Die Feuerbraut
können wie Vögel auf der Leimrute.«
Ihre Mutter nickte. »Auf einen oder zwei Tage kommt es wirklich nicht an.«
Helene kannte die drei nur allzu gut, und ihr sträubten sich die Haare, als sie an die Konsequenzen dachte, welche das geplante Ritual mit all seinen Auswirkungen haben mochte. Doch rasch schob sie ihre Bedenken beiseite. Das Ritual musste diesmal Erfolg bringen, sonst waren all ihre Pläne in Gefahr. In Gedanken verfluchte sie Lexenthal, der ihr seine Nichte aufgehalst hatte. Ohne dieses Problem hätte eine einfache Beschwörung der Hexen ausgereicht, Irmela aus der Welt zu schaffen, dann wäre sie vielleicht schon auf dem Weg nach Wien, um ihre Tochter am Kaiserhof einzuführen und Herzog Wolfgang Wilhelm darauf aufmerksam zu machen, dass ihre Tochter eine Hochberg war, über der er seine Gnadensonne leuchten lassen sollte.
Johanna hing ganz anderen Gedanken nach. »Was machen wir mit Ehrentraud? Ich fürchte, sie geht uns vor lauter Angst stiften!«
Die Schwarze sann kurz nach und lachte dann auf. »Ich werde euch einen Extrakt aus ganz besonderen Pflanzen geben, den ihr dem Fräulein in den Wein oder unter ihr Essen mischen müsst. Es wird ihren Willen lähmen und sie gleichzeitig auf die große Aufgabe vorbereiten, die vor uns liegt.«
»Dann solltest du mir dieses Zeug gleich geben. Ich will Ehrentraud noch einen Schlummertrunk bringen!« Johanna stand auf und sah die alte Hexe auffordernd an.
Helene hob jedoch die Hand. »Halt, vorher will ich noch eines wissen: Ist Irmela jetzt endgültig aus dem Weg geschafft oder muss ich noch länger auf ihren Tod warten?«
Die alte Hexe verzog ärgerlich das Gesicht. »Ich bin zu müde für eine Beschwörung, die mir Gewissheit über das Schicksal des Mädchens geben kann. Aber eines ist sicher: Sie wird dieses Haus hier nie mehr betreten.«
»Das heißt, sie ist tot, und ich bin die neue Komtesse Hochberg!« Johanna lachte fröhlich auf und umarmte ihre Mutter.
Santini, der unzufrieden war, weil er von der Hausherrin und den beiden Hexen nur als deren Knecht angesehen wurde, streckte die Hände abwehrend aus. »Auch wenn das Mädchen tot sein sollte, werdet Ihr dies beweisen müssen. Solange ihre Kuratoren glauben, sie könnte zurückkehren, werden sie Euch das Hochberg-Vermögen nicht überlassen, und Ihr könnt uns nicht so belohnen, wie Ihr es versprochen habt!«
Verärgert über Santinis anmaßenden Tonfall setzte Helene ihre hochmütigste Miene auf. »So viel Geld, um euch drei zu bezahlen, besitze ich jederzeit.« An den aufblitzenden Augen des Hexers und der beiden Hexen erkannte sie jedoch, dass sie mit ihren Worten Begehrlichkeiten geweckt hatte, und ärgerte sich nun über sich selbst.
XIV.
Immer wieder verbargen Wolkenfetzen den zunehmenden Mond. Nebel lag wie ein Leichentuch zwischen den Bäumen, netzte Blätter und Äste und sammelte sich in kalten Tropfen, die aufsprühten, als die beiden Gestalten sich durch das Gehölz zwängten. Santini zischte einen Fluch, als ihm ein Zweig ins Gesicht schlug.
»Sei doch still!«, wies ihn seine Begleiterin leise, aber scharf zurecht und wies auf eine Kate, die sich vor ihnen aus der Düsternis herausschälte. Die Fensterläden waren geschlossen, und vor der Tür lag ein Hund an der Kette. Jetzt stand das Tier auf und schnüffelte unruhig. Da die beiden nächtlichen Besucher sich gegen den Wind anschlichen, der den Steilhang herabstürzte, unter dem die Hütte lag, nahm das Tier keine Witterung auf.
»Das Mistvieh muss ausgeschaltet werden!«, flüsterte Santini.
Marthe zog einen Kloß aus Mehl, Blut und Fleischstücken aus der Tasche und reichte ihn dem Mann. »Du musst das Ding dem Hund so zuwerfen, dass er drankommt und es fressen kann.«
Santini maß die Entfernung zu der Hütte und wiegte unschlüssig den Kopf. »Das ist verdammt weit.«
»Dann müssen wir eben noch näher heran.« Marthe versetzte ihrem Begleiter einen auffordernden Stoß und schlich weiter.
Der Hund spürte, dass sich im Wald etwas tat, knurrte zuerst nur und begann dann wütend zu bellen.
»In Deckung!« Marthe schob Santini hinter ein Gebüsch. In dem Moment wurde die Türe der Kate aufgerissen, und ein Mann steckte den Kopf heraus. Im Feuerschein, der von hinten aus der Kate drang, sahen die beiden, dass er einen einfachen Kittel trug und eine Axt in der Hand hielt. Der Mann sah sich aufmerksam um, doch die beiden Gestalten, die sich dicht an die Erde gekauert hatten, entdeckte er nicht.
»Sei endlich
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