Die Feuer von Eden
zu Atem gekommen waren, zündeten wir unsere Laternen an und setzten unseren Marsch mit mehr Bedacht als zuvor fort. Die letzten paar hundert Meter über die heiße Oberfläche und die schmalen Schluchten, vermeintlich so beängstigend auf unserem Hinweg, muteten nun nach den Schrecken des Hale-mau-mau und unserem darauffolgenden Mißgeschick wie ein Kinderspiel an.
Es dämmerte bereits, als wir die letzten Meter der Felstreppe erklommen und den Kraterrand erreichten. Hananui erwartete uns dort und erwachte bei unserem Herannahen wie ein treuer Hund, der sich freut, seinen Herrn zu sehen. Ich hatte gedacht, unser Führer wäre aus beruflicher Loyalität auf seinem Posten geblieben, doch nach seinem aufgeregten Geplapper zu schließen, schien sich mitten in der Nacht etwas Außergewöhnliches im Volcano House zugetragen zu haben.
»Sachte, sachte«, sagte Reverend Haymark beschwichtigend und legte dem Hawaiianer seine kräftigen Hände auf die Schultern, als wolle er ein Kind beruhigen. »Erzähl uns alles ganz langsam.«
»Missionare aus Kona«, keuchte der kleine Mann, die Augen im Schein der Laternen weit aufgerissen. »Sie laufen davon.«
Mr. Clemens wollte sich gerade eine Zigarre anstecken, als hätte er gewartet, bis wir wohlbehalten aus dem Krater waren, um zu feiern. »Wovor laufen sie davon?« fragte er.
»Vor Pana-ewa!« brachte Hananui mit Mühe heraus. »Vor Ku und Nanaue!«
Reverend Haymark trat einen Schritt zurück, ein Ausdruck des Widerwillens, wenn nicht gar regelrechter Abscheu auf seinem roten Gesicht.
»Was?« sagte Mr. Clemens und zog paffend an seiner Zigarre, um sie richtig anzuzünden. Seinen Gesichtsausdruck mochte berufliches Interesse widerspiegeln.
Der Geistliche winkte ab. »Das sind einheimische Götter«, erklärte er verächtlich. »Halbgötter, um genau zu sein. Ungeheuer.«
Mr. Clemens trat dichter an den Führer, der offenkundig zutiefst verängstigt war. »Was ist mit diesen Burschen?« fragte er.
Hananui schüttelte den Kopf. »Frei. Alle frei. Sie töten viele Menschen unterhalb von Kona. Töten viele, viele Missionare. Die im Volcano House laufen davon. Flüchten nach Hilo.«
Mr. Clemens’ Zigarre zuckte hoch, und in seinen Augen blitzte dieselbe erregte Schalkhaftigkeit, die ich vorhin im Krater bemerkt hatte. »Du sagst also, an der Kona-Küste wurden Missionare ermordet?«
Hananui nickte, aber diese Tatsache war offenkundig nicht die Ursache für seine Verzweiflung. »Das Tor zu Milu ist offen«, murmelte er.
Reverend Haymark kehrte dem kleineren Mann den Rücken. »Ich glaube, Milu ist ihr Gott der Unterwelt«, sagte er. »Eine Art Pluto.«
Hananui nickte und schüttelte den Kopf, immer abwechselnd. »Milu Ort. Milu Unterwelt. Milu Land, wo Geister leben.«
Reverend Haymark seufzte und hob seine Laterne auf. »Wir sollten zum Volcano House zurückkehren. Wenn den Missionaren aus Kona etwas zugestoßen ist, dann sollten wir es uns anhören.«
Und so schleppten wir uns die letzten paar hundert Meter zum hell erleuchteten Hotel, Reverend Haymark und ich vorneweg — zu erschöpft, um zu sprechen — und Mr. Clemens mit dem aufgeregt plappernden Hananui als Nachhut. Der Korrespondent hatte seinen Arm um den kleinen Hawaiianer gelegt, stellte ihm weitere Fragen und lauschte den schwer verständlichen Antworten unseres Führers. Ich war zu müde, um mich darum zu scheren.
Byron Trumbo und seine Leute waren mitten in einem langen, recht offiziellen Dinner — wobei »offiziell« bedeutete, daß Trumbo nun »Aloha Wear« trug, bestehend aus einem sauberen Hawaiihemd, Chinos und hohen Turnschuhen — mit Hiroshe Sato und seinen Leuten, als das schlechte Wetter und die schlechten Neuigkeiten über sie hereinbrachen.
Das Wetter kam eindeutig aus dem Osten, wurde von einem stürmischen Wind unter der Vulkanwolke herangetrieben, die seit dem frühen Abend den gesamten Himmel bedeckte. Bei Anbruch der Nacht vollführten die Palmwedel unterhalb von Satos Privat lanai im siebten Stock einen Veitstanz, und es roch nach Regen. Der Regen war kein Problem — der Speisebereich der lanai wurde von einem Dach und festen Baldachinen geschützt —, aber der Wind gestaltete die Unterhaltungen und das Servieren schwierig.
Dann trudelten nach und nach Will Bryants Assistenten mit weiteren schlechten Neuigkeiten ein, von denen die meisten ebenfalls aus dem Osten kamen. Bryant hörte sich alles an, wartete auf einen günstigen Moment in der allgemeinen Unterhaltung, tupfte sich
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