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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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schleifen lassen und auf ihren Grundmauern das Haus errichtet, und dieses geriet als Pfand in die Hand Eures Großvaters, des Grafen Johann Antonius Hochberg.«
    Johanna schürzte bei Kiermeiers kurzem Vortrag die Lippen, ließ der Hauptmann sie doch ebenfalls spüren, wie unwichtig sie war. Alle starrten auf Irmela, dabei war das spirrelige Ding nur wegen ein paar dummer, alter Familiengesetze die Erbin von Hochberg. Sie, Johanna, hatte ein ebenso großes Anrecht auf den Besitz wie ihre Nichte, vielleicht sogar ein größeres, denn immerhin war sie fast ein Jahr älter als Irmela und die legitime Tochterdes Vaters von Ottheinrich. Auch sie hätte von Rechts wegen den Titel einer Komtesse Hochberg tragen müssen, doch den hatte der Herzog ihr nach den Einflüsterungen missgünstiger Verwandter verweigert.
    Irmela sah nicht, mit welch finsteren Blicken Johanna sie musterte, denn ihre Aufmerksamkeit wurde von dem Gebäude gefangen genommen. Als sie darauf zuging, glaubte sie ein Raunen und Seufzen zu hören, das an ihren Nerven rieb, und nur wie in einem Traum hörte sie, wie Kiermeier sich an den Kastellan wandte. »Ist alles für den Aufenthalt der Damen vorbereitet?«
    Der Mann brummte unwillig. »Wie sollte es? Wir haben erst gestern durch einen Fischer Botschaft bekommen. In so kurzer Zeit konnten wir die Gemächer nicht herrichten. Außerdem haben wir Leuten Obdach geboten, die vor den Schweden geflohen sind, und die können wir ja nicht in die Donau jagen.«
    So hatte Kiermeier sich Irmelas Einzug in ihr eigenes Haus nicht vorgestellt, und daher blaffte er den Kastellan an: »Ist für die Damen Platz geschaffen worden oder nicht?«
    Ihm war klar geworden, dass der Mann die Räume der vor einem Menschenalter umgebauten Zollburg an Flüchtlinge vermietet hatte und das Geld in seine eigenen Taschen wandern ließ. Männer wie ihn, die am Elend der Unglücklichen verdienten, gab es in diesen Zeiten zuhauf. Der Hauptmann war jedoch nicht gewillt, auch nur einen Fingerbreit nachzugeben. Eher würde er den Kastellan aus seiner Kammer werfen, als den Damen eine schlechte Unterkunft zuzumuten.
    »Führe Er uns ins Haus!«, forderte er den Mann auf und legte die Hand demonstrativ auf den Knauf seines Rapiers.
    Der Kastellan wollte aufbegehren, bequemte sich nach einem schiefen Blick auf die fünf Bewaffneten aber dann, seine Gäste willkommen zu heißen. Sein Gesicht verriet jedoch, dass er die Neuankömmlinge dorthin wünschte, wo der Pfeffer wächst.
    Was Irmela betraf, hätte er sich keine Sorgen über seinen Nebenverdienst machen müssen. Sie verabscheute das Gebäude, noch ehe sie es betreten hatte, und suchte verzweifelt nach einem Grund, der ein Weiterfahren nach Passau notwendig machte. Innen wirkte das Haus wohnlicher als von außen, und es schien keinen Grund für ihre Abneigung zu geben. Doch sie hatte ebenso wie ihre Mutter gelernt, auf ihre Eingebung zu hören, und war selten getäuscht worden.

XIV.
    Die neuen und alten Bewohner des Hauses über dem Strom verbrachten die nächsten Tage in einem Wechselbad der Gefühle. Während Sturm, Gewitter und heftiger Hagel immer wieder herrlichstem Sonnenschein wichen, um bald darauf zurückzukehren, wurden sie von den Fischern nicht nur mit Lebensmitteln, sondern auch mit Gerüchten versorgt, die zwischen Siegesmeldungen und drohendem Weltuntergang schwankten. Schließlich berichteten die Männer von einer großen Schlacht am Lech. Obwohl ein Reiter die Strecke dorthin an einem Tag hätte zurücklegen können, dauerte es über eine Woche, bis das wahre Ausmaß der Katastrophe bekannt wurde. Gustav Adolf war es erneut gelungen, Tillys Heer zu schlagen, und damit stand den Schweden der Süden Deutschlands offen. Nun fragten sich alle verängstigt, in welche Richtung der Schwedenkönig ziehen würde. Galt sein Marsch München, der Residenzstadt des Herzogs Maximilian von Bayern? Oder würde er gleich bis nach Wien ziehen, um Kaiser Ferdinand zu stürzen und sich selbst die Krone des Heiligen Römischen Reiches aufs Haupt zu setzen?
    Prior Lexenthal, der sich an diesem Tag von einem der Neuburger Fischer in einem winzigen und nicht sehr sauberen Boot zuIrmelas Haus hatte fahren lassen, forderte die Gäste und das Gesinde auf, mit ihm zu beten, auf dass Gott der Herr dieses Unheil nicht zulasse.
    »Es wäre das Ende der zivilisierten Welt«, erklärte er mit zitternder Stimme. »Eher sähe ich Wien in der Hand der Osmanen, als den schwedischen Ketzer in der Hofburg zu

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