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Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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das verziehen hat«, sagte Serafine vorwurfsvoll, als sie sich neben mich gesellte. »Denn gerecht war es nicht.«
    Leandra betrachtete mich eingehend. »Du bist wütend«, stellte sie fest. »Aber ich verstehe nicht, warum.«
    »Deral hat ein Viertel seiner Männer verloren«, entgegnete ich. »Dabei kam es nicht einmal zu einem richtigen Kampf. Wie viele sollen denn noch sterben?«
    »So viele wie nötig sind«, antwortete Leandra und sah mir dabei direkt in die Augen. »Es ist wichtig genug.«
    Mir lag eine harte Antwort auf der Zunge, doch ich schluckte sie herunter und starrte stur aufs Meer hinaus. Leandra wartete noch zwei Atemzüge, seufzte dann leise und ging davon, um sich auf ihre Bettrolle zu legen.
    Serafine wartete noch einen Atemzug länger. Dann wandte auch sie sich ab, ging einen Schritt und blieb stehen. »Havald«, sagte sie. »Ihr wisst, dass es falsch von Euch ist. Es ist nicht Varoschs Schuld. Nicht Leandras. Vor allem aber ist es nicht Eure.« Sie ging fort und setzte sich zu Leandra, fast als ob sie sie trösten wollte.
    Sie hatte leicht reden, dachte ich, während ich das ferne Schiff betrachtete. Ja, es war näher gekommen. Sie musste ja nicht diese Reden halten. Ich beschattete meine Augen und schaute zur Sonne. Soltars Licht. Ich war es leid, übrig zu bleiben und an Gräbern Reden über die Gnade der Götter zu halten.
    Ich hatte Deral gut zugehört. Irgendwann in den nächsten Stunden würde dieses Schiff nahe genug sein. Dann würden sie uns entern. Wie viele mochten es sein? Vierzig? Fünfzig? Noch mehr?
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte Zokora hinter mir. Ich zuckte zusammen, fuhr herum und sah sie vorwurfsvoll an.
    »Was willst du?«, fragte ich grob.
    »Dich lehren«, sagte sie leise und berührte mich leicht am Hals. Ich stand da, kein Muskel gehorchte noch meinem Willen, und es schnürte mir den Atem ab. Ähnlich hatte ich mich gefühlt, als der Nekromant mich unter seinen Willen zwang, jedoch war mein Geist noch frei, nur mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Das also hatte Natalyia gefühlt, als Zokora sie zu Poppet machte.
    Zokora stand klein und zierlich vor mir und sah mich mit rötlich schimmernden Augen an. Sie war ebenfalls wütend, stellte ich erstaunt fest. Warum?
    »Du bist wie ein Kind, das schmollt. Du stehst hier und beschwerst dich, dass die Götter ungerecht sind. Du siehst nicht, was du sehen sollst, Havald. Du bist blind. Die anderen sehen es, nur du nicht. Und wenn du schmollst … dann verunsicherst du sie in ihrem Glauben.«
    In welchem Glauben?, wollte ich fragen, doch es kam kein Wort heraus.
    »Wenn du willst, kannst du jetzt sterben«, sagte sie leise. »Du weißt, dass ich es tun werde. Es wäre ein Geschenk, nicht wahr?« Sie trat näher an mich heran und hielt mich noch immer mit dieser einen Fingerspitze aufrecht. Sie roch nach Meer und Wind. »Oder doch nicht? Willst du sterben, Havald? Hier und jetzt? Oder brennt noch das Feuer in dir …«
    Hinter ihr sah Leandra hoch und blickte mit zusammengezogenen Brauen zu uns herüber. Dann griff sie Steinherz und stand auf.
    »Willst du uns alle zurücklassen, Havald? Dort kommen Piraten, und ich trage ungeborenes Leben unter meinem Herzen. Leandra trägt ihre Hoffnung, Serafine ihre Liebe und Varosch seinen Glauben. Alles ruht auf deinen Schultern. Ist es das? Bist du zu schwach dafür? Willst du dich verdrücken wie ein Hund mit eingeklemmtem Schwanz?«
    Sie las die Antwort in meinen Augen.
    »Havald?«, fragte Leandra misstrauisch, als sie an uns herantrat.
    Die Starre wich von mir, als Zokora ihren Finger wegnahm, und ich atmete erleichtert durch. Zokora hielt einen kleinen Tiegel mit Salbe hoch und drückte ihn mir in die Hand. »Schmier dir das auf die Wunde, Havald, bevor sie noch schwärt«, sagte sie, drehte sich um und ging zu ihrem Lager zurück.
    Leandra und ich schauten ihr nach.
    »Was war das eben?«, fragte Leandra, noch immer mit gerunzelter Stirn.
    »Ein Freundschaftsdienst«, sagte ich und räusperte mich, denn meine Stimme klang rau.
    »Versteht sie denn, was das bedeutet?«, fragte sie.
    Zokora sah zu mir zurück und zog eine Augenbraue hoch. Sie hatte die feinsten Ohren der Weltenscheibe. Ich blickte auf den Tiegel in meiner Hand, zu Zokora und dann in diese violetten Augen, die ich so liebte. »Ja, das tut sie«, sagte ich und reichte Leandra den Tiegel. »Kannst du das bitte machen?«
    Sie nahm ihn, roch daran und verzog das Gesicht. »Das riecht schlimmer als Angus«, befand sie,

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