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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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wieder dem Leben, bitte …«
    Er versteifte sich. »Bist du deswegen gekommen? Um mir das zu sagen?«
    »Wem ist damit gedient, wenn du auch untergehst, wenn du stirbst wie dein Meister? Versteh doch, du musst wieder an deine Aufgaben denken, deine Pflichten, und endlich aufhören, dich mit diesem sinnlosen Training so zu erschöpfen. Ich bitte dich, Amhal, er würde dich auch dazu anhalten, dich weiterzuentwickeln, weiter zu lernen …«
    »Ach, immer wieder die gleichen Worte. Das höre ich von allen …«, unterbrach er sie, »… er würde … er hätte …« Amhal sprang auf. »Er ist tot, verstehst du das nicht!? Und
niemand kann mehr sagen, was er jetzt täte, und auch nicht was er dachte, als ihn dieser verdammte Pfeil traf. Er ist tot, tot, tot … Und ich finde keinen Halt mehr.«
    Auch Adhara stand auf. »Ja glaubst du denn, er würde sich freuen, wenn er sähe, wie du in deinem Schmerz versinkst? Dass es ihm Spaß machen würde, zu sehen, wie du dich im Training kaputtmachst und alles zerstörst, was er eingesetzt hat, damit du einmal ein Drachenritter werden kannst? Denn nichts anderes tust du im Moment: Du zerstörst, was er aufgebaut hat.«
    Amhal kam ganz nahe an sie heran. »Das verstehst du eben nicht«, zischte er böse.
    Da konnte sich Adhara nicht länger beherrschen. Eine Ohrfeige mit der flachen Hand, die in der Stille des Raumes widerhallte. Und gleichzeitig traten ihr die Tränen in die Augen und liefen ihr bald in Strömen über die Wangen. »Dann denk eben nur an dich selbst und vernichte alles, was an Gutem in dir ist!«, rief sie. »Mir geht es auch nicht gut, auch mich quälen unzählige Fragen, auf die ich keine Antworten finde, auch ich bin allein und ohne Halt, so lange schon. Seit du gegangen bist, seit du erklärt hast, dass du Zeit brauchst, ohne mich, bin ich allein mit mir und meinen Fragen, und jetzt auch noch mit dem Bild des Menschen, den ich getötet habe, vor Augen und mit der Erinnerung an das entsetzliche Geschehen. Aber ich gebe nicht auf, denn ich weiß: Du bist immer noch der Mann, der mir an jenem Abend das Leben gerettet hat, und ich bitte dich, beschwöre dich, lass nicht absterben, was an Gutem in dir ist! Denn das ist eine ganze Menge! Ich flehe dich an, Amhal, komm zu dir!«
    Sie fiel auf die Knie, nahm das Gesicht in die Hände und hatte das Gefühl, es zerreiße sie. Sie weinte und weinte, und das Schluchzen wollte kein Ende nehmen.
    Er beugte sich zu ihr hinab und nahm sie in den Arm. »Im Moment schaffe ich es nicht«, raunte er, »und ich weiß auch nicht, ob es diese gute Seite, von der du sprichst, überhaupt
in mir gibt. Vielleicht später, ich weiß es nicht, aber heute kann ich nicht anders. Ich schulde Mira meine Tränen und meinen Schmerz.«
    Behutsam half er ihr auf und führte sie zur Tür. Mit unermesslicher Trauer blickte er sie an.
    »Und nun geh und pass gut auf dich auf.«
    Dann schloss er langsam die Tür.

25
    Der Anfang vom Ende
    E s war tiefe Nacht, als sich die Tür seiner Kammer öffnete. Vollständig angekleidet lag Amhal auf dem Bett. Er war wach. Wann er zum letzten Mal nachts hatte schlafen könwach. Wann er zum letzten Mal nachts hatte schlafen können, wusste er schon nicht mehr. Obwohl er sich abends so erschöpft gefühlt hatte, mied ihn der Schlaf, sobald er den Kopf auf das Kissen legte. Wie die Bretter eines Sarges schlossen sich die Wände seines Zimmers über ihm, die Matratze schien ihn verschlucken zu wollen, während ihn die Decken wie ein Leichentuch umhüllten. Schloss er die Augen, sah er immer nur ein einziges Bild vor sich: den toten Mira, seinen Leib, eine leere Hülle, die nichts mehr von dem Mann hatte, der wie ein Vater für ihn gewesen war.
    Viele Stunden hatte er mit diesem Leichnam verbracht, Stunden, in denen seinen Geist nur diese eine Frage quälte: Warum? Etwas anderes hatte er nicht denken können, während sich seine Augen jede Einzelheit von Miras Gesicht einprägten, seine unnatürliche Blässe, die tödliche Erschlaffung seiner Züge. Und nach und nach war Mira entschwunden. Amhal hatte wahrgenommen, wie er sich vor seinen Augen auflöste, bis ihn die entsetzliche Gewissheit überfiel, dass er, sein Meister, tatsächlich nicht mehr da war, nirgendwo war, sich ganz und gar aufgelöst hatte.
    Und nun suchte ihn dieses Gesicht jede Nacht heim und raubte ihm den Schlaf, so als sei von all den Erinnerungen an
die vielen gemeinsam verbrachten Jahre nur dieses Leichengesicht geblieben.
    So war es nun jede

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