Die Feuerbraut
beiden Offiziere wäre. Sie glaubte Birkenfels’ und Gibichens Geschmack zu kennen und wunderte sich ein wenig, denn Fanny war zwar auf eine ländliche Art hübsch, aber gewiss nicht die Frau, die zwei Herren von Stand zu reizen vermochte. Dennoch überkam sie ein wenig Eifersucht, und sie musste im Stillen über sich selbst lächeln. Wohl war sie auch diesen beiden Offizieren zu Diensten gewesen, dochdie Zeit war vorbei. Hier in Passau galt sie als die ehrenwerte Ehefrau des Wundarztes Bertram Lohner.
Auch wenn es nun zu ihren Pflichten gehörte, das Haus sauber zu halten und blutige Verbände zu waschen, so war sie mit ihrem Leben ganz zufrieden. Gerda kannte viele Frauen, die gleich ihr von Offizieren ausgehalten worden waren. Sie alle hatten ein paar Jahre lang ein gutes Leben gehabt, waren dann aber fallen gelassen worden und mussten sich schließlich für Pfennigbeträge oder Nahrungsmittel den Trossknechten oder gar dem Gesindel feilbieten, das die Heere wie Fliegenschwärme begleitete und vom Plündern und Leichenfleddern lebte. So hatte sie nicht enden wollen und daher Lohners Antrag angenommen. Eine Karriere anzustreben wie Helene, die nun den steinreichen Steglinger geheiratet hatte, hatte sie nicht gewagt. Wer zu hoch stieg, konnte sehr tief fallen, sagte sie sich auch jetzt wieder, als sie die Tür zum Behandlungszimmer ihres Mannes öffnete.
Lohner saß neben dem Fenster und las in einem Buch, legte dieses aber sofort beiseite. »Grüß Gott, die Herren! Womit kann ich dienen?«
»Mein Freund hat sich verletzt! Wenn Er so gut sein könnte, nach der Wunde zu sehen.« Fabian schob Gibichen auf den Behandlungsstuhl zu. Dieser nahm leise knurrend Platz und ließ es zu, dass Lohner den Leinenstreifen löste.
Als der Arzt die Wunde sah, schüttelte er den Kopf. »Ihr habt Euch verdammt lange Zeit gelassen, zu mir zu kommen.«
»Jetzt rede nicht lange, sondern schmiere etwas drauf, und dann hat es sich«, schnaubte Gibichen ihn an.
Lohner hob die Augenbrauen. »Wollt Ihr unbedingt Eure Hand verlieren? Beim Herrgott im Himmel! Mit so einer Wunde ist nicht zu spaßen. Seid froh, wenn ich Euch nicht den Unterarm abnehmen muss!«
Jetzt wurde Gibichen blass. Er knirschte mit den Zähnen, und als Lohner den verletzten Finger abtastete und daran drückte, stöhnte er schmerzhaft auf. Ein Schwall gelben Eiters quoll zwischen den schwarzen Rändern der Wunde hervor.
»Da seht Ihr’s!«, trumpfte Lohner auf. »Den Finger könnt Ihr vergessen. Vielleicht bleibt es dabei, wenn nicht …« Er brach mitten im Satz ab, doch seine Geste war deutlich genug.
»Tut alles für meinen Freund, was in Eurer Macht steht!«, bat Fabian ihn.
Der Arzt wandte sich ihm zu und zwinkerte verblüfft. »Birkenfels! Seid Ihr es wirklich?«
»Er kennt mich?« Noch während Fabian es sagte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Vor ihm stand derselbe Arzt, der einen Winter im Haus in den Waldbergen verbracht und Fannys hässliche Brandnarbe beseitigt hatte. Lohner hatte auch eine der schlimmsten Narben in Ehrentrauds Gesicht weggeschnitten, und wenn sich der zweite Arzt nicht eingemischt hätte, wäre wohl ebenso wie bei Fanny nur ein weißer Fleck zurückgeblieben.
»Lohner? Jetzt erinnere ich mich! Ich traf Ihn damals im Haus der Gräfin Hochberg.«
Der Arzt nickte zufrieden. »Beinahe hätte ich Euch nicht erkannt. Ihr seid in der Zwischenzeit ein Mann geworden.«
»Damals war ich noch ein dummer Junge und aufgeblasen von falschem Stolz«, gab Fabian mit einem Auflachen zu.
Lohner nickte, als wolle er diese Worte bestätigen, und zeigte auf Gibichens Hand. »Es drängt mich, mit Euch zu sprechen, doch ich muss mich zuerst um die Hand Eures Freundes kümmern. Mögen Gott und die Heiligen Kosmas und Damian mir beistehen! Garantieren kann ich nämlich für nichts.« Der Arzt ergriff sein Skalpell und öffnete die Verletzung mit einem geschickten Schnitt. Mit einem leisen Aufschnauben schüttelte er den Kopf.
»Das wird nicht leicht werden. Gerda, bringe einen Krug Branntwein, damit der Offizier die Schmerzen weniger spürt! Und Ihr, Herr von Birkenfels, solltet Euren Freund festhalten. Oder soll ich ihn mit Lederriemen an den Stuhl binden?«
»Versuche Er es, und ich wickle Ihm die Riemen um seinen dürren Hals!« Gibichen funkelte den Arzt feindselig an, hielt aber still.
Gerda war innerhalb weniger Augenblicke mit einem Krug voll Branntwein zurückgekehrt und goss die Flüssigkeit in einen großen Lederbecher. Gibichen
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