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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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nicht mehr brauchen, und in gewisser Weise schmerzte ihn das. Denn auch er genoss es, wenn sie ihre Köpfe an seine Brust legten und ihn aus großen Augen, in denen der Wunsch nach Schutz, Trost oder einfach nur Wärme abzulesen war, anschauten.
    Schweigend, sich der tröstlichen Anwesenheit des jeweils anderen bewusst, durchquerten sie die Flure.
    Da stürmte ihnen plötzlich eine Zofe entgegen. »Majestät! Ich habe Euch schon überall gesucht!«
    »Ich war beschäftigt.«
    Das Mädchen war kreidebleich und atmete schwer.
    »Nicht so aufgeregt. Was ist denn geschehen?«
    Die Zofe hob ihren entsetzten Blick. »Majestät, dem König geht es sehr schlecht.«
     
    Adhara wanderte bis zur totalen Erschöpfung, lief sich die Sohlen zunächst in Makrats verwinkelten Gassen ab, dann auf unwegsamen Pfaden durch Wiesen und Wälder, immer ihrem Ziel entgegen.
    Kalth hatte ihr eine Karte mitgegeben, auf der er die ganze Strecke eingezeichnet hatte, und ihr auch einige Orte genannt, wo sie rasten und nächtigen konnte.
    »In dieser Gegend sind viele Soldaten stationiert. An Herbergen herrscht dort kein Mangel.«
    Anfangs ließ Adhara sie links liegen. Zum einen hatte sie keine Lust, irgendjemanden zu sehen, und zum anderen fürchtete sie, dass man hinter ihr her sein könnte. Sie hatte
keine Ahnung, was Neor von ihrer Flucht hielt. Möglicherweise ließ er sie suchen. Darüber hinaus wurde sie auch von Theana erwartet, zu ihrer ersten Sitzung mit dem Ziel, ihr Gedächtnis wiederzuerlangen. Nach Miras Ermordung war die Sache verschoben worden, doch später hatte die Hohepriesterin ihr dann über Dalia persönlich einen neuen Termin ausrichten lassen.
    Das Glas mit den Kräutern hatte sie im Palast zurückgelassen. Sie hatte keinerlei Interesse mehr daran, zu erfahren, wer sie einmal gewesen war. Die Erweckten, die Geweihte … Alles Worte, die mittlerweile ihren Sinn verloren hatten. Nun strebte sie der Zukunft entgegen, und es war ihr gleich, woher sie kam.
    Und damit hatte ihr langer Marsch begonnen.
    Es war beeindruckend: In dem Moment, als sie den Palast verließ, hatte sie sofort das Gefühl, in eine ganz andere Welt einzutauchen. Obwohl auch am Hof die Anspannung spürbar war, war dort die Atmosphäre noch alles in allem erträglich gewesen. Gewiss, die Seuche, die Furcht, die Trauer um Mira … Doch letztendlich fühlte man sich dort noch sicher, und alle führten ihr gewohntes Leben weiter.
    Außerhalb nicht. Draußen herrschte Weltuntergangsstimmung. Nach Einbruch der Dunkelheit war niemand mehr in den Makrater Gassen zu sehen. Die Leute verbarrikadierten sich in ihren Häusern in der trügerischen Hoffnung, sich auf diese Weise schützen zu können. Nur finstere Gestalten trieben sich, mit wer weiß welchen Absichten, draußen herum.
    Die erste große Schwierigkeit hatte darin bestanden, aus der Stadt hinauszugelangen. Dass Makrat unter Quarantäne stand, hatte Adhara vollkommen vergessen. Jeder Abschnitt der Stadtmauer wurde von Soldaten überwacht, die, bis an die Zähne bewaffnet, angestrengt in die Dunkelheit starrten. Während sie sich heranschlich, hatte Adhara krampfhaft versucht, sich etwas einfallen zu lassen. Doch das Glück stand
ihr bei: plötzlich Geschrei, und der Soldat auf der Mauer gleich vor ihr rannte fort, nach rechts, zu einer bestimmten Stelle. Waffen klirrten. Offenbar hatte jemand versucht, sich an den Wachen vorbeizuschleichen. Und diesen Umstand nutzte Adhara für sich aus.
    Rasch begann sie, die Mauer hinaufzuklettern. Ihre Finger krallten sich in die Ritzen, und als sie endlich oben war, huschte sie tief gebückt zur gegenüberliegenden Seite. Als sie kurz nach rechts schaute, sah sie drei Wachsoldaten und das Funkeln von Klingen, die hektisch hin und her geschwungen wurden.
    Sie überstieg die Brustwehr und begann hinunterzuklettern. Da erblickte sie sie, wie sie sich an der Mauer zusammendrängten, stöhnend und klagend.
    »Habt Erbarmen!«
    »Macht das Tor auf!«
    »Lasst uns hinein!«
    »Mein Kind liegt im Sterben!«
    Eine Schar Verzweifelter, die sich dort versammelt hatte. Wie die Wellen eines Meeres aus lebendigen Leibern brandeten sie gegen die Mauer, die Arme ausgestreckt zu einem Ziel, das ihnen als letzte Hoffnung erschien. Der eine oder andere versuchte hochzuklettern, doch die meisten rutschten irgendwann ab und stürzten wieder hinunter, und wer dennoch hinaufgelangte, auf den warteten oben die Soldaten.
    Ein Stück nur dahinter sah sie behelfsmäßige Zelte, ein ganzes Lager

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