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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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entgehen.«
    Eleanor trat einen Schritt näher. »Gab es hier in der Nähe... vielleicht sogar an dieser Bucht... nicht auch einen heiau, von dem die Legende besagt, daß er innerhalb einer Nacht vom Heer der Nacht erbaut wurde?«
    Paul Kukali musterte sie überrascht. »Richtig«, sagte er. »Genau hier, obwohl keine Spuren des tatsächlichen heiau gefunden wurden. Das war einer der Gründe, weshalb wir versucht haben, vor Gericht zu erzwingen, daß das Gebiet hier unter Naturschutz gestellt wird.«
    »Das Heer der Nacht?« fragte Cordie.
    Der Kurator drehte sich zu der untersetzten Frau um und lächelte. »Prozessionen der Toten... ali’i, Fürsten, so man den Legenden Glauben schenken will... wenn man sie sieht, gilt das gemeinhin als schlechtes Zeichen. Eine Legende besagt, daß der heiau an dieser Stelle innerhalb einer einzigen Nacht des Jahres 1866 vom Heer der Nacht erbaut wurde.« Er wandte sich wieder zu Eleanor um. »Wo sind Sie denn über diese kleine Anekdote gestolpert?«
    Sie zögerte nur einen Augenblick. »Bei Mark Twain, glaube ich.«
    Paul nickte. »Ach ja. Ich hatte seine Briefe aus Hawaii vergessen. Er war in jenem Sommer auf Big Island, als der heiau von den wandelnden Toten erbaut wurde, wenn ich mich richtig erinnere. Ich habe darüber Nachforschungen angestellt. Aber ich dachte nicht, daß dieser spezielle Brief je veröffentlicht wurde... er befindet sich noch immer in seinem Nachlaß, nicht wahr?«
    Eleanor schwieg.
    »Sind Sie Vollbluthawaiianer?« fragte Cordie, ihre Neugier so offen wie die eines Kindes.
    »Ja«, antwortete Paul Kukali. »Es gibt nicht sehr viele von uns, um ehrlich zu sein. Ich habe irgendwo gelesen, daß hundertzwanzigtausend Menschen auf den Inseln behaupten, hawaiisches Blut in ihren Adern zu haben, aber Ethnologen gehen davon aus, daß nur noch ein paar hundert reinblütige Hawaiianer übrig sind.« Er machte eine kurze Pause. »Ich halte das für ein gutes Zeichen, Sie nicht auch?«
    »Vielfalt bedeutet gemeinhin Stärke«, bemerkte Eleanor.
    »Wollen wir uns jetzt den Rest des Petroglyphenfeldes ansehen?« fragte er. »Der Golfplatz hat ein großes Stück davon gefressen, aber es gibt noch einige bemerkenswerte Beispiele einer falkenköpfigen Gestalt, über die niemand eine Theorie hat.«
    Sie schlenderten den Joggingpfad entlang und plauderten angeregt, während sie sich immer tiefer in die a‘a- Wüste hineinbewegten.
     
    Trumbo fürchtete schon, das vermaledeite Golfspiel würde gar kein Ende mehr finden; er schickte Gus zum Clubhaus zurück, weil der Caddy gänzlich mit den Nerven am Ende war. Gus ’ junger Neffe, Nicky Roo, trug die letzten paar Löcher die Schläger für Trumbo, dessen eigene Nerven so flatterten, daß er Will Bryant vorausgeschickt hatte, um nachzusehen, ob... irgend etwas... in den Löchern oder den Sandgruben lag.
    »Wir müssen es melden«, hatte Bryant ihm zugeflüstert, bevor er mit seinem Golfwagen davonsurrte.
    »Was müssen wir melden?« hatte Trumbo zurückgezischt. »Daß in den Löchern unseres beschissenen Zwölf-Millionen-Dollar-Golfplatzes abgetrennte Hände lauern? Oder daß Sie Beweise für einen Mord in die Lavafelder geworfen haben, damit Hiroshe putten konnte? Die Dorfbullen würden sicher begeistert sein.«
    Will Bryant zuckte mit keiner Wimper. »Wir werden es melden müssen.«
    »Erst einmal müssen Sie zurückgehen und es finden«, hatte Trumbo geflüstert und zu Sato und seinen Kumpeln hinübergeschaut, die sich auf japanisch über irgend etwas amüsierten. Die letzten paar Löcher waren für den Trottel sehr gut gelaufen.
    Bei dieser Vorstellung zuckte Bryant zusammen. »Jetzt?«
    »Nein, nicht jetzt. Zuerst werden Sie mal die letzten Löcher überprüfen. Ich möchte nicht, daß Hiroshe oder seine Kumpel an einem verdammten abgetrennten Kopf vorbei einlochen müssen oder auf irgend jemandes Fuß stoßen, wenn sie aus einem Sandhindernis chippen.«
    Bryant nickte, mit blassem Gesicht und verkniffenem Mund.
    »Und dann werden Sie Stevie Carter auftreiben und ihm sagen, daß wir glauben, wir hätten einen der Typen aus New Jersey gefunden... zumindest einen Teil von ihm.« Trumbo zögerte. »Das war doch eine Männerhand, oder?«
    »Ja«, sagte Bryant. »Die rechte Hand. Manikürte Nägel.«
    Trumbo schüttelte sich unwillkürlich. »Einen Moment lang habe ich es gar nicht richtig begriffen, wissen Sie? Es schien so natürlich, daß mir jemand den Ball reichte, als ich mich bückte, um ihn aufzuheben.«
    »Wir

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