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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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sind... wie nennt man das noch... sie haben Streifen.«
    »Das kommt von den verschiedenen Lavaschichten, die abgekühlt sind und sich zusammengezogen haben«, sagte Paul.
    »Ja, genau.« Cordie klang nachdenklich. »Wir könnten alle in dem Ding aufrecht gehen. Ist es gefährlich?«
    Paul Kukali zuckte mit den Achseln. »Das Hotel rät davon ab.«
    »Warum?« fragte Cordie. »Fledermäuse?«
    Der Kurator schüttelte den Kopf. »Nein, die meisten unserer Fledermäuse auf Big Island nisten in Bäumen. Die Hotelleitung hat mehr Angst davor, daß jemand stürzen könnte, denke ich. Die Lavatunnel sind wirklich recht ausgedehnt. Man kann sich mühelos darin verlaufen.«
    Wieder schnaubte Cordie. »Vielleicht sind da drin all die vermißten Gäste verschwunden.«
    Paul Kukali verstummte, so als wäre ihm die unvermittelte Erwähnung der Probleme des Hotels peinlich.
    Eleanor beobachtete ihn. »Haben Sie nicht denjenigen verhaftet, der hinter diesen Entführungen... Morden... was auch immer steckte?«
    Paul nickte. »Jimmy Kahekili. Aber sie werden ihn bald wieder freilassen müssen.«
    »Warum?« fragte Eleanor.
    Paul sah sie an, sein Gesicht ausdruckslos. »Weil er völlig unschuldig ist. Oder besser gesagt, weil seine einzige Schuld darin besteht, daß er eine große Klappe hat und fanatischer Anhänger der Separatistenbewegung ist.«
    Cordie kletterte wieder von den Felsblöcken auf den Joggingpfad herunter. »Welche Separatistenbewegung?«
    »Eine wachsende Zahl von Hawaiianern... eingeborenen Hawaiianern... verlangt von den Vereinigten Staaten, daß sie den Inseln ihren ehemaligen Status als unabhängige Nation zurückgeben«, erklärte Paul.
    »Ach ja?« sagte Cordie. »Sie meinen, das hier war mal ein eigenständiger Staat? Ich dachte immer, bevor die Zuckerrohrpflanzer auftauchten, wäre es einfach nur eine Inselkette mit Eingeborenen und Bambushütten und all dem Zeug gewesen.«
    Eleanor zuckte leicht zusammen, aber sie bemerkte, daß Paul Kukali bloß lächelte. »Es gab hier Eingeborene und Bambushütten«, erwiderte er, »aber bis zu einem Januartag im Jahr 1893 hatte Hawaii auch seine eigene Regierung — eine Monarchie. Königin Liliuokalani saß auf dem Thron, als die weißen Plantagenbesitzer und einige US-Marines die Inseln in einer illegalen Invasion annektierten... und das war’s dann. Es ist noch gar nicht lange her, da hat Präsident Clinton eine offizielle Entschuldigung für die widerrechtliche Aneignung unterzeichnet. Das hat einige Hawaiianer zufriedengestellt. Aber andere, wie Jimmy Kahekili, wollen alles zurück und die Monarchie wiederhergestellt wissen.«
    Cordie Stumpf schnaubte verächtlich bei dieser Vorstellung. »Das ist ja so, als würden die Indianer Manhattan zurückverlangen, stimmt’s nicht?«
    Paul spreizte die Finger. »Ja. Wenn tatsächlich eine völlige Unabhängigkeit für die gesamte Inselgruppe verlangt wird. Kein vernünftiger Mensch glaubt, daß die USA Waikiki und all die Militärstützpunkte zurückgeben werden. Aber einige von uns hoffen, daß eine Form eingeschränkter Unabhängigkeit möglich ist... ungefähr wie bei den amerikanischen Ureinwohnern auf dem Festland.«
    »Ein Reservat?« sagte Eleanor.
    Der Kurator rieb sich das Kinn. »Haben Sie von Kahoolawe gehört?«
    »O ja«, erwiderte Eleanor.
    »Was?« sagte Cordie. Ihre Sonnenbrille hatte ein weißes Plastikgestell, und jetzt blitzten die dunklen Gläser zu den beiden anderen hoch. »Worum geht’s?«
    Paul Kukali wandte sich zu ihr um. »Kahoolawe ist die hawaiische Insel, die niemand je besucht«, erklärte er. »Sie ist nur elf Meilen lang und sechs breit, aber sie war in der Mythologie der Hawaiianer heilig und beherbergt noch immer viele heiaus und andere archäologische Schätze.«
    »Ich gebe auf«, sagte Cordie. »Warum will da keiner hin?«
    »Die Insel gehörte bis 1941 einem einzelnen Mann — einem weißen Rancher«, erklärte Paul. »Am Tag nach Pearl Harbor hat sich die US Navy die gesamte Insel als Übungsziel für ihre Kampfflieger unter den Nagel gerissen und bewirft sie seitdem auch weiterhin mit Bomben und Granaten.«
    Cordie Stumpf schmunzelte und zeigte dabei ihre kleinen Zähne. Eleanor fand, daß es ein interessantes, kindliches Lächeln war. »Also wollen die Hawaiianer das als Reservat?« sagte sie. »Ein Übungsziel für Bomben? Ich würde ja wenigstens das Mauna Pele verlangen.«
    Der Kurator grinste. »Ich auch. Aber wir kommen jetzt wirklich zu weit vom Thema ab.«
    »Sie meinen,

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