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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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ist bereits über alles unterrichtet … Eure Sicherheit ist nicht gefährdet, und …«
    »Das habe ich keinen Augenblick bezweifelt«, unterbrach ihn der Herrscher mit einem väterlichen Lächeln. Dann wandte er seinen Blick wieder Adhara zu. »Nun? Willst du mir die junge Dame nicht vorstellen?«

    Amhal bemühte sich, in knappen Worten Bericht zu erstatten, und erklärte nur, er sei dem Mädchen zufällig begegnet und habe ihr geholfen, weil sie in Gefahr war. Durch unbekannte Umstände habe sie leider das Gedächtnis verloren, sei aber nun schon dabei, sich ein neues Leben aufzubauen. Schweigend hörte der König zu, in den Augen, kaum wahrnehmbar, ein Zeichen von Anteilnahme zwischen den sonst reglosen Zügen seines Gesichts.
    »Ich dachte nun, Ihre Exzellenz, die Hohepriesterin der Ordensgemeinschaft, würde ihr vielleicht weiterhelfen können, und bitte Euch deshalb um die Erlaubnis, sie nach Makrat mitnehmen zu dürfen.«
    Amhal schwieg, so als habe er sich von einer Zentnerlast befreit. Scheinbar war er es nicht gewöhnt, so unmittelbar mit seinem Herrscher zu reden.
    »Schau mich an.«
    Adhara hob den Blick und sah dem König in die Augen. Eine Weile beobachteten sie sich einfach nur, bis Learco irgendwann milde lächelte. »Manche versuchen ihr ganzes Leben lang, ihren Erinnerungen zu entfliehen. Du hingegen sehnst sie herbei, und seien sie noch so schwach, um dich daran klammern zu können …«
    »Ein Leben ohne Erinnerungen ist nur ein halbes Leben«, antwortete Adhara und schluckte. Worte wie die des Königs hörte sie nicht zum ersten Mal. In dieser Aufgetauchten Welt schienen viele Vergessen zu suchen …
    »Weißt du, vor einiger Zeit … nein, vor langer, langer Zeit«, fuhr der König weiter lächelnd fort, »geriet ich einmal in eine ähnliche Situation wie jetzt gerade. Auch damals wandte sich jemand hilfesuchend an mich, zwei Frauen, die in Not geraten waren, und unbedarft, wie ich als Jüngling damals war, verfiel ich auf die verrückte Idee, sie kurzerhand in den Palast meines Vaters mitzunehmen. Ich war damals Prinz, ein furchtsamer junger Mann. Eine der beiden Frauen trug genau wie ich sehr schwer an der Last entsetzlicher Erinnerungen.
Und nicht einmal ein Jahr später war sie meine Frau.«
    Der Herrscher schaute Mira an, und der erwiderte den Blick mit einem Lächeln. Erinnerungen, Erlebnisse, die möglicherweise allen, die dort standen, wohlbekannt waren – nur ihr, Adhara, nicht.
    Sie sprechen eine Sprache, die mir fremd ist, die ich nicht verstehen kann, die Sprache der Erinnerung.
    » Und gern handele ich noch einmal genauso wie damals«, fuhr der König fort. »Mein Hof ist groß und gleicht einer Höllenmaschine, die vieler Hände bedarf, um sie am Laufen zu halten. Du bist uns dort willkommen.« Er schenkte ihr noch ein Lächeln und wandte sich dann ab. »Nun sollten wir aber aufbrechen …«
    Mira reichte ihm den Arm und geleitete ihn zu Dragona.
    »Geschafft!«, flüsterte Amhal Adhara ins Ohr. »Und wenn wir dort sind, bemühen wir uns um eine Audienz bei der Hohepriesterin. Und ich bin sicher, sie wird dir helfen können.«
    Er gab ihr ein Zeichen, und sie folgte ihm zu Jamila.
     
    Zehn Tage später lag Makrat unter einer Glocke drohend düsterer Wolken vor ihnen. Es war schwülheiß und sah nach Gewitter aus, einem Sommergewitter, das die Luft reinigen würde.
    Aufmerksam ließ Adhara den Blick schweifen, während Amhal ihr erklärte, dass die Hauptstadt des Landes der Sonne eine sehr alte Stadt sei, und sich dann über ihr chaotisches Erscheinungsbild ausließ sowie ihre imposanten, reich verzierten Paläste. Sie hingegen war ganz verzaubert von der Stadt und der sie umgebenden Landschaft. Und sie sah eine Stadt, die wie entflammt wirkte. Im kräftigen Licht, das der Wolkendecke trotzte, leuchteten die niedrigen Flachdächer, die goldenen Kuppeln, die Umrisse der Statuen. Dicht an dicht und verschachtelt türmten sich Häuser aufeinander, Gassen
wanden sich in alle Richtungen, Plätze öffneten sich in den verschiedensten Formen, alles wirkte verschlungen und schief. Eine lebendige, verwinkelte Stadt, genau das Gegenteil von Neu-Enawar. Im Hintergrund erkannte Adhara die Umrisse eines gewaltigen Palastes mit ausladenden Kuppeln. Das musste das Schloss sein.
    Im Tiefflug schwebten sie über die Stadt. Adhara ließ alles auf sich wirkten und suchte in ihrem Inneren ein Abbild dessen, was sie vor sich sah.
    Nichts. Nein, auch das ist nicht mein Zuhause .
    Zwei Blitze

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