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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Erinnerungen zurückzuverhelfen?«

    In der Stimme des Mädchens schwang Hoffnung mit.
    Ich müsste der Sache auf den Grund gehen. »Versprechen kann ich nichts.«
    Theana erhob sich schwerfällig und bedeutete Adhara, Platz zu behalten. Sie musste es versuchen. Vielleicht lag hier der Schlüssel zu allem. Wieder einmal überkam sie eine tiefe Furcht bei der Erinnerung an die düsterste Stunde, die der Thenaar-Kult seit den Zeiten der Assassinengilde, die das Wesen des Gottes so verfälschte, erlebt hatte.
    Sie ging zu einem Schrank, zog ihn auf und suchte sich alles Notwendige zusammen: Kräuter, Pulver, Gefäße. Dann nahm sie den Birkenzweig zur Hand, der innen an der Schranktür aufgehängt war, und begann, still zu beten. Das setzte sie fort, während sie nun alle Vorbereitungen traf und die Mixtur zusammenstellte, die sie benötigte. Dabei entging ihr nicht, wie verwundert und besorgt das Mädchen ihr zusah. Theana betete weiter, bis sie endlich spürte, dass die göttliche Kraft sie durchdrang. Nun war sie bereit.
    Sie griff zu einer Schüssel und dem Birkenzweig und nahm neben dem Mädchen Platz.
    »Ich versuche jetzt einen Zauber, um nach deinen Erinnerungen zu forschen. Entspann dich einfach und überlass alles Weitere mir. Vertraust du mir?«
    »Ja.«
    Einen Augenblick lang spürte Theana eine Verbindung zu diesem Mädchen, die tief und friedlich war und mit Thenaar in Zusammenhang stand, doch das Gefühl verflog so schnell, wie es gekommen war.
    »Reich mir deinen Arm!« Adhara gehorchte.
    Nun stimmte Theana einen Singsang an, eine gedehnte, hypnotisierende Litanei, tauchte den Zweig in das Kräutergemisch und begann, mit der Spitze über Adharas Haut zu fahren. Von ihrem Handgelenk ging sie aus und folgte der bläulichen Spur ihrer Adern, zunächst bis zum Ellbogen und weiter hinauf zur Schulter, um schließlich ein Geflecht
ganzer Figuren auf Adharas Leib zu zeichnen. Währenddessen öffnete sie ihren Geist vollkommen dem des Mädchens.
    Dann ergriff sie deren anderen Arm und verstärkte noch das mystische Band, das sie geknüpft hatte. Als sie beim letzten Muster, dem auf dem linken Schulterblatt, angekommen war, stieß sie einen spitzen, vibrierenden Laut aus. Die Welt entschwand am Horizont ihrer Wahrnehmung, und nichts blieb mehr als Adharas Geist: ein Ort voller klarer Eindrücke und lebendiger Wahrnehmungen, die aber alle in ihrer jüngsten Vergangenheit angesiedelt waren. Auch wenn Theana diese Erinnerungen nicht klar erkennen konnte, spürte sie doch die Empfindungen, die mit ihnen verbunden waren. Nun tauchte sie tiefer ein, durchstieß die Oberfläche von Adharas Bewusstsein, und fand eine weite, weiße Fläche, eine Wüste bar jeder Empfindung, jeder Erinnerung. Wie der Geist eines Säuglings lag sie da, so als gebe es rein gar nichts, das hätte erinnert werden können.
    Sie kann doch nicht dort auf dieser Wiese zur Welt gekommen sein!
    Plötzlich spürte sie es: das Böse, Regungen tiefen Hasses, und Schmerz, heftigen, entsetzlichen Schmerz. Blut, Angst, Verzweiflung. Und ein Schrei, unausgesetzt, grauenhaft, ewig. Theana wurde hineingerissen und versank, immer tiefer, fand keinen Halt, und eine archaische Furcht überfiel sie.
    Als sie wieder zu sich kam, lag sie auf dem Boden, in ihrem Gesichtsfeld nur die Decke ihres Zimmers und Adharas besorgtes Gesicht.
    »Was ist mit Euch? Seid Ihr verletzt?«
    Mühsam setzte sich Theana auf und blickte das Mädchen einen Augenblick lang stumm und aufmerksam an.
    »Nein, es geht schon«, sagte sie dann.
    Jetzt erblickte sie auch Dalia, die herbeigeeilt war.
    »Was ist passiert? Ich hörte Euch und bekam Angst …«

    »Ich habe ihr nichts getan, wirklich nicht …«, beteuerte Adhara.
    Theana spürte Dalias Arm, die ihre Schultern umfasst hatte und ihr aufhalf. »Oh, Herrin …«
    »Schon gut, es war wirklich nicht ihre Schuld«, sagte sie und wandte dann Adhara den Blick zu. »Tut mir leid, aber mein Zauber hat nicht gewirkt.«
    Das Mädchen starrte sie mit offenem Mund entgeistert an. Erst nach einigen Augenblicken fand sie den Mut zu fragen: »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Dass ich nichts gefunden habe, das sich zutage fördern ließe.«
    »Aber …« Enttäuschung ließ Adharas Blick erkennen, vielleicht auch eine Spur Wut. »Das verstehe ich nicht … Es sah aber so aus, als wenn … Wieso habt Ihr dann so geschrien …?«
    »Wegen der Leere, in die ich blickte.«
    »Ja, aber …«
    »Tut mir leid«, fuhr Theana kurz angebunden fort. »Es gibt

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