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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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und Bürger müsse sich morgens bei den Priestern Apollons zeigen, und alle, bei denen man Anzeichen der Krankheit entdecke, dürften ihr Haus nicht mehr verlassen. Das führte dazu, daß ein paar Leute mit schweren Erkältungen und ein paar Männer, die im Frauenviertel zu sorglos gewesen waren, sich nicht mehr unter Menschen begeben durften. Priamos ließ zwei oder drei Bordelle schließen und einen schmutzigen Markt. Aber noch gab es keine Anzeichen dafür, daß die Pest sich hinter den troianischen Mauern ausbreitete. Der König bestimmte einen Feiertag, um zu Apollon zu beten, ihm zu opfern und ihn anzuflehen, daß er die Stadt von SEINEM Fluch verschone. Als Khryse jedoch um eine Audienz bat und Priamos aufforderte, die Rückkehr von Chryseis zu verlangen, erwiderte der König unfreundlich: »Du hast einen Gott an deine Seite gerufen, und wenn das nicht genug ist, was soll dann ein Sterblicher, selbst wenn es der König von Troia ist, deiner Meinung nach erreichen?«
    »Heißt das, du willst mir nicht helfen?«
    »Warum sollte mich kümmern, was aus deiner unglückseligen Tochter wird? Hättest du mich vor drei Jahren darum gebeten, als man sie raubte, hätte ich vielleicht das Mitgefühl eines Vaters empfunden. Aber bis jetzt hast du mich nicht zu Hilfe gerufen, und ich glaube nicht, daß du Hilfe brauchst - es sei denn, um mit dem König von Troia als deinem Verbündeten zu prahlen«, antwortete Priamos.
    Khryse sagte erregt: »Ich habe Apollons Fluch auf das achaische Lager herabbeschworen. Ich kann auch Troia verfluchen. Priamos hob die Hand und unterbrach ihn.
    »Nein!« rief er mit donnernder Stimme. »Kein Wort mehr! Hebe einen Finger oder sprich eine Silbe, um Troia zu verfluchen, und ich schwöre bei Apollon, ich werde dich mit eigenen Händen von der höchsten Mauer der Stadt in das Lager der Achaier stürzen. « 
    »Wie der König befiehlt«, sagte Khryse, verneigte sich tief und ging. Priamos sah ihm finster nach.
    Er machte seiner Empörung Luft. »Dieser Mann ist zu stolz! Habt ihr das gehört? Er droht, Troia zu verfluchen.« Er sah seine Ratgeber grimmig an. »Sollte er noch einmal um Audienz bitten, sorgt dafür, daß ich keine Zeit habe, ihn zu empfangen.«
    Kassandra war über diesen Ausgang nicht unglücklich. Irgendwo tief in ihr saß immer noch die alte Furcht: Wenn Khryse, wie er einmal gedroht hatte, tatsächlich zu Priamos gehen und um ihre Hand anhalten würde, könnte ihr Vater möglicherweise sie selbst gegen ihren Willen zu dieser Heirat zwingen und vielleicht nicht einsehen, daß sie einen geachteten Priester des Apollon zurückwies. Jetzt wußte sie, Priamos fand Khryse beinahe ebenso widerwärtig wie sie selbst, und das erfüllte sie mit Erleichterung.

21
    Die Pest wütete grausam unter den Achaiern. Am zehnten Tag opferten die Soldaten Apollon einen edlen Schimmel, und einige Zeit später erschien ein` Bote mit dem Schlangenstab Apollons vor der Stadt und bat um einen Waffenstillstand, da die Achaier mit den Apollonpriestern sprechen wollten.
    Er erhielt die Antwort, eine Abordnung der Priester werde in das Lager kommen. An ihrer Spitze stand natürlich Khryse. Kassandra bat nicht um Erlaubnis; sie zog einfach die zeremoniellen Gewänder an und ging mit.
    Hinter den achaischen Apollonpriestern hatten sich Agamemnon, Achilleus und mehrere andere Führer versammelt, darunter auch Odysseus und Patroklos. Der Oberpriester der Achaier, ein schlanker, muskulöser Mann, der wie ein Athlet wirkte, trat vor Khryse. 

    »Wie es aussieht«, sagte er, »zürnt uns der Gott. Ich frage dich, nimmst du ein Geschenk von uns an?«
    Khryse erwiderte: »lch will meine Tochter wiederhaben, oder der Mann, der sie zu sich genommen hat, als sie noch eine unschuldige Jungfrau war, soll sie heiraten.«
    Agamemnon schnaubte verächtlich, schwieg aber. Offenbar hatte er sich bereit erklärt, die Priester sprechen zu lassen.
    »Niemand kann erwarten«, erwiderte der Priester, »daß sich der König von Mykenai bereit findet, eine Kriegsgefangene zu heiraten, wenn er schon eine Königin hat.«
    »Nun gut«, sagte Khryse, »wenn er meine Tochter nicht heiratet, will ich sie zurückhaben. Und er soll ihr eine angemessene Mitgift geben, denn sie ist keine Jungfrau mehr, und ohne Mitgift kann ich keinen Mann für sie finden.«
    Die Priester berieten kurz. Dann machten sie Khryse folgenden Vorschlag. »Angenommen, wir bieten dir an, daß du dir unter allen gefangenen Jungfrauen die schönste wählen

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