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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Boden. Sie ließ den Blick daran entlangschweifen und zählte mindestens ein Dutzend davon.
    Sie riss sich von dem Anblick los. Schließlich war sie nicht hier, um die Aussicht zu genießen. Sie musste einen sicheren Unterschlupf finden. Immerhin herrschte hier nicht solch ein Gewirr wie draußen bei den Häusern, die um den Turm herum lagen. Schnitten sich dort die zahllosen krumm und schief verlaufenden Gassen in den abenteuerlichsten Winkeln, so gab es hier offenbar auf jedem Stockwerk nur einen einzigen breiten Ring, der durch eine Treppe an den darunterliegenden anschloss und um den gesamten Innenschacht herumführte. Von jedem Ring gingen schmalere Gassen ab, die allerdings auch wiederum gerade geführt waren und an der äußeren Umfassungsmauer endeten. Das Mädchen beschloss, sie alle gezielt abzuklappern, merkte aber bald, dass
zwar kaum ein Haus bewohnt war, die Türen jedoch verrammelt oder gar zugemauert waren.
    Sie ließ sich dennoch nicht entmutigen und versuchte es auf der nächsten Ebene. Dabei fiel ihr auf, dass die Ringe, je höher sie gelangte, immer enger wurden. Doch sehr hoch musste sie nicht steigen, denn schon auf dem nächsten Stockwerk fand sie ein offenbar leerstehendes Haus, dessen Tür zerborsten in den Angeln hing. Vorsichtig näherte sie sich und warf einen Blick hinein. Es schien alles finster. Bemüht, keinen Laut zu machen, trat sie ein. Durch den ersten Raum gelangte sie in ein Zimmer, das durch eine Fensteröffnung ein wenig erhellt war. Ohne Scheibe oder Vorhang öffnete sie sich auf das Panorama der in weißes Mondlicht getauchten Ebene. Das Mädchen trat näher heran und blickte hinaus. Sie befand sich erst bei den unteren Stockwerken, und doch ging es schon ziemlich tief hinunter. Endlos weit wirkte die Ebene, wie eine ruhig daliegende, von einem sanften Sommerwind nur ein wenig gekräuselte offene Wasserfläche. Dann fiel ihr Blick auf den dunklen Teppich des Waldes, nicht weit entfernt zu ihrer Rechten. Wehmütig betrachtete sie ihn. Dort war es ihr nicht schlecht ergangen, zumindest hatte sie sich, umgeben von Bäumen und Tieren, weniger allein als hier unter den Menschen gefühlt. Der Wald war wie ein Geheimnis, das sie ergründen konnte, während ihr die Stadt ganz fremd war.
    Zwischen geschwärzten Wänden waren einige Holzscheite am Boden des sonst fast leeren Zimmers verstreut. In einer Ecke lag eine Pergamentseite. Sonst gab es nichts, was ihren Aufenthalt hätte bequemer machen können.
    Sie ließ sich nieder, Brot und Käse auf dem Schoß, und lehnte sich mit dem Kopf gegen die Wand. Kurz darauf fielen ihr die Augen zu.
     
    Stimmengewirr. Lautes Keuchen. Das Mädchen schlug die Augen auf und war sofort hellwach. Um sie herum hatte sich
nichts verändert. Viel Zeit schien nicht vergangen zu sein, denn das Licht im Raum kam ihr nicht anders vor als zu dem Zeitpunkt, als sie hereingekommen war. Nur ein wenig mehr vom Mond erkannte sie durch das Rechteck des Fensters. Sie lauschte auf die Geräusche, die sie geweckt hatten. Offenbar kamen sie aus dem Raum beim Eingang.
    Ganz langsam richtete sie sich auf und schlich sich auf Zehenspitzen zur Türöffnung, durch die ein rötlich flackerndes Licht fiel. Sie hielt die Luft an und presste sich gegen die Wand, während sie rasch den Dolch ergriff und dessen Heft umschloss. Es waren zwei Männer: Einer hielt eine Fackel in der Hand, der andere saß am Boden. Kein Zweifel, es waren die beiden, die ihr bereits in dem Wirtshaus aufgefallen waren, und ihr Anblick jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Leise unterhielten sie sich in einer Sprache, die sich anders anhörte als jene, die sie bisher von den Leuten gehört hatte. Dennoch gelang es ihr, hier und da ein Wort aufzuschnappen.
    Dem am Boden mit dem Rücken zur Wand kauernden Mann schien es schlecht zu gehen. Er atmete schwer, und Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Die Tropfen, die ihm über die Wangen hinunterrannen, hatten dort eine fettige Substanz weggewaschen, mit der sein Gesicht überzogen war. So war sein rötliches Gesicht von langen hellen Streifen durchzogen, die hier und dort von unschönen schwarzen Flecken unterbrochen waren. Der andere Mann, der ihm jetzt eine Hand auf die Schulter legte, schien in besserer Verfassung zu sein. Er murmelte Worte, die sich nach Trost anhörten. Das Mädchen bekam nur Fetzen davon mit.
    »Halt durch … Mission … wir schaffen das …«
    Sein Gefährte antwortete mühsam. »Glaubst du? Niemand … schlecht …«
    Der

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