbschlaf dahinzudämmern, bevor er wieder aufstehen und duschen mußte. Er hatte um sieben Uhr ein Arbeitsfrühstück mit der Sato-Gruppe.
    Die Szene in der Baubude hätte aus einem seiner pubertären Jugendträume stammen können. Bicki hatte ihn — splitternackt — an der Tür empfangen und sich auf ihn gestürzt. Auf der Meeresblickveranda blubberte schon der Whirlpool, und Trumbo hatte die zierliche Frau

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