Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
der immer lauter wurde, immer dröhnender, bis er mit Macht zu einem Schrei explodierte. Alle schrien sie mit einer einzigen Stimme, mit der Kraft der Verzweiflung.
»Ich kämpfe mit der Königin!«
Amina reckte ihren Dolch zum Himmel, während sich ihre Stimme mit der vieler Hundert anderer Leute vermischte, von Menschen, die keine Angst mehr hatten.
Kryss sank nieder, musste sich mit Knien und Handflächen auf dem Boden abstützen. Der Hustenanfall war so heftig, dass es ihm die Brust zerriss. Er rang nach Luft. Fürsorglich versuchte der Heilpriester an seiner Seite, ihm wieder auf die Beine zu helfen.
»Majestät, wenn Ihr Euch doch bitte legen würdet …«
Kryss fand noch die Kraft, ihn mit einer Hand wegzustoßen. So hockte er am Boden und mühte sich verzweifelt, dem Anfall Herr zu werden. Unter ihm hatte sich eine kleine Blutpfütze gebildet.
Die Luft war zum Schneiden, gesättigt mit berauschenden Düften, den Dämpfen verschiedenster Kräuter,
die der Heilpriester jeden Abend in der Hoffnung zubereitete, auf diese Weise die immer heftigeren Beschwerden des Königs lindern zu können, die nun doch zur Besorgnis Anlass gaben. Mal durchfuhr den Herrscher ein unerträglicher Schmerz, mal blieb ihm plötzlich die Luft weg. Und nun noch dieser hartnäckige trockene Husten, der ihn Blut spucken ließ.
Endlich schaffte Kryss es, sich mit unsicheren Beinen hochzustemmen. Noch einmal hustete er, dann stand er aufrecht da, den stolzen Blick auf den Heilpriester gerichtet. Mit dem Handrücken wischte er sich über die blutverschmierten Lippen.
»Warum wirkt das alles nicht?«, fragte er.
Verschreckt starrte der Priester ihn an. »Ich bin untröstlich, aber Euch wurde ein Gift beigebracht, dessen genaue Zusammensetzung ich noch nicht ergründen konnte, und deshalb …«
»Fängst du schon wieder mit diesem verdammten Gift an! Das hat damit nichts zu tun!«
Er schrie so laut, dass ihm wieder die Luft wegblieb und ein erneuter Hustenanfall ihn schüttelte. Es war ihm gleich, dass er blutete, es interessierte ihn nicht, dass er Schmerzen hatte oder dass er nachts manchmal mit dem Gefühl aufwachte, die nächsten Augenblicke nicht zu überleben, weil ihm plötzlich irgendetwas die Kehle zuschnürte. Was ihn so wütend machte und fast um den Verstand brachte, war etwas anderes. Es war die Tatsache, dass er durch diese Beschwerden in den Augen seiner Untertanen schwach wirkte und nicht mehr so deutlich wie bisher seine herausragenden Fähigkeiten als Stratege und Krieger zeigen konnte. Dies war
seine große Zeit, es war der Augenblick, von dem er jahrelang geträumt hatte. Nur noch einen Schritt war er vom Sieg entfernt, und jetzt konnte er diesen Sieg nicht in vollen Zügen genießen, weil ihn seit Tagen schon diese mysteriöse Erkrankung quälte. Aber schlimmer noch war das konfuse Gestammel dieser Heilpriester, die überhaupt keine Ahnung hatten und die unglaublichsten Theorien entwickelten.
»Nein, an dem Gift wird es wohl nicht liegen«, verbesserte sich der Priester, allerdings mit einem zweifelnden Unterton in der Stimme.
Nein, an dem Gift, mit dem ihn diese verfluchte Attentäterin bei ihrem Zweikampf im Fluss in Berührung gebracht hatte, durfte es nicht liegen. Es war schon ärgerlich genug, dass man ihre Leiche aus der Stadt gestohlen hatte, da hätte er es unmöglich hinnehmen können, wenn diese Frau seinem herrlichen Körper auch nur den geringsten Schaden zugefügt hätte. Über viele Jahre hatte er an diesem Leib gearbeitet, um ihn zu einer unbesiegbaren Waffe zu schmieden. Von klein auf hatte er winzige Mengen verschiedener Gifte eingenommen, um gegen möglichst viele gefeit zu sein. Die Vorstellung, dass Dubhe ihn dennoch überlistet haben könnte, war vollkommen unerträglich für ihn.
»Verzeiht, Herr, aber ich habe ein wenig von eurem Blut genauer untersucht und einige Spuren von …«
Kryss holte aus und trat gegen den Tisch, der in der Mitte des Raumes stand. Die Schälchen, in denen der Priester seine Kräuter verglimmen ließ, fielen scheppernd zu Boden, und ein Funkenmeer stob auf.
»Das kommt nicht vom Gift«, schrie er.
»Wie Ihr meint, Herr, wie Ihr meint«, murmelte der Priester erschrocken.
»Die verfluchten Kräuter taugen nichts. Mehr noch: Sie machen alles nur noch schlimmer, mit jedem Tag fühle ich mich schwächer. Wenn das so weitergeht, werde ich bald nicht mehr verhindern können, dass mein Volk mich so erlebt. Aber das darf nicht geschehen. Um gar keinen
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