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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Familie und das Reich gebracht hatten, einmal heimzahlen würde.
    Jetzt aber beschäftigen ihn andere Gedanken. Kaum hatte er von seiner Mutter erfahren, dass Irmela die Burg verlassen wollte, schoss er auch schon in ihr Zimmer und umklammerte ihre Knie. »Du darfst nicht weg!«, rief er mit der ganzen Autorität seiner vier Jahre.
    »Es geht nicht anders, mein Guter. Ich habe Gräfin Stephanie versprochen, sie zu besuchen, und ein Versprechen muss man halten, wie du weißt.«
    Der Junge nickte, während ihm die Tränen über die Wangen liefen. »Das sagt Abdur auch immer. Aber danach kommst du wieder zu uns zurück?«
    Irmela hatte schon bemerkt, dass Siegmar sich den jungen Mohren zum Vorbild nahm, und fragte sich bang, wie Albert von Rain dazu stehen würde.
    Zu ihrer Überraschung nickte ihr Gastgeber jedoch lächelnd. »Abdur ist ein kluger Bursche. Mein Sohn wollte ihn unbedingt mit roten Pluderhosen, einer blauen Jacke und einem Turban auf dem Kopf ausstatten und als Burschen mitnehmen. Doch das wäre den Talenten Eures Mohren nicht gerecht geworden. Er soll Euer Reisemarschall bleiben, denn einen treueren Mann werdet Ihr nicht finden.«
    Irmela freute sich über das Lob, welches ihr Gastgeber ihrem schwarzen Diener spendete, fragte aber neugierig geworden nach: »Das Interesse Eures Sohnes an Abdur habe ich gar nicht mitbekommen. Wieso wollte er ihn haben?«
    Albert von Rain winkte ab. »Das war nur eine kindische Idee, die ich ihm rasch ausgeredet habe.«
    Ihr Gastgeber konnte tatsächlich energisch werden, stellte Irmela fest. Wahrscheinlich war sein Sohn, der sich im Glanz seinesmilitärischen Ranges sonnte, ein wenig zu selbstherrlich aufgetreten. Walburga bewies da weitaus mehr Fingerspitzengefühl und tat so, als würden alle wichtigen Entscheidungen von dem Oberhaupt der Familie Rain gefällt.
    Lächelnd knickste sie vor dem Burgherrn. »Ich bin Euch sehr zu Dank verpflichtet, denn ich würde ungern auf Abdur verzichten. Keiner meiner anderen Begleiter wäre in der Lage, seinen Platz auszufüllen.«
    »Schon aus diesem Grund fand ich das Ansinnen meines Sohnes befremdlich. Doch nun zu etwas anderem: Ihr seid doch zu Wallenstein gereist, um die Rückgabe Eurer böhmischen Besitzungen zu erwirken.«
    Der abrupte Themenwechsel ihres Gastgebers verwirrte Irmela so, dass sie nur nicken konnte, aber Albert von Rain sprach schon weiter. »Wallenstein mag Eure Ansprüche als gerecht angesehen haben, doch nach seinem Tod gelten seine Versprechungen nichts mehr. Ihr werdet Eure Besitzungen nicht zurückerhalten, wenn Ihr nicht erneut interveniert.«
    An eine solche Entwicklung hatte Irmela nicht gedacht. »Was soll ich denn tun? Etwa an den Kaiser schreiben?«
    »Das wäre der richtige Weg, doch Euer Schreiben würde wohl in den unergründlichen Archiven der Hofburg verschwinden und von dort aus nur mit Gottes Hilfe den Weg zu Seiner Majestät finden. Auch halte ich es für fraglich, ob Herr Ferdinand Eurer Bitte den Wert zumisst, der ihr zukommt. Derzeit bereichert sich nämlich jeder, der in seiner Gunst steht, an den Besitzungen Wallensteins und seiner Vertrauten. Sie werden auch Eure Güter an sich raffen, es sei denn, Ihr findet eine Hand, die stark genug ist, dies zu verhindern …«
    »Und die wäre?«, unterbrach Irmela ihren Gastgeber.
    »Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm, Herzog von Pfalz-Neuburg. Ihr seid immerhin sein Mündel. Unterrichtet ihn von Eurem Problemund bittet ihn, Euch beizustehen. Er wird es schon um seiner eigenen Bedeutung willen tun.« Albert von Rain stand auf, trat auf Irmela zu und legte ihr lächelnd die Hand auf die Schulter.
    »Ich würde mich freuen, wenn mein Rat Euch zugute kommt. Ihr seid ein wunderbarer Gast gewesen, und ich bedaure, dass Ihr uns verlassen wollt. Doch ein junger Vogel muss fliegen und etwas von der Welt sehen.« Er lachte, wischte sich aber gleichzeitig eine Träne aus den Augen.
    Nun verspürte auch Irmela den Abschiedsschmerz. Der Aufenthalt in Rain war schön gewesen, und sie bedauerte es, scheiden zu müssen. Doch sie hatte Stephanie ihr Kommen versprochen und in der letzten Nacht intensiv von ihr geträumt. Es mochte nur ihr schlechtes Gewissen gewesen sein, doch ihr war es so vorgekommen, als rufe die Schwangere in höchster Not nach ihr.
    Mühsam rang sie sich ein Lächeln ab und knickste vor ihrem Gastgeber. »Ich werde Euren Rat befolgen und gleich einen Brief an Seine Gnaden, Herzog Wolfgang Wilhelm schreiben. Würdet Ihr so gut sein und diese Botschaft

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