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Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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davon sprach, dass er mir wie einem Esel die Karotte und den Stock gibt. Wenn ich nicht leben will, dann wäre Natalyias Opfer ohne jeden Sinn gewesen. Das kann ich nicht zulassen. Also werde ich leben. Aber ich bin jetzt ein alter Esel. Du weißt, wie es um so einen bestellt ist. Sie werden immer störrischer. Und jetzt ist es so, dass ich glaube, dass er mir etwas schuldet, nicht ich ihm.«
    Lange Zeit sagte Varosch nichts, dann seufzte er. »Ich möchte nicht mit Euch tauschen, Havald. Ich kann nur versuchen, Trost zu spenden. Die Götter, so heißt es, haben einen Plan für uns. Und der ist so groß, dass wir ihn nicht verstehen können. Vielleicht offenbart sich ihr Plan für Euch noch. Vielleicht gibt es etwas, das all das wert ist. Vielleicht zeigt sich eines Tages, dass es gut war, so wie es ist.«
    »Du meinst, wenn ich verstehe, dann kann ich ihm vergeben?«
    »Abgesehen davon, dass ich diesen Gedanken noch immer für überheblich halte, ja, Havald, genau das meine ich. Übrigens irrt Ihr.«
    »Worin?«
    »Ihr seid nicht nur sein Schlachter.«
    »Wie das?«
    »Ihr habt bislang jeden Seelenreiter erschlagen, der Euren Weg kreuzte, und damit viele Seelen aus stärkeren Fesseln befreit als jene, die Euch selbst halten.«
    Ich erinnerte mich an das geisterhafte Gesicht des Emirs, als seine Seele ihren Weg zu Soltar fand. Es war das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte, dass eine Seele mich wahrnahm. Vielleicht aber hatte ich mir sein dankbares Lächeln auch nur eingebildet.
    »Bevor ich Leandra kennenlernte, hatte ich noch nie einen Seelenreiter gesehen. Wenn es sein Wille ist, dass ich Nekromanten erschlage, warum ist mir nicht früher einer über den Weg gelaufen?«
    »Vielleicht war es noch nicht die Zeit dafür.« Er verbeugte sich leicht und wandte sich zum Gehen.
    »Varosch.«
    Er hielt inne und schaute zu mir zurück.
    »Du wärst ein guter Priester.«
    Ein schnelles Lächeln huschte über seine Lippen. »Ich weiß. Selbst Zokora sagt das.« Er ging zur Treppe, die vom Achterdeck herabführte, und blieb noch mal stehen. »Havald, sagt, wenn Ihr die freie Wahl gehabt hättet, wenn es möglich gewesen wäre, für welchen Gott hättet Ihr Euch entschieden?« Er grinste mich an, ging die Treppe hinab und ließ mich allein zurück.
    Eine gute Frage, fand ich, eine, die ich mir so noch nicht gestellt hatte.
    Ich brauchte nicht lange zu überlegen. Astarte war mir zu … zu freundlich, zu vergebend. Boron war mir zu steif. Also blieb ohnehin nur …
    Jemand räusperte sich hinter mir, und ich drehte mich um. Es war der Steuermann, der hier seinen Platz am hohen Ruder der Dhau beanspruchte. Ich stand im Weg. Also trat ich zur Seite und begab mich hinab aufs Deck. Dort standen Leandra und Serafine und unterhielten sich mit Deral, während die Leinen gelöst wurden.
    Ich schaute zurück ans Ufer und suchte nach bekannten Gesichtern. Es wäre eine nette Geste gewesen, wenn Faihlyd oder Armin erschienen wären, vielleicht sogar die Essera Falah. Nun, sie würden ihre Gründe haben, es nicht zu tun.
    Die Lanze des Ruhms bewegte sich unter meinen Füßen. Endlich war es so weit, wir legten ab. Wenn alles gut ging, würden wir bald Askir mit eigenen Augen sehen können. Ich hoffte nur, dass Leandra nicht zu sehr enttäuscht wurde.

4. Von Schiffen und Städten
     
    Diese Schiffe, so hatte ich gelernt, nannte man Dhaus. So gut kannte ich mich in der Seefahrt nicht aus, doch die Unterschiede zu den Schiffen, die ich kannte, waren mit bloßem Auge zu erkennen. Die Schiffe meiner Heimat waren große behäbige Segler mit quadratischen Segeln, die vor die Masten gespannt wurden. Rahsegler nannte man sie wohl. Die größten unter ihnen besaßen vier Masten und Dutzende von Segeln. Die Lanze des Ruhms besaß einen Mast und nur ein einzelnes großes, dreieckiges Segel.
    Die meisten Dhaus waren für den Flusshandel bestimmt, die Lanze des Ruhms , so hatte mir Deral wiederholt versichert, war jedoch hochseetauglich. Sie übertraf auch die meisten anderen Flusssegler, die wir auf unserer Reise sahen, um gut das Dreifache in ihrer Größe. In der Konstruktion schienen diese Schiffe irreführend einfach. Die meisten von ihnen wurden nicht in einer Werft gebaut, sondern irgendwo an einem Flussufer, meist das Werk einer einzigen Familie, die das Wissen um den Bau der Schiffe über die Generationen weitergab. Es gab keine Pläne, nur das Augenmaß, das überlieferte Wissen und handwerkliche Kunst. Ein scharf zulaufender, erhöhter

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