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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sie auch nicht den Soldaten überlassen. Kassandra fragte sich, ob Briseis glücklich und zufrieden sei.
    »Wenigstens hat sie bekommen, was sie sich am meisten wünschte«, sagte Helena, die neben sie an die Mauer trat und auf die Gestalt der Frau in den safranfarbigen Schleiern hinunterwies. »Also gibt es wenigstens eine Frau in Troia, die das hat, was sie am meisten begehrt.«
    »Außer dir, Helena?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Helena, »ich liebe Paris… Zumindest habe ich ihn geliebt, als Aphrodites Zauber über mir lag. Aber wenn SIE nicht über mich kommt …, ich weiß nicht.«
    Also liebt auch sie nur nach dem Willen einer Unsterblichen … Weshalb drängen sich die Götter in unser Leben? Haben SIE in ihren himmlischen Gefilden nicht genug zu tun, daß SIE sich in das Leben sterblicher Männer und Frauen einmischen?
    Aber Kassandra fragte nur: »Glaubst du, die Achaier werden heute angreifen?«
    »Das hoffe ich. Eingesperrt hinter den Mauern, fangen die Männer an, sich zu langweilen«, erwiderte Helena, »wenn die Achaier nicht in den nächsten zwei Tagen angreifen, werden unsere Männer zum Zeitvertreib über die Achaier herfallen … Was ist, Kassandra? Du bist ganz blaß geworden.«
    »Mir ist gerade bewußt geworden«, sagte Kassandra leise, »wenn der Krieg lange dauert, wird kein troianisches Kind zum Krieger heranwachsen.«
    »Also mir wäre es nur recht, wenn meine Söhne etwas anderes als Krieger würden«, sagte Helena, »vielleicht so etwas wie Odysseus, der friedlich in seiner Heimat lebt und ein weiser Richter seines Volkes ist … Was würdest du für deinen Sohn wünschen, wenn du einen hättest, Kassandra?«
    Darüber hatte sie noch nie nachgedacht. »Was immer einen glücklichen Mann aus ihm machen würde… ganz gleichgültig, was - ein Krieger, ein König, ein Priester, ein Bauer oder ein Hirte … alles, nur kein Sklave der Achaier.«
    Helena drehte sich um und streckte die Arme nach ihrem Kind aus, und Bynomos rannte auf sie zu. Nachdenklich sagte sie: »Als der Kleine noch nicht geboren war, lag es in meiner Macht, den Krieg zu beenden - und ich habe oft daran gedacht, es zu tun. Ich wollte mich heimlich ins Lager und zu Menelaos schleichen, und ich glaube, dann hätte er sich bereit erklärt abzuziehen. Wenn es nichts mehr gegeben hätte, worum die Achaier kämpfen konnten - oder zumindest, wenn sie keinen Vorwand mehr dafür gehabt hätten, hätten sie abfahren und zu unseren Inseln zurücksegeln müssen. Aber jetzt«, ein leichter Schauer lief ihr über den Rücken, »würde er mich nicht mehr haben wollen… nicht mit dem Sohn eines anderen an der Brust. «
    Kassandra beruhigte sie: »Wenn es das ist, was du wirklich willst, Helena, laß ihn hier in Troia. Sein Vater wird für ihn sorgen und ich ebenfalls.« Nachdem sie das gesagt hatte, wurde ihr klar, daß Helena beinahe der einzige Mensch in Troia war, mit dem sie noch sprechen konnte. Ihre Mutter und ihre Schwestern verstanden sie nicht mehr. Helena würde ihr fehlen, wenn sie nach Sparta zurückkehren sollte.
    Helena runzelte die Stirn. Sie sagte: »Warum sollte ich mein Kind aufgeben, nur weil Menelaos ein Narr ist?« Dann fügte sie hinzu: »Um dir die Wahrheit zu sagen, Kassandra, wenn Aphrodites Zauber nicht über den Menschen liegt, besteht kein großer Unterschied zwischen einem Mann und dem anderen, aber Kinder lassen sich nicht so leicht austauschen. Ich bin nicht verantwortlich für den Krieg, und ich glaube, Agamemnon hatte ihn früher oder später vom Zaun gebrochen, gleichgültig, was ich getan oder nicht getan hätte. « 
    Seufzend legte sie den Kopf an Kassandras Schulter. »Schwester, ich bin nicht so mutig, wie ich glaube. Ich glaube, ich könnte den Mut aufbringen, zu Menelaos zurückzukehren, und sogar Paris verlassen. Aber ich bringe es nicht über mich, mein Kind zu verlassen.« Sie nahm den kleinen Bynomos hoch, der sich an ihren Knien festhielt, und drückte ihn fest an sich.
    »Dein Kind verlassen? Warum solltest du auch?« fragte Andromache, die mit Kreusa zur Mauer gekommen war und Helenas letzte Worte gerade noch gehört hatte. »Keine Frau brächte es über sich, ein Kind aufzugeben, das sie geboren hat…, und wenn sie es könnte, wäre sie nicht besser als eine Hure.«
    »Es freut mich, daß du das sagst«, erwiderte Helena, »ich habe versucht, mir vorzusagen, es sei meine Pflicht, zu Menelaos zurückzukehren…«
    »Das darfst du nicht einmal denken«, sagte Andromache und umarmte

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