Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
nicht mehr plagt, hat der Koch auch wieder Lust, etwas Gutes auf den Tisch zu bringen«, freute es sich über das Lob und erzählte weiter, dass die Leute wieder häufiger ihre Häuser verließen, weil die Angst nicht mehr so groß sei wie vorher. »Viele sind gestorben, und wir Übrigen müssen uns Gesellschaft leisten und versuchen, fröhlich zu sein«, sagte die Magd und brach in fröhliches Gelächter aus, das Adhara echt und herzlich vorkam. »Natürlich hat der Tod der Königin die Stimmung gedrückt … doch Amina, ihre Enkeltochter, hat es geschafft, wieder allen Mut zu machen.«
Adharas Herz setzte einen Schlag aus. Amina. Ihre Amina. Offenbar hatte sie ihren Weg gefunden. Denn die Magd sprach voller Bewunderung über sie und erzählte
von der Heldentat der Prinzessin und von der Rede, mit der sie die Menge in Neu-Enawar begeistert hatte.
»Wie ein Lauffeuer haben sich ihre Worte in der ganzen Aufgetauchten Welt verbreitet, und mit ihrer Heldentat hat sie uns allen ein Beispiel gegeben«, schloss sie.
Adhara lächelte gerührt. Ob sie selbst, wenn der Moment gekommen war, ebenso mutig wie Amina sein würde?
»Und die Front hat sich noch weiter Richtung Neu-Enawar verschoben?«
Das Mädchen nickte. »Ja, und wir fühlen uns auch nicht mehr allzu sicher.«
Adhara blickte sie fragend an.
»Dir ist bestimmt aufgefallen, dass die Leute dich feindselig angesehen haben. Seit ein paar Tagen geht das Gerücht um, dass diese merkwürdigen Drachen, die die Elfen reiten, über den westlichen Teilen unseres Landes kreisen. Und du bist mit einem halb schwarzen Drachen eingetroffen, der sehr wie diese geflügelten Ungeheuer aussieht.«
Das also war die Erklärung für all die misstrauischen Blicke.
Adhara lächelte. »Keine Sorge, ich stehe auf eurer Seite. Mein Drache wurde durch Magie erschaffen. Deshalb sieht er so aus. Aber ich kann dir versichern, das Tier ist eigentlich ganz sanft.«
»Das bezweifle ich nicht, aber diese Tiere, die über uns am Himmel ihre Bahnen ziehen, sind uns bestimmt nicht freundlich gesinnt«, fügte die Magd leise hinzu.
In diesem Moment rief jemand aus der Küche nach ihr. »Ich komme schon«, antwortete sie. »Es heißt, eine Frau führe diese Truppen an«, setzte sie noch rasch hinzu.
Da ging Adhara ein Licht auf. Offenbar hatte Shyra den Saar bereits überquert. »Wo sind sie jetzt?«, fragte sie atemlos.
»Das weiß ich nicht, aber offenbar wurden sie gesehen, wie sie in Richtung Jarea flogen.«
Adhara griff in eine Tasche, holte eine Silbermünze hervor und drückte sie dem Mädchen in die Hand. »Danke und viel Glück«, sagte sie. Dann rannte sie los zu der Stelle, wo Jamila auf sie wartete.
Kryss riss die Augen auf. Ein diffuses Licht hatte sich im Zelt ausgebreitet. Der Morgen graute bereits, und wieder hatte er die ganze Nacht kein Auge zugetan. Keuchend lag er da, weil er kaum Luft bekam, wie es seit einiger Zeit jeden Morgen der Fall war. Mühevoll streckte er eine Hand aus, ergriff die kleine Glocke neben seinem Lager und schüttelte sie heftig, um sich dann wieder zurücksinken zu lassen. Ein unbändiger Zorn brodelte in ihm, und je weniger Luft er bekam, desto heftiger steigerte sich seine Wut. Warum gerade jetzt? Warum ließ ihn sein Körper ausgerechnet so kurz vor dem Ziel im Stich?
Zu sterben schreckte ihn nicht. Aber die Angst, in Vergessenheit zu geraten, trieb ihn schon seit frühester Jugend um.
Die erste Berührung mit dem Tod hatte er in jungen Jahren erlebt, als er seine Mutter durch eine schwere
Krankheit verlor. Er erinnerte sich noch an die schwarzen Tücher vor den Fenstern, an den Geruch in dem Raum, in dem ihre Leiche aufgebahrt war, die in ihrer zarten Schönheit so gefasst dalag. Sie war es, und doch auch nicht mehr. Und vor diesem Leichnam, der ihn nicht mehr streicheln, küssen, trösten konnte, stand er und spürte, dass sich eine unermessliche Leere in seinem Inneren auftat.
Wenige Jahre später hatte sein Vater eine neue Gemahlin gefunden, eine Elfe, für die Kryss nichts anderes als Ablehnung empfinden konnte, weil sie etwas an sich gerissen hatte, was ihr nicht zustand. Unterdessen verblasste die Erinnerung an seine Mutter immer mehr. Im Palast schienen sie schon alle vergessen zu haben, alle rühmten die Schönheit der neuen Königin, und auch in ihm ging Monat für Monat von der geliebten Mutter mehr verloren.
So zeichnete er ein Bild von ihr, bevor es zu spät war, und während er mit Tränen in den Augen ihre Züge auf
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