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Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Titel: Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuseppe Furno
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und uns den Sieg schenkt!« Nach diesen Worten beobachtete er wieder das Meer und die langsam am Horizont sich ausbreitenden Schiffe.

8
    Der Südwind kam günstig, zwei Strich von achtern, und drehte die Flaggen und Standarten um ihre Masten und Stangen. Ein Lärmen erhob sich unter den Mannschaften der Heiligen Liga, die bis jetzt still gerudert hatten. Viele der Männer, die nicht am Ruder saßen, knieten nieder, bekreuzigten sich und hoben die Augen, um Gott zu danken, der bis zu diesem Moment stumm geblieben war. Denn dieser Wind über dem Meer ergriff die türkischen Schiffe und drehte in die Gegenrichtung. Die Segel wurden gerafft.
    Auf den Kastellen der christlichen Schiffe begann ein heftiges Signalfeuer mit Spiegeln, eine Kette aus Lichtblitzen, die in der Mitte der Schlachtreihe, am Heck der Reale von Don Juan begann. Auf dieser Galeere wehte, in großer Höhe auf der Raaleik angebracht, eine grüne Flagge. Von hier aus setzten die Blitze sich bis zu den äußersten Enden der Reihe fort und erfassten auch die Vorhut aus den großen Galeeren und die Nachhut unter dem Kommando des Marqués de Santa Cruz. Als die Lichtsignale aufhörten, wurden die Segel gehisst, damit die Männer sich ausruhen konnten. Nur wenige Ruderer unterstützten die Fahrt, um die Galeeren stabil zu halten.
    Von der Capitana di Venezia aus ließ der Provveditore Marco Querini zwei Taue zur Donna Velata und der Albero dai Frutti d’Oro hinüberwerfen, und die Männer an den Spillen fingen sie auf. Der Wind von achtern erleichterte das bereits zweimal vergeblich versuchte Manöver, die Verletzten auf die Capitana zu bringen und Waffen auf die beiden Brigantinen zu laden. Die wie stachelige Igel mit Pfeilen gespickten Schiffe wurden längsseits bis zu den Seitengalerien am Heck getreidelt, wo sich Treppen befanden, auf denen die Verletzten an Bord der Galeere gebracht werden konnten. Dann bildeten die Männer eine Kette, und in der Gegenrichtung wurden, von Querini großzügig ausgeteilt, Brustpanzer, Schilde, Helme, Piken, Schwerter, Musketen, Zündschnüre und Säcke mit Schießpulver und Blei auf die Brigantinen weitergereicht. Der Kaplan verteilte Kruzifixe und zwei kostbare, vom Papst gesegnete Rosenkränze. Er verlas die Bulle, mit der Papst Pius V. allen, die in der Schlacht sterben würden, einen vollständigen Sündenerlass gewährte, und segnete die Mannschaften. Querini dankte ihnen, er sei stolz über die Entscheidung, die sie getroffen hatten. Den jeweiligen Kapitänen befahl er, in der Nachhut zu warten und sich zum Kampf in den Untiefen vor der Küste und an der Mündung des Acheloos bereitzuhalten, wo man einen Durchbruch des Feindes befürchtete. Die Taue wurden losgelassen, die Brigantinen entfernten sich vom Heck der Capitana und ruderten zur angeordneten Position.
    Andrea hatte einen Helm aufgesetzt, wie seine Kameraden, er trug das Kurzschwert und hielt Schild und Brustpanzer an seiner Seite bereit. Die Mannschaften ruderten in kurzen Schichten, um nicht zu ermüden, und als die Ruder eingezogen wurden, konnten Andrea und seine Männer sich umsehen. In der Ferne ertönte ein Kanonenschuss. Sie spähten zur türkischenFlotte, aus deren Mitte die Rauchwolke des Schusses sich erhoben hatte, und warteten darauf, dass die Kugel pfeifend die Luft durchschnitt, suchten mit Blicken nach der Wassersäule beim Aufprall, warteten auf die Schreie der getroffenen Mannschaft. Nichts geschah.
    »Sie schießen Salven vom türkischen Flaggschiff!«, rief der Kapitän, der von seiner erhöhten Position aus die mittlerweile vollständige Aufstellung der Flotten überblicken konnte. Er beobachtete, wie der rechte Flügel der Türken schnell voranruderte, die anderen Galeeren überholte und der Flotte den Umriss eines Krummsäbels verlieh.
    Es gab einen zweiten, stärkeren Knall aus der Mitte der christlichen Schlachtreihe. Don Juan antwortete auf den ersten Schuss, und jetzt war das Sirren der Kugel deutlich zu hören, und eine Wassersäule erhob sich über der blauen Fläche zwischen den beiden Flotten. Dann folgte die Rauchwolke, stieg, vom Wind getrieben, in die Höhe und färbte die Luft weiß.
    Andrea sah, dass sein Rudergefährte sich über die Bordwand gebeugt übergab.
    » Mater Christi, ora pro nobis «, murmelte jemand. » Mater divinae gratiae, ora pro nobis   …«, fiel ein anderer ein. » Mater purissima, ora pro nobis «, beteten sie gemeinsam.
    Andrea holte die kleine Packung Blei und Schießpulver aus dem Säckchen und

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