Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)
Schicht Sägemehl bestäubt.
»Willkommen zurück. Ich habe dich heute Morgen zu den Segelnäherinnen gehen sehen«, sagte er, an ihre Seite kommend. Sie gingen zusammen weiter.
»Sie haben mich wieder gerufen, zum Glück.«
Am Arm des jungen Mannes hing ein Weidenkorb. Er reichte ihn Sofia.
»Schau, ich bring dir ein bisschen Wärme.«
Sofia blickte hinein. Der Korb war voll kleiner Scheite, sorgfältig gespalten und zu Bündeln verschnürt. Kostbares Feuerholz.
»Danke. Das war doch nicht nötig.«
»Unsinn, das ist eine Kleinigkeit.«
Sofia wollte den Henkel des Korbes ergreifen.
»Lass. Ich trage ihn dir bis zum Ausgang. Die Wachen sind böse geworden.«
Lächelnd ließ sie ihn gewähren.
»Ich wollte bei dir vorbeischauen«, sagte der Mastbauer, der, groß und massiv, selbst an einen Mast erinnerte, »ich hatte mir Sorgen gemacht.« Mehr sagte er nicht, um nicht an offene Wunden zu rühren.
»Gabriele gibt mir die Kraft, weiterzumachen«, antwortete Sofia und senkte die Augen, damit er ihre Tränen nicht sah. Bernardo zögerte, wohl wissend, dass er auf diesem Weg nicht weitergehen konnte.
»Vorwärts! Hierher!« Ein Portoner, der über einen der vielen Ausgänge für die Arbeiter wachte, winkte sie heran. Bernardo stellte den Weidenkorb vor dem Wächter ab, und dieser holte die Holzbündel heraus, um den Korb zu untersuchen.
»Was ist das für ein Zeug?«, fragte der Portoner ungeduldig.
»Siehst du das nicht?«, gab Bernardo im selben Ton zurück. »Alles Scheite fürs Feuer.«
»Verkaufst du die am Rialto?«
»Natürlich! So werde ich reich und dann heirate ich dich!«, erwiderte der Arbeiter lachend.
Der Wächter schlug mit seinem Stock auf den Tisch.
»Vorsicht, du Prahlhans!« Mit einem scheelen Blick auf Bernardo legte er zwei Bündel zurück in den Korb.
»Und die anderen?«, protestierte dieser, auf das Holz weisend, das auf dem Tisch des Wächters lag.
»Die behalte ich.«
Bernardo riss die Augen auf, sein gutmütiges Gesicht verzerrte sich, er presste die Kiefer zusammen und ballte die Fäuste.
»In Ordnung und schönen Dank!« Rasch ergriff Sofia den Korb, packte Bernardo am Arm und zog ihn fort. Der wehrte sich nur so lange wie nötig, um das Feld mit Würde räumen zu können. Der Portoner lachte ihm hinterher, dann wandte er sich wieder den hinausströmenden Arbeitern zu: »Hierher!«, rief er, um die nächste Inspektion vorzunehmen.
»Du wirst noch was erleben, Idiot!«
Sofia versuchte, Bernardos Wut zu dämpfen. »Bist du verrückt? Weißt du, dass der dich ruinieren kann? Er hat mächtige Beschützer!«
Doch als sie aus dem Torhaus an den Fondamenta della Madonna herauskamen, war Bernardo immer noch wütend. »Weißt du, was manche der Torwärter sagen? Dass wir Arsenalotti das Feuer an die Pulverkammern gelegt hätten! Hängen müsste man sie, diese Schandmäuler! Und wusstest du, dass die, die mit ihnen befreundet sind, alles Mögliche aus dem Arsenale herausbringen dürfen? Es gibt Leute, die haben mit dem Kupfer, dem Eisen und dem Blei aus dem Arsenale ein Geschäft eröffnet! Diese Diebe sollten sich schämen!«
»Solche Dinge passieren, da können wir gar nichts machen.«
»Im März sind wir an der Scala dei Giganti protestieren gegangen, und der Messer Doge hat uns angehört.«
»Jaja, Krümel hat man euch gegeben, und ihr armen Vögelchen seid brav ins Nest zurückgekehrt«, reizte ihn Sofia.
»Wir haben den Lohn bekommen, den wir gefordert haben!«, entgegnete Bernardo verstimmt.
Sie sah ihn traurig an. »Hör auf, wir wollen doch jetzt nicht streiten, oder?«
»Nein, wenn es nach mir geht …« Er suchte ihren Blick.
Sofia schauderte, sie stellte den Korb ab und zog ihren Wollschal fester um die Schultern. »Hier erfriert man.« Dann, in liebevollem Ton: »Komm.«
»Wohin?«, fragte Bernardo verwirrt.
Sie packte ihn am Ärmel. »Beug deinen Kopf, Mastbauer«, sagte sie belustigt und zwang ihn, sich zu bücken, um mit flinken, leichten Bewegungen den Holzstaub aus seinem Schopf zu klopfen. »Du bist voller Sägemehl.«
Er stützte seine Hände auf die Knie und ließ sie gewähren.
»Kommenden Sonntag«, sagte er gebückt, »gibt es eine Regatta der Mastmauer gegen die Tischler. Hast du Lust, zu kommen?«, und er versuchte den Kopf zu heben, um ihre Reaktion zu sehen.
»Bleib unten, habe ich dir gesagt.«
Er bückte sich wieder. »Wir fahren zu zweit mit der Mascaréta vom Arsenale bis nach San Servolo und wieder zurück.«
»Wer weiß,
Weitere Kostenlose Bücher