Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
hatte. Am einen Ende des Tischs saß der Blutige Marcus, hinter ihm stand der Preiskämpfer … und alle sahen überrascht auf. Hinter mir ging die Tür, ich brauchte nicht hinzusehen, um zu wissen, dass es der Mann vom Eingang war.
Vielleicht war es also doch nicht die beste Idee gewesen, diesen Gasthof aufzusuchen. Ich schaute genauer hin. Der Wirt war weder bierbäuchig, noch wirkte er gemütlich. Sein Gesicht war von Narben übersät, und er trug eines dieser Entermesser in einer Scheide unter seinem linken Arm. Er war in Pluderhosen und ein weites grünes Hemd gekleidet und trug diese leichten Schuhe aus Leinen und gedrehtem Tau, die hier auf der Insel üblich zu sein schienen.
»Ihr seid hier falsch«, teilte er mir mit.
»Lasst ihn ruhig ein!«, rief der Blutige Marcus. »Er ist hier, weil ich ihm ein Angebot gemacht habe.«
»Ich sehe, dass ich störe«, sagte ich höflich und deutete eine Verbeugung an. »Ich sollte besser wieder gehen.«
»Warte«, sagte Marcus und beäugte neugierig meinen Elfen. »Bist du hier, um dich mir anzuschließen?«
Einen Moment zögerte ich, dann schüttelte ich den Kopf. »Nein. Ich suche Quartier. Ich werde anderswo weitersuchen.«
»Das Quartier kostet hier ein Silberstück pro Nacht und Nase«, knurrte der Wirt. »Hast du denn das Silber dazu?«
»Das gefällt mir nicht«, sagte einer der anderen am Tisch, ein bärtiger Geselle, der mir leicht zu schielen schien. Es machte ihn nicht hübscher. »Dieser Tisch ist nur für Kapitäne!«
»Dieser Tisch, ja«, meinte Marcus. »Der Gasthof nicht.«
»Doch«, beharrte der Bärtige. »Er ist kein Kapitän und hat hier nichts zu suchen.«
»Solange er zahlen kann und uns nicht stört, soll es mir recht sein«, meinte die Frau und ließ ihren Blick über mich wandern, dann besah sie sich den Elfen, offensichtlich sprach ihr sein Anblick mehr zu. »Sein Freund zumindest gefällt mir«, sagte sie und leckte sich über die Lippen wie eine Katze, die Milch gerochen hatte.
»Ich habe das Silber«, sagte ich. »Aber wir können auch gehen.«
»Es passt mir nicht«, wiederholte der Bärtige stur.
»Dann wirf ihn selbst hinaus«, schlug Marcus gelangweilt vor. »Aber nimm dich in acht, Jarek, er wird dir das Genick schneller brechen, als du schielen kannst.«
Götter. Es schien Marcus’ liebstes Spiel zu sein, Streit heraufzubeschwören. Ich konnte fast die Gedanken des bärtigen Jarek lesen. Seine Ehre stand jetzt auf dem Spiel. Wenn er verzichtete und klein beigab, konnte man ihm nachsagen, er hätte sich gedrückt. Wenn das wirklich alles Piratenkapitäne an diesem Tisch waren, dann ging es um seinen Ruf.
Ich blickte über meine Schulter, dort stand noch immer der bullige Kerl und versperrte mir den Weg hinaus. Ich hob beschwichtigend die Hände. »Ich wollte nicht stören, wir werden gehen.«
Der Blutige Marcus, von dem ich langsam verstand, warum er diesen Namen trug, griff an seinen Gürtel und hielt seinen Beutel hoch. »Ich halte zwei gegen jedes Goldstück, das ihr setzt, dass mein Freund hier unserem Jarek den Bart rupft.« Er sah spöttisch zu dem Bärtigen hinüber. »Ich hätte ja nichts gesagt«, sprach er weiter. »Aber dass er dich stört, ist erheiternd, wenn man bedenkt, dass du gar kein Schiff mehr hast!«
»Ich halte mit«, sagte die Frau gelangweilt. »Fünf Goldstücke darauf, dass Jarek deinen Freund zu Soltar schickt.«
»Zwei von mir«, rief ein anderer. »Und vier von mir!«, ein dritter, weitere folgten. Bevor ich mich versah, lag ein Haufen Gold auf dem Tisch, und Marcus lächelte zufrieden. Er sah zu mir hinüber. »Besiege ihn, und die Hälfte der Börse gehört dir … und das Quartier ist umsonst.«
Ganz offensichtlich war es so, dass der Gedanke an etwas Unterhaltung den Kapitänen gefiel; bis auf Jarek, der wirkte wenig glücklich.
»Das ist alles dein Verdienst«, warf er Marcus vor. Er schaute die anderen an. »Seht ihr nicht, dass er eine falsche Natter ist? Kaum spricht man gegen ihn, sticht er einen in den Rücken!«
»Weißt du, Jarek«, sagte Marcus und schüttelte traurig den Kopf, »wenn du mir nur widersprechen würdest, das darf jeder hier am Tisch, aber du hast nicht nur eins meiner Schiffe verloren, sondern gleich zwei!«
»Es war eine Falle, bei den Göttern«, fluchte der Bärtige. »Wir hatten Mühe zu entkommen!«
»Ja, und du hast die verdammten Seeschlangen direkt zu mir geführt, was beinahe auch mein Ende gewesen wäre«, stimmte Marcus freundlich nickend zu. »Wie
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