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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Hexen aus. Schließlich entschuldigte sie ihre Einwilligung in die teuflischen Zeremonien mit ihrer Liebe zu Fabian, für den sie so schön hatte sein wollen wie früher.
    »Ich wünsche mir so sehr, dass er nicht mit Schaudern vor mir zurückschreckt, sondern mich sanft umfängt und seine Lippen die meinen berühren. Er liebt mich und wird mich zu der Frau machen, die ich so gerne sein will. Ich bete zu Gott, unserem Herrn, und zur Heiligen Jungfrau, dass Fabian mich beim nächsten Wiedersehen vor den Altar führt.«
    Ehrentraud legte die Feder weg und las den Text noch einmal durch. Eine Träne stahl sich aus ihren Augenwinkeln, fiel auf die beschriebene Seite und traf den Namen Fabian. Die junge Frau sah, wie die Tinte zerlief, und das erschien ihr wie ein schlechtes Omen.

XIII.
    Mehrere Türen weiter hatten die beiden Hexen und Santini sich zu Helene und Johanna gesellt. Auch Portius war erschienen, doch die Hausherrin hatte ihn auf Anweisung der Schwarzen wieder aus dem Zimmer geschickt. Die alte Hexe wirkte todkrank. Ihre Augen waren dunkel umrandet und lagen tief in den Höhlen. Dazu war im linken Augapfel eine Ader geplatzt und hatte das Weiß rot gefärbt. Ihre Haut sah gelblich aus und spannte sich wie Pergament über die Wangenknochen.
    »Beinahe wäre es mir gelungen! Ich habe gespürt, wie die Macht der Geister mich durchflutet hat, doch irgendetwas oder irgendjemand hat die Beschwörung mutwillig gestört!« Die Schwarze blickte dabei Helene an, als hätte diese es gewagt, das Ritual unwirksam werden zu lassen.
    »Wir werden einen zweiten Zauber versuchen müssen, diesmal jedoch einen, den keine Macht der Welt brechen kann.« Marthe, die sichtlich unter dem Misserfolg litt, sah die Schwarze dabei flehend an.
    Johanna lachte ärgerlich auf. »Ehrentraud hat vorhin gesagt, dass sie kein zweites Mal mehr mitmachen will.«
    Helene fuhr hoch wie von einem giftigen Insekt gestochen. »Sie muss! So, wie sie jetzt aussieht, können wir sie nicht ihrem Onkel übergeben. Er wäre zu Recht wütend auf uns und würde uns mit seinem Hass verfolgen.«
    Sie maß die Hexen und den Hexer mit einem neidvollen Blick. Denen würde es in diesen kriegerischen Zeiten leichtfallen, sich Lexenthals Zugriff zu entziehen. Sie aber konnte nicht so einfach weggehen, denn dann müsste sie den Besitz aufgeben, den Johanna von Irmela erbte. Andererseits durfte sie sich den Prior nicht zum Feind machen. Bisher hatte Lexenthal sie und Johanna von dem Hass ausgenommen, den er gegen die Familie Hochberg hegte, da sie ihm einst Beweise gegen Irmelas Mutter geliefert hatte. Das würde sich jedoch rasch ändern, wenn er seine Nichte zu Gesicht bekam und erkennen musste, dass sie nun vollkommen entstellt war.
    »Der Zauber muss gelingen. Dafür stehst du mir ein!« In Helenes Stimme schwang eine deutliche Warnung. Die Hausherrin verfügte über etliche Knechte und Mägde und konnte auch jene Soldaten holen lassen, die der Passauer Bischof in dem nahen Ort Hutthurm stationiert hatte. Die würden wenig Federlesens mit Männern und Frauen machen, welche der Hexerei beschuldigt wurden.
    Für einen Augenblick überlegte die Alte, ob sie nicht klammheimlich ihre Sachen nehmen und mit ihrer Tochter zusammen das Haus bei Nacht verlassen sollte. Die misslungene Beschwörung nagte jedoch an ihr, und sie beschloss, alles auf eine Karte zu setzen und Helene ihre Macht zu beweisen.
    »Bei Fräulein Ehrentraud handelt es sich um ein zimperliches Ding, das sich vor Schmerzen fürchtet und Angst davor hat, für ihre Schönheit Opfer zu bringen. Ihr werdet sie überreden undnotfalls zwingen müssen, sich dem neuen Ritual zu unterwerfen. Es wird nicht leicht sein, den Großen Herrn zu rufen. Das gelingt nur mit dem entsprechenden Opfer!«
    »Leite alles in die Wege!«, erklärte Helene leichthin.
    Die Schwarze wechselte einen vielsagenden Blick mit ihren Gefährten. »Es wird schwierig werden und sehr gefährlich, das geeignete Opfer zu beschaffen. Diese Aufgabe übernehmen Santini und Marthe. Ich denke, drei Tage dürften ihnen genügen.«
    Während Santini nickte, wiegte die junge Hexe nachdenklich den Kopf. »Gib uns lieber fünf Tage Zeit, Mutter. Wenn wir uns das, was wir brauchen, zu nahe an diesem Haus beschaffen, könnte sich der Verdacht schnell gegen uns richten. Wir werden nach der Beschwörung des Großen mehrere Tage brauchen, um uns zu erholen, und wenn der Amtmann oder Vogt mit seinen Soldaten in dieser Zeit auftaucht, würden sie uns fangen

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