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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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weitersprach.
    »Aus diesem Grund wünsche ich, dass Ihr Euch mit meiner Nichte postum vermählt, auf dass sie in allen Ehren als Ehefrau vor unseren Herrn Jesus Christus treten und auf Gnade hoffen kann.«
    »Ich soll eine Tote heiraten?«, brach es aus Fabian heraus.
    Der Prior nickte. »Tut es um Ehrentrauds Erlösung willen! Ihr werdet von dem Augenblick, an dem die Trauung vorbei ist, als Witwer gelten, mit der Verpflichtung, ein Jahr Trauer um Eure tote Gemahlin zu tragen. Ich weiß, Ihr seid mit Komtesse Hochberg verlobt und wollt sie gewiss bald heimführen. Doch sie wird als Allererste Verständnis dafür aufbringen, dieses Jahr auf Euch warten zu müssen. Trotz allem, was man ihr angetan hat, war sie Ehrentraud freundlich gesinnt und hätte deren beste Freundin werden können, wären da nicht die Hexe Helene und ihre teuflische Tochter gewesen.«
    Ganz so einfach, wie der Prior tat, lagen die Verhältnisse nicht. Ehrentraud hatte auch von sich aus alles getan, um Irmela zu kränken und zu demütigen, doch Fabian wollte an diesem Ort nicht an längst vergessene Dinge rühren. Mit einem tiefen Atemzug machte er sich Mut und trat an den Altar neben Herrn von Stainach, der als Trauzeuge fungieren sollte.
    Lexenthal gab dem Priester einen Wink. Dieser ging sichtlich nervös ans Werk und zelebrierte die Eheschließung. Noch nie hatte er eine tote Frau einem lebenden Mann angetraut, und er zweifelte ein wenig, ob diese Zeremonie den Segen der heiligen Kirche finden würde. Er tröstete sich jedoch damit, dass der Prior wissen musste, was er tat. Trotz seiner Unsicherheit sprach er die Gebete mit großer Inbrunst und rührte damit die Herzen der Anwesenden. Lexenthal weinte ungehemmt, und Fabian begriff, dass er von diesem Tag an besser von Ehrentraud denken würde.
    An der Stelle, an der die Braut ihre Einwilligung zu dieser Heirat bekunden sollte, sah der Priester den Prior unsicher an. Lexenthal bedeutete ihm jedoch weiterzumachen. »Meine Nichte hat schriftlich bekundet, die Gemahlin Herrn von Birkenfels’ werden zu wollen. Dies mag hier und vor Gott gelten.«
    Als der Ringtausch erfolgen sollte, überreichte Lexenthal ihm zwei Ringe von ansehnlichem Wert. »Streift den größeren über zum Zeichen, dass Ihr von diesem Augenblick an Euch als Gemahl meiner Nichte seht. Den anderen Ring legt auf ihr Grab. Ich habe alles vorbereitet, damit er an ihre Seite gelegt werden kann.«
    Die Worte des Priors stellten die einzige Abweichung zu einer normalen Trauzeremonie dar. Als der Priester Fabian schließlich gesegnet hatte und er die Kirche wieder verlassen konnte, schüttelte er sich innerlich, denn es war, als fühle er die Kälte des Todes von dem Ring ausgehen, der für Ehrentraud bestimmt war. In die goldene Fassung war ein dunkelblauer Stein eingelassen, der Trauer auszustrahlen schien, und er stellte ihn sich an Ehrentrauds Hand vor.
    »Er hätte ihr gefallen«, sagte er leise.
    Lexenthal begriff, was sein Schwiegerneffe damit meinte, und schlug das Kreuz. »Gott gebe ihr die ewige Ruhe!«
    »Und die Erlösung und die Auferstehung am Jüngsten Tag«, setzte Fabian leise hinzu.

XXI.
    Als Helene mit den Aussagen ihrer Tochter und ihrer einstigen Helfer konfrontiert wurde, brach auch sie zusammen und gab jeden Widerstand auf. Ihre Hoffnung, mit einem Geständnis weiteren Torturen entgehen zu können, erfüllte sich jedoch nicht. Mit derselben Hartnäckigkeit und dem gleichen Hass, mit denen Lexenthal mehr als zwei Jahrzehnte lang Irmhilde und Irmela von Hochberg zu Karlstein verfolgt hatte, setzte er durch, dass Helene, die Schwarze Hexe und Santini, die als die Hauptschuldigen dieses Prozesses galten, allen Foltern unterworfen wurden,welche das Gesetz für die ihnen vorgeworfenen Verbrechen vorschrieb. Johanna und Steglinger wurden zwar selbst nicht geschunden, doch sie mussten die Qualen der anderen mit ansehen und wurden in dem Glauben gelassen, danach ebenfalls diesen Torturen unterworfen zu werden.
    Als das Todesurteil verkündet wurde, atmeten selbst die Gefangenen auf. Es sollte auf derselben Wiese vollstreckt werden, auf der vor über einem Jahr jene alte Frau verbrannt worden war. Irmela graute davor, noch einmal dorthin aufbrechen zu müssen, noch dazu, weil sie sich diesmal nicht in der Kutsche verstecken konnte, sondern neben Lexenthal auf der Tribüne sitzen musste, die in der Nähe der aufgeschichteten Scheiterhaufen für die hohen Herrschaften aus Klerus und Adel errichtet worden war.
    Als der Tag

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