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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sollen, denn du hältst die alten Sitten in Kolchis in Ehren, und Andromache scheint in Troia als folgsame Gemahlin von Hektor glücklich zu sein.« Sie verzog leicht spöttisch, beinahe verächtlich den Mund. »Aber du bist die Tochter des Priamos und eine Troianerin. Willst du dein ganzes Leben lang unverheiratet bleiben, Liebes?«
    »Ich habe es mir nie anders vorgestellt«, erwiderte Kassandra. »Ich habe mich dem Sonnengott Apollon geweiht.«
    »Dir entgeht alles, was das Leben lebenswert macht«, sagte Imandra und seufzte.
    Sie runzelte die Stirn und blieb eine Weile reglos liegen. Dann sagte sie. »Blick doch in die Schale, damit ich alte Frau noch einmal das Kind meiner Tochter sehe. «
    Kassandra hatte Bedenken. »Vielleicht solltest du jetzt in erster Linie an  dieses  Kind denken. Du brauchst all deine Kraft, bis es sicher hier bei uns ist, Tante. «
    »Du redest wie eine Priesterin - und die Priesterinnen reden nur Unsinn«, erwiderte Imandra unwirsch. »Ich bin kein fünfzehnjähriges Mädchen, das sein erstes Kind bekommt. Ich bin eine erwachsene Frau und eine Königin und nicht weniger Priesterin als du, Kassandra von Troja.«
    »Ich wollte damit nicht andeuten… «, wehrte Kassandra ab.
    »0 ja, genau das wolltest du. Leugne es nicht«, sagte Imandra. »Tu das, worum ich dich gebeten habe, Kassandra. Sonst werden es andere tun, obwohl es nicht viele gibt, die so weit oder so gut sehen. «
    Imandra hatte immer recht, und Kassandra wußte es.
    »Also gut«, willigte sie ein und fügte liebevoll ironisch in Gedanken hinzu:  Du halsstarriges altes Weib.  »Ruf deine Frauen«, sagte sie zu Imandra. »Sie sollen dich für die Geburt vorbereiten. Nimm bitte meine Worte nicht ernst, wenn das, was ich sage, dir Schmerz oder Kummer bereitet. Ich bin nur der Bote, die Flügel des Vogels, der solche Worte bringt.« Kassandra kniete nieder und traf Anstalten, das magische Feuer zu entzünden, das es ihr ermöglichen würde, in der Schale mit dem reinen Wasser etwas zu sehen. Imandras Frauen kamen und gingen und bereiteten alles für die Geburt vor. Auch Adrea und Kara, Kassandras Kammerfrauen, erschienen. Sie begrüßten Kassandra und fragten außer Hörweite der Königin: »Sollen wir ewig hier in dieser fremden Stadt bleiben, Prinzessin? Wann kehren wir endlich nach Troia zurück?«
    »Wenn Königin Imandra es will«, erwiderte Kassandra. »Ich werde sie nicht verlassen, solange sie mich hier braucht.«
    »Wie kann sie dich mehr brauchen als deine eigene Mutter, Herrin? Glaubst du wirklich, Königin Hekabe sehnt sich nicht nach dir?«
    »Ihr habt meine Erlaubnis, nach Troia zurückzukehren, wann immer ihr wollt«, entgegnete Kassandra gelassen, »wenn es euch gefällt, noch heute abend. Aber ich habe Königin Imandra ein Versprechen gegeben und werde es nicht brechen.« Sie erhob sich und trat an das große Bett, auf das die Frauen die Königin gelegt hatten, und wo sie ruhen sollte, bis sie sich auf den Gebärstuhl setzen würde. Das Gemach füllte sich langsam mit den Frauen des Palastes, die Zeuge der königlichen Geburt sein wollten.
    »Ich frage mich«, sagte Imandra verdrießlich, »ob es je vorkommt, daß die Erdmutter ein Kind in den falschen Leib schickt. Soviel ich weiß, wäre Andromache für Hekabe die richtige Tochter gewesen, und du warst in Troia schon immer fehl am Platz… « Sie umklammerte Kassandras Hand. »Bitte verlaß mich nicht«, flehte sie. »Die Götter werden mit ihrer Prophezeiung warten, bis unsere Augen bereit sind zu sehen.«
    »Ich weiß nicht, welche Absicht die Göttin verfolgte, als sie mich Hekabe von Troia und nicht Imandra von Kolchis als Tochter gab«, sagte Kassandra und drückte ihre Wange an die der älteren Frau. »Aber was immer der Grund gewesen sein mag, Tante, ich liebe und verehre dich, als seist du meine Mutter.«
    »Das glaube ich, mein Kind«, sagte Imandra und gab Kassandra einen Kuß. »Versprich mir, daß du in Kolchis bleibst und meine Tochter nach alter Sitte erziehst, wenn mich die Göttin heute zu sich nimmt, denn wir alle können in solchen Stunden von IHREN Flügeln erfaßt werden. «
    »Aber ich bitte dich, du darfst jetzt nicht vom Sterben sprechen. Du wirst noch viele, viele Jahre leben und mit ansehen, wie die Kinder deiner Tochter auf ihrem Schoß sitzen«, beschwichtigte Kassandra. Eine Dienerin reichte ihr einen Becher Wein und einen Teller mit Honigkuchen. Sie trank geistesabwesend einen Schluck und stellte den Kuchen beiseite.
    »Ich will

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