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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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still!«, fuhr der Mann den Hund an, der daraufhin noch wilder bellte.
    »Was ist denn los?«, erklang eine verschlafene Frauenstimme.
    »Ich weiß es nicht. Entweder wittert der Hund eine läufige Hündin, oder es treiben sich Wölfe in der Nähe herum.« Dieser Gedanke schien dem Mann nicht besonders zu behagen, denn er zog sich fluchtartig in die Hütte zurück, und ein klackendes Geräusch verriet, dass er einen Riegel vorlegte.
    »Wie kommen wir jetzt hinein?«, fragte Santini bissig.
    Marthe lachte kaum vernehmlich auf. »Warte nur ab!« Sie nahm ihm den Kloß ab und trat auf den Hund zu, der sofort wieder anschlug.
    »Verfluchtes Biest! Bist du wohl still«, schrie der Mann in der Hütte wütend auf.
    Marthe warf dem Hund den Köder zu. Dieser schnupperte misstrauisch, schien unschlüssig, ob er fressen oder Marthe verbellen sollte, aber das Fleisch roch zu verführerisch. Er schnappte danach und schluckte den Brocken in einem Stück. Nun trat er bettelnd von einem Vorderbein auf das andere, als wolle er mehr. Zwei, drei Atemzüge später tat das Gift in dem Kloß seine Wirkung, und das Tier fiel um, als habe die Axt seines Herrn es gefällt.
    »Endlich gibt das Vieh Ruhe«, hörte Marthe drinnen noch jemand sagen, und kurz darauf drangen die Schnarchtöne eines Mannes heraus, der Tag für Tag hart arbeiten musste, um sich und den Seinen das Überleben zu sichern.
    Jetzt erst wagte Santini sich aus der Deckung. »Wie hast du das gemacht?«
    »Sei still, sonst hört dich noch jemand«, zischte Marthe ihn an, dann zog sie ihr Messer unter dem Rock hervor, beugte sich über den Hund und schlitzte ihm mit einem schnellen Schnitt die Kehle auf.
    »Nur für den Fall, dass das Gift nicht stark genug war«, flüstertesie. Dann trat sie an die Tür und legte das Ohr dagegen. Es fiel ihr nicht leicht, durch das Schnarchen des Mannes hindurch die leiseren Atemgeräusche der Frau zu hören, doch dann nickte sie zufrieden. Wie es aussah, lagen die Bewohner der Hütte wieder im tiefsten Schlaf. Sie tastete die Tür ab und schob die Messerklinge in den Spalt zwischen zwei Bretter und stocherte ein wenig herum.
    »Wenn jetzt der Riegel zu Boden fällt, weckst du drinnen alle auf«, warnte Santini sie leise.
    Marthe zuckte mit den Schultern und setzte ihre Bemühungen ungerührt fort. Als das Messer auf Widerstand traf, drückte sie die Klinge nach vorne und spürte, wie sich die Spitze in das Holz des eingerasteten Riegels bohrte. Dann zog sie das Messer langsam höher und wackelte ein wenig an der Tür. Keine zwei Herzschläge später schwang diese lautlos nach innen auf.
    »Der Rest ist deine Sache.« Marthe schlüpfte in die Kate und tastete nach dem hochgeschobenen Riegel, um zu verhindern, dass er doch noch aus der Halterung rutschte und zu Boden fiel.
    Santini blieb für einen Augenblick an der Tür stehen und sah sich um. In der Asche auf dem Herd glühte noch ein Stück Holzkohle und tauchte den Raum in einen feinen, rötlichen Schein, und unweit der Feuerstelle entdeckten die beiden Eindringlinge ihr eigentliches Ziel, eine aus Holz geschnitzte Wiege. Santini ließ sie vorerst außer Acht und ging vorsichtig zu dem Bett, in dem der Holzfäller mit seiner Frau schlief. Sein Messer blitzte auf, und nur Augenblicke später war der Mann genauso tot wie sein Hund. Marthe erwartete nun, dass ihr Begleiter auch die Frau umbringen würde. Doch Santini trat an den Herd und blies in die Glut. Das Feuer loderte auf, und sie konnten beide die Frau erkennen, die sich im Schlaf halb aus ihrer Decke herausgewunden hatte. Ihr Oberkörper war nackt, und ihre Brüste stachelten die Gier des Hexers an.
    »Jetzt mach schon! Nimm den Balg«, flüsterte Marthe ihm zu. Es war schwer genug gewesen, eine Behausung zu finden, in der ein einzelner Mann mit seinem Weib und einem kleinen Kind hauste. In ein Dorf hatten sie sich nicht gewagt, aus Angst, der Raub würde zu schnell entdeckt. In dieser Einöde konnten sie sich jedoch sicher fühlen. Bis jemand zu der Hütte kam, waren sie längst über alle Berge, und die Bewohner der umliegenden Dörfer würden noch lange rätseln, wer den Holzfäller und dessen Frau getötet und ihr Kind mitgenommen hatte.
    Santini leckte sich über die Lippen und wies dann auf die Wiege.
    »Nimm das Kind und geh voraus. Ich will das Weib haben.«
    »Von mir aus. Aber beeile dich! Bevor der Tag graut, müssen wir weit fort sein.« Mit einem schnellen Schritt war Marthe bei der Wiege und nahm das Kind heraus. Es

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