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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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so viel Angstvor meiner Mutter, würde ich ihm die Tür zu meiner Kammer öffnen, aber du weißt ja, wie sie ist.«
    »Das ist mir klar.« Ehrentraud rauschte der Kopf. Ihr Pflichtgefühl drängte sie, Fabian zu erhören, obwohl er nur die Tugend einiger anderer und nicht ihre hatte retten können. Für einen Augenblick fuhr es ihr durch den Sinn, dass nicht er, sondern Irmela die Frauen gewarnt hatte, doch sie schob diesen Gedanken sofort von sich weg. Hätte Irmela Fabian durch ihre unbedachte Tat nicht gezwungen, ihr zu folgen, wäre es ihm gewiss möglich gewesen, auch sie zu retten. Mehr als das aber wogen seine tapferen Taten im Krieg. Immerhin hatte er Gustav Adolf mit eigener Hand getötet oder wenigstens so schwer verwundet, dass der Ketzerkönig ein Opfer der Streitscharen des wahren Glaubens geworden war.
    Schon halb überzeugt, das Richtige zu tun, sah sie Johanna an. »Ich hatte Fabian gebeten, mich zu besuchen und mir von seinem Kriegszug zu berichten, doch bis jetzt ist er nicht gekommen.«
    Johanna stand kichernd auf und begann sich anzuziehen. »Soll ich ihn daran erinnern?«
    Als Ehrentraud stumm nickte, wandte Johanna ihr Gesicht ab, damit diese nicht das spöttische Lächeln auf ihren Lippen sehen konnte. Sie hatte sehr wohl begriffen, mit welchen Wünschen und Hoffnungen Ehrentraud Fabians Erscheinen herbeisehnte. Doch der junge Mann würde in ihr nicht mehr sehen als eine wohlfeile Leibesöffnung, mit deren Hilfe er seinem Geschlechtstrieb freien Lauf lassen konnte. Vielleicht würde er es nicht einmal über sich bringen, Ehrentraud zu besteigen, weil er sich vor deren verstümmelten Brüsten und dem narbigen Gesicht grauste.
    Dennoch nickte sie ihrer Freundin verschwörerisch zu und huschte zur Tür. »Also gut! Ich hole ihn.«
    Das Ganze würde ein Mordsspaß werden, sagte sie sich, und bedauertees nur, dass sie nicht beobachten konnte, was zwischen den beiden vorging.
    Johannas Mutter wartete gespannt auf den Bericht ihrer Tochter.
    »Und? Wie ist es gelaufen?«
    »Das Fräulein glaubt, Fabian so bezirzen zu können, dass er auf der Stelle sein Herz an sie verliert und sie als die Seine heimführt – auch wenn er kein Heim besitzt.« Johanna zwitscherte fröhlich wie ein Vogel, und über das Gesicht ihrer Mutter huschte ein boshaftes Lächeln.
    Anders als ihre Tochter kannte sie die Macht, die ein warmer Frauenspalt auf Männer ausübte, und war sich sicher, dass Fabian Ehrentrauds Angebot ausgiebig nutzen würde. Vielleicht schwängerte er sie, und diesmal würde sie ihr die Leibesfrucht nicht wegmachen. Lexenthal hatte die Macht, den jungen Mann zur Heirat mit seiner Nichte zu zwingen, auch wenn Fabian gewiss nicht der Mann war, den er sich für sie wünschen mochte. Doch so, wie Ehrentraud aussah, würde er begierig nach der Möglichkeit greifen, aus dem Mädchen eine ehrbare Frau von Birkenfels zu machen, und sie, Helene von Hochberg, würde den Prior zu gegebener Zeit daran erinnern, was sie für seine Nichte getan hatte.
    Mit einem höhnischen Auflachen befahl Helene ihrer Tochter, sich in ihre Kammer zurückzuziehen. Sie selbst ging zu der Tür, hinter der Birkenfels’ Quartier lag, und klopfte leise.
    Fabian hatte sich noch nicht zum Schlafen ausgezogen und öffnete. »Was gibt es?«, fragte er in der Hoffnung, es könnten Meinarda oder Johanna sein. Dann erkannte er Helene. Für einen Augenblick glaubte er, sie hätte sich entschlossen, ihm ihre Gunst zu gewähren, und er fühlte sich Manns genug, auch diese erfahrene Frau zufriedenzustellen. Doch bei ihren Worten zerstob diese Hoffnung.
    »Fräulein Ehrentraud wünscht Euren Besuch. Sie ist zu aufgewühlt,um schlafen zu können, und würde daher gerne mehr über Eure Heldentaten bei Lützen erfahren.«
    Fabian sagte im Stillen seinen männlichen Wünschen ade und zwang sich ein verbindliches Lächeln auf. »Das trifft sich gut, denn auch mir bleibt der Schlaf heute fern.«
    Er verneigte sich, wie es die Höflichkeit erforderte, und folgte ihr. Zu seiner Überraschung öffnete sie ihm die Tür zu Ehrentrauds Wohngemach, trat aber selbst nicht ein.
    »Im Gegensatz zu euch jungen Leuten fühle ich mich rechtschaffen müde. Ihr werdet ja gewiss nichts Unbesonnenes tun!«
    »Nein, gewiss nicht!«, versicherte Fabian, denn er fand allein den Gedanken zum Lachen, sich der Verunstalteten nähern zu wollen. Nach ihren Erfahrungen mit den Schweden würde dem Mädchen gewiss nicht der Sinn nach weiteren Erfahrungen mit dem männlichen

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