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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Schließlich wurden die Kutschpferde überall für den Krieg requiriert.«
    »Wir haben mehr als zwanzig Gäule für Franz und sein Regiment geopfert!« Meinarda wirkte ein wenig beleidigt, weil Irmela zu bezweifeln schien, dass ihre Familie alles getan hatte, um den Kaiser bei seinem Kampf gegen die Schweden und die mit ihnen verbündeten Ketzer zu unterstützen.
    Wie Irmela bereits vernommen hatte, konnten auf dem Hauptgut der Rains und den Nebengütern noch über einhundert Pferde eingespannt werden, während den Bauern in den umliegenden Dörfern die Zugtiere mit der Begründung aus den Ställen geholt worden waren, sie könnten ihre Felder ja auch mit den Kühen bestellen. Die Ochsen aber benötige man für den Tross der kaiserlichen Heere und für die Verpflegung der Soldaten. Daher war es in Irmelas Augen kein Wunder, dass die Bauern gegen die ungleiche Verteilung der Lasten rebellierten. Ihre frühere Annahme, die Bauern ließen sich durch Agenten der Ketzer gegen ihre Herren aufhetzen, hatte sie inzwischen korrigiert. Doch für ihre neue Einsicht würde Meinarda kein Verständnis aufbringen. Für die Freiin zählten die zwanzig Pferde, die ihre Familie ihrem Vetter mitgegeben hatte, weitaus mehr als das einzige Zugtier, das einem Bauern weggenommen worden war.
    Zuletzt fühlte sich Irmela von Meinardas Geplapper arg gestört und war froh, als der Wald sich öffnete und das Kloster inmitten einer tief verschneiten Lichtung auftauchte. Zur linken Hand befanden sich die Wirtschaftsgebäude der Abtei, die über einDutzend Dörfer gebot, im Zentrum erhob sich der mächtige Bau der Basilika mit ihren beiden von großen Kuppeln gekrönten Türmen, an die sich der dreistöckige, von zwei quadratischen, weit vorspringenden Türmen flankierte Klosterbau anschloss.
    Der vorderste Schlitten hatte bereits die Basilika erreicht. Er war mit fünf Männern besetzt, die unter ihren Decken geladene Flinten verbargen, um Räuber oder aufrührerische Bauern in Schach halten zu können. In der Umfriedung des Klosters wurden die Waffen nicht mehr benötigt, und so zogen sich die Männer ehrerbietig zurück, während die restlichen Schlitten vor dem Tor der Basilika anhielten.
    Diener eilten herbei, um den Gästen herauszuhelfen, doch Irmela wartete nicht auf die fremden Lakaien, sondern nahm den Arm, den Abdur ihr bot, und stieg aus. Der Mohr grinste vor Freude über sein ganzes Gesicht. Für den Offizier, der ihn in Ungarn einem Türken abgehandelt hatte, wie auch für Steglinger war er ein exotisches Geschöpf gewesen, das den Tieren näher stand als den Menschen, während Irmela ihn wie einen bewährten Diener behandelte. Er hatte sich fest vorgenommen, sie zu fragen, ob er nicht bei ihr bleiben dürfe, traute sich aber noch nicht. Doch genau wie der Kutscher und der Rest ihrer Begleiter wollte er nicht zu dem Heereslieferanten zurückkehren.
    Das war jedoch nicht der einzige Grund, aus dem Abdur sich um Irmelas Wohlergehen bemühte. Abgesehen von seiner freundlichen Herrin gab es da noch jemand, den er mochte, aber das verriet er mit keiner Miene. Er blickte auch nicht zu dem Schlitten mit den Leibmägden hinüber, sondern hob, als Irmela fest auf dem hart getretenen Schnee stand, Meinarda aus dem Schlitten. Diese nickte ihm herablassend zu und hakte sich dann bei ihrer Freundin unter.
    Ein Mönch in einer dunklen gefütterten Kutte begrüßte die Gäste und bat Albert von Rain und die Damen, in die Halle neben der Basilika zu treten. Derweil wurden Fanny und die übrigen Bediensteten von einem Novizen aufgefordert, ihm in die Klosterküche zu folgen. Die Kindsmagd lief hinter ihrem Schützling her, als mache sie sich Sorgen um den Jungen. Albert von Rain, der Siegmar auf den Arm genommen hatte, scheuchte sie jedoch mit einer ungeduldigen Geste zurück.
    Irmela amüsierte sich einen Augenblick über das enttäuschte Gesicht der Magd, die wohl gehofft hatte, bei den Herrschaften bleiben und die Repräsentationsräume betrachten zu können, und wandte sich dann dem jungen Mönch zu, der ihr mit einem höflichen Gruß gewürzten Wein kredenzte. Mit dem heißen Becher in der Hand sah sie sich nun selbst in der Halle um. Diese war mit prächtigen Statuen geschmückt, welche die Schutzheiligen des Klosters und des Hauses Habsburg darstellten. Scheinbar völlig in den Anblick der Standbilder versunken, lauschte sie den enthusiastischen Worten, mit denen der Mönch Meinarda erklärte, wer diese Kunstwerke geschaffen hatte, und stolz

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