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Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Titel: Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuseppe Furno
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In Conselve geht Ihr Richtung Battaglia weiter und von dort nach Galzignan. Wenn Euch die Wachen anhalten, sagt Ihr, dass Ihr Eure Frau zu den heißen Quellen bringt, damit sie dort ihr Steinleiden kuriert.«
    Jetzt umarmte Andrea ihn wirklich. Salvadego brummte etwas, doch Andrea spürte, dass auch er ihn an sich drückte. Dann wandte dieser raubeinige Mann, der gegeben hatte, ohne eine Gegenleistung zu fordern, sich an Sofia.
    »Passt auf Euch auf«, sagte er.
    »Ich danke Euch, Signore«, sagte sie. »Möge die Madonna Euch segnen und allzeit beschützen.«
    Salvadego bekreuzigte sich, und sie zogen los.
    Galzignan erreichten sie, als die Glocke der Trinità das Avemaria läutete und das Tageslicht den Gipfel des Venda und, etwas weiter rechts, den des Eremo mit einem letzten hellen Schein überhauchte. Andrea schätzte, dass die Einsiedelei nur eine knappe Meile entfernt sein konnte, eine halbe Stunde Fußweg. Doch Sofia war erschöpft, und die Nacht würde rasch hereinbrechen. Er fragte einen Schuhmacher nach der Werkstatt des Schmieds. Dort angekommen, band Andrea das Maultier an den Ring in der Mauer und half Sofia, aus dem Sattel zu steigen. Ermattet sank sie in seine Arme.
    Balduino stand vor dem Amboss und schlug mit dem Hammer auf eine Karrenachse. Obwohl er ein Schmied war, war er von so kleiner, magerer Statur, dass man ihn außerhalb seinerSchmiede für einen Knaben gehalten hätte. Nachdem er das Maultier erkannt und ihm sofort einen ruhigen Platz und Futter im Stall verschafft hatte, wollte er Nachrichten von seinem Verwandten und bestürmte Andrea mit Fragen. Er lud sie in sein Haus ein. Die Küche war warm und gemütlich, erfüllt von einem guten Duft nach Brot und Herdfeuer. Rufe von Kindern hallten durch das Haus. Balduinos Frau hieß Giovanna und war in allem das Doppelte von ihm, einschließlich der Stimmgewalt. Andrea stellte Sofia als seine Frau vor und erklärte, sie hätten diese Reise unternommen, um einen Mönch, einen Bekannten, oben in der Einsiedelei zu besuchen. Doch Sofia sei krank geworden, und die Reise habe länger gedauert als geplant. Er fragte auch nach einer Locanda, wo man essen und die Nacht verbringen konnte. Nach wenigen Augenblicken fanden Andrea und Sofia sich am Küchentisch sitzend wieder, in diese Familie aufgenommen wie Freunde.
    Nach dem Essen gab Giovanna Sofia einen Seidel voll warmem Rotwein mit drei Löffeln Honig, Zimt und Pfefferminz zu trinken. »In einem Zug!«, befahl sie, während sie den Seidel mit einer Hand hielt und an Sofias Lippen führte. Die Wirkung zeigte sich augenblicklich: erst ein leichtes Schwanken des Kopfes, bei dem ihr fortwährend die Lider über die Augen fielen, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, dann begann der ganze Körper zu schwanken, die Arme legten sich auf den Tisch, und sie bettete ihren Kopf darauf wie eine Katze, die sich am Feuer zusammenrollt. So schlief sie ein, und das Gespräch wurde flüsternd fortgesetzt.
    Giovanna, eine praktisch veranlagte, energische Frau, wandte sich an Andrea: »Nimm deine Frau und bring sie ins Bett«, sagte sie und zwinkerte ihm zu, zufrieden mit der Wirkung ihres Trankes.
    Andrea zögerte gerade lang genug, um seine Verlegenheit abzuschütteln, dann nahm er Sofia vorsichtig in die Arme und hob sie hoch. Sofia war leicht, von Qualen und Entbehrungen ausgezehrt, und durch die Kleider drang die Hitze ihres fiebrigen Körpers. Das Zimmer war winzig, ebenso das Doppelbett, und die Dachluke ging auf den Wald hinaus, wo der für die Jahreszeit ungewöhnliche Gesang einer Nachtigall erklang. Andrea legte Sofia auf das Bett, deckte sie zu und strich ihr behutsam über ihre Stirn, die sich mit Schweiß zu bedecken begann, ein gutes Zeichen dafür, dass das Fieber sank. Andrea wollte ihren Schlaf nicht stören. Er blies die Kerze aus, legte eine Decke auf die Bohlen des Fußbodens und wickelte sich darin ein. Der melodiöse Gesang der Nachtigall und Sofias leichter Atem waren die einzigen Geräusche in dem Raum. Andrea hörte eine Weile zu, dann siegte die Müdigkeit.

119
    Balduino hatte sich schon beim Läuten zur Matutin, als draußen noch dunkle Nacht war, vom Bett erhoben und den Ochsen vor den Karren gespannt. Giovanna hatte eine Flasche warmer Milch mit Honig und Dinkelkekse vorbereitet. Sofia war fieberfrei und gestärkt, dank des Aufgusses und der Nachtruhe. Als es ans Abschiednehmen ging, wurden Andrea und Sofia herzlich umarmt.
    Die Schotterstraße schlängelte sich zwischen Nussbäumen,

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