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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Dunkelheit.
     
    Der Abend mit Adhara und auch der Kuss, den sie ihm beim Abschied gegeben hatte, versetzten Amhal in eine ganz eigenartige Stimmung. Er fühlte sich verwirrt, wie benebelt, aber das missfiel ihm nicht.
    In einer angenehmen Erregung schlief er ein, und bald schon schweifte sein Geist zwischen wirren Träumen umher.
    Bruchstücke seiner Vergangenheit verschmolzen mit widersinnigen Bildern der Gegenwart. Er spürte, wie sich sein Körper auf dem Lager aufgewühlt hin und her warf und keine Ruhe fand.
    Und wieder er: Der Mann in Schwarz, die Gestalt ohne Gesicht, mit dem funkelnden Schwert an der Seite und dem Umhang, der im Wind flatterte. Er stand unmittelbar neben ihm, und beide befanden sich in einer öden, sturmgepeitschten Wüstenlandschaft. Staub wirbelte auf, der durchsetzt war von Splittern schwarzen Kristalls.
    »Hier haben wir uns bereits einmal getroffen«, sagte der Mann.
    »Wer bist du?«, fragte Amhal.
    Der Fremde ging nicht darauf ein.
    »Und hier werden wir unser Werk beginnen. Bald, sehr bald schon werde ich zu dir kommen und dir die Rettung bringen, nach der du dich so lange schon sehnst.«
    »Wer bist du?«, rief Amhal noch einmal. Die Gestalt beunruhigte ihn, und doch strahlte sie auch etwas Trostbringendes aus, das ihn dazu anhielt, dem Fremden und seinen Worten zu trauen.
    Und zum ersten Mal gelang es ihm nun, etwas von dessen Gesicht erkennen. Ein Lächeln, erbarmungslos und ehrlich zugleich.
    »Wer ich bin, wirst du bald erfahren«, antwortete er, und damit löste sich die Erscheinung auf und stieß Amhal in eine
undurchdringliche Finsternis zurück. Er spürte, wie er in die Tiefe stürzte, und schrie aus Leibeskräften.
    Im Bett sitzend und immer noch weiter schreiend, wachte er auf. Er war in seinem Zimmer und zitterte am ganzen Leib. Draußen hatte der Mond bereits einen Gutteil seiner Himmelsbahn zurückgelegt. Einige Stunden musste er geschlafen haben.
    Die angenehme Erregung, in die ihn der Abend mit Adhara versetzt hatte, war verflogen, und erneut fühlte er sich allein und verlassen. Stöhnend legte er eine Hand an die Stirn.
     
    Der Mann in Schwarz traf am nächsten Morgen ein. Die Schwüle, die Makrat im Griff hatte, trieb ihm den Schweiß aus den Poren. Die Sonne entflammte Dächer und Kuppeln, brannte auf die Ziegel der Häuser und auf die Köpfe der Bewohner, die in den Straßen der Stadt unterwegs waren.
    Vor dem Hauptportal blieb er stehen und sprach den Soldaten an, der dort Wache schob. Nichts regte sich in der Miene des Mannes, als er seinen Namen nannte.
    Er ist zu jung, um Bescheid zu wissen .
    »Melde mich nur gleich Seiner Majestät. Ich bin sicher, er wird sich freuen, mich zu sehen«, forderte San ihn mit einem Lächeln auf.
    Dann wartete er.

17
    Der Held
    D as Herz klopfte Learco bis zum Hals, während er eiligen Schritts die Flure durchquerte. Fünfzig Jahre waren vergangen seit jenem großen Kampf, als sie alle Herrschaftsund Zerstörungspläne der Gilde der Assassinen und seines Vaters endgültig hatten zunichtemachen können. Damals, auf dem Schlachtfeld, zwischen den Trümmern des zerstörten Baus der Gilde und dem Rauch aus dem Tempel, den die feuerspeienden Drachen niedergebrannt hatten, hatte er ihn zum letzten Mal gesehen.
    Kurz bevor er starb, hatte Ido ihm noch aufgetragen: »Bring den Jungen an einen sicheren Ort.« Knappe, klare Worte, die letzten, die er aus dem Mund des Gnomen gehört hatte.
    Wenn er sich besann, konnte Learco immer noch den Druck von Sans schmächtigen Schultern in seinem festen Griff spüren. Damals war der Junge zwölf Jahre alt gewesen.
    Ja, er hatte ihn in Sicherheit gebracht, war aber dann sogleich wieder losgeeilt, um Dubhe zu helfen – in diesem Moment das Einzige, was ihn interessierte -, und hatte den Jungen vergessen.
    Als sie später die Trümmer absuchten, war von San keine Spur mehr zu finden gewesen. Idos Leib lag ausgestreckt auf dem Boden, doch in seiner Hand fehlte das Schwert, mit dem er seine letzte Schlacht geschlagen hatte, jene wundervolle
Waffe aus Schwarzem Kristall, die Nihal einst gehört hatte, und auch der Drache, den er geritten hatte, war spurlos verschwunden.
    Eine ganze Zeit hatten Dubhe und er nach San suchen lassen. Er fühlte sich verantwortlich, denn schließlich hatte Ido ihm den Jungen persönlich anvertraut, und er hatte dem Gnomen in die Hand versprochen, dass er auf ihn aufpassen würde. Doch seine Aufgaben als neuer König, die Nachwirkungen des Krieges und die Neuordnung der

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