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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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durchzuckten die Wolken, und ohrenbetäubendes Donnern zerriss die Luft.
    »Hoffentlich schaffen wir es noch bis zum Palast, bevor es losgeht«, bemerkte Amhal und betrachtete misstrauisch den düsteren Himmel.
    Sie landeten auf einer breiten Terrasse, einem mit Ziegelsteinen gemauerten Rund, das sich wie ein Maul zu einer Seite des Palastes öffnete. Einer nach dem anderen setzten die Drachen ihre Krallen auf den Bodenplatten auf. Amhal sprang ab. Sich neugierig umschauend, tat Adhara es ihm nach. Am anderen Ende der Terrasse, unter einem Baldachin aus rotem Samt, sah sie einige Personen stehen. Eine, recht klein gewachsene löste sich jetzt rasch aus der Gruppe.
    »Großvater!«, rief sie und übertönte damit die Stimme einer anderen Person, die sie zurückhalten wollte.
    Der König drehte sich um und breitete die Arme aus, und schon warf sich die kleine Gestalt so stürmisch hinein, dass der Herrscher beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Eine zweite Gestalt, ebenfalls nicht sehr groß, trippelte, die Schöße ihres langen Gewandes gerafft, mit eiligen Schrittchen näher.
    »Amina, nicht so ungestüm! Wie oft soll ich dir das noch sagen?«
    Gesprochen hatte eine Frau, die dem König gerade einmal bis zur Brust reichte. Ihre Figur hatte etwas Gedrungenes,
leicht Unharmonisches. Sie hatte langes schwarzes Haar, das zu einem weichen Zopf geflochten war, blaue Augen und markante Gesichtszüge. Kraft und Energie strahlte ihr Körper aus. Auch der betont weibliche Schnitt ihres violetten Kleides, das sich sanft an ihren Leib schmiegte, konnte den androgynen Eindruck, den ihre Formen wachriefen, kaum abmildern.
    In den Armen des Königs lag ein kleines Mädchen. Obwohl ein wenig größer und schlanker, erkannte man eine große Ähnlichkeit mit der Frau. Auch ihre Haare waren schwarz, aber kurz geschnitten, und ihre Augen etwas heller, von einer schwer zu beschreibenden Farbe, die je nach Lichteinfall zwischen Grün und Blau schwankte. Als Antwort auf die Ermahnung stieß das Mädchen unwirsch die Luft aus.
    Da packte die Frau das Mädchen am Arm und löste es unerbittlich aus dem Griff des Königs, der seinerseits eher belustigt als verärgert wirkte. »Ach, Fea, lass sie doch, so gebrechlich bin ich doch auch noch nicht.«
    »Darum geht es gar nicht …«, setzte diese zu einer Erwiderung an, brach jedoch ab, als sie Aminas und Learcos verschwörerisches Lächeln bemerkte.
    »Fea gehört zum Volk der Gnomen, einer der Rassen dieser Welt. Sie ist die Schwiegertochter des Königs. Und das Mädchen ist Amina, ihre Tochter«, flüsterte Amhal.
    Adhara nahm diese Auskünfte begierig auf, ebenso wie alle weiteren Erklärungen, mit denen er sie versorgte, während die ganze königliche Familie nun nach und nach vortrat. Königin Dubhe, die trotz ihres Alters immer noch etwas Kämpferisches ausstrahlte; Prinz Neor, aufgrund eines Reitunfalls, den er als Zwanzigjähriger erlitten hatte, von der Hüfte abwärts gelähmt; ein weiteres Kind, die männliche Ausgabe der kleinen Amina, nämlich ihr Zwillingsbruder Kalth, und schließlich eine ganze Heerschar von Leuten, deren Namen sich Adhara unmöglich alle merken konnte: Knappen, Minister, Höflinge …

    Doch worauf sich ihre Aufmerksamkeit richtete, war nur die königliche Familie, die Art und Weise, wie sie miteinander umging, ihre vertrauten Gesten, ihr offenes, spontanes Lächeln. Zum ersten Mal sah sie eine Familie vor sich und überlegte, ob sie vielleicht selbst irgendwo eine solche Familie hatte, ob ihr Vater und ihre Mutter, früher einmal, in ihrer Vergangenheit, ähnlich mit ihr umgegangen waren und wie sie sie nur hatte vergessen können.
    Da zerriss wieder ein Blitz den bleiernen Himmel.
    »Majestät, Ihr solltet Euch nun wohl hineinbegeben«, bemerkte Mira, und sogleich strebten alle dem Portal zu.
    Adhara schloss sich ihnen an: Sie stand nun im Begriff, ein Gebäude zu betreten, das auf unbestimmte Zeit ihr Zuhause werden sollte. Noch hatte sie die Schwelle nicht überschritten, als der erste Regenguss niederging. Mit am Gesicht klebenden Haaren trat sie neben Amhal in eine große Halle. Hier verlief sich die Gesellschaft, und sie stand etwas ratlos da auf dem mit rotem Teppich ausgelegten Boden zwischen den Wänden aus mächtigen Quadersteinen, an denen dreiarmige Bronzeleuchter angebracht waren, die alles in ein warmes Licht tauchten. Als Amhal in einen Korridor einbog, folgte sie ihm.
    »Zieh dich rasch um!«, rief Mira ihm nach, »wir haben heute Abend

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