Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
dem Schlaf erwacht.
Wieder dieser Traum. Jetzt war sie sich ganz sicher, dass diese Vision eine geheime Botschaft barg. Und es war auch kein Zufall, dass sie in diesem Widerstandsnest gelandet war. Wahrscheinlich hatte die Frau aus den Träumen sie zu dieser Grotte geführt. Nun musste sie diese Shyra finden und ihr die Botschaft übermitteln. Vielleicht würde sich dann endlich alles klären.
Gegen Abend betrat der Elf ihre Zelle. Die Rüstung hatte er abgelegt und trug nur ein weites Hemd und eng anliegende Hosen. Ein langer Dolch funkelte an seinem Gürtel. Er ließ die Zellentür hinter sich schließen und beugte sich dann zu Adhara nieder, die in einer Ecke hockte. Lange schaute er ihr in die Augen, und Adhara wurde ganz unbehaglich dabei.
»Bist du nun bereit, mir die Wahrheit zu erzählen?«
»Die habe ich dir schon erzählt.«
»Einen Teil vielleicht.«
Adhara seufzte. Nun blieb ihr nichts anderes übrig, als sich auf ihren Instinkt zu verlassen. Und das tat sie. »Seit ich mich in eurem Land aufhalte, träume ich.«
»Da hast du Glück. Ich träume nicht mehr, seit Kryss in mein Leben getreten ist und nur verbrannte Erde
hinterlassen hat. Seitdem plagen mich nur noch Alpträume, und das jede Nacht.« Sein Mund verzog sich zu einem Ausdruck des Schmerzes.
»Das meine ich nicht«, fuhr Adhara fort. »Bei mir ist es immer der gleiche Traum. Und zwar träume ich von einer Gestalt, die mit mir redet und mich um Hilfe anfleht. Leider kann ich ihr Gesicht nicht erkennen.«
»Na wenn schon? Warum sollten mich deine Fantastereien interessieren?«
»Weil mich dieser Traum zu dir geführt hat. Es ist schwer zu erklären, aber … meine Beine wussten , welche Richtung ich einschlagen sollte. Obwohl mein Kopf keine Ahnung hatte, wo ich war, entschied mein Körper für mich und brachte mich zu dir.«
Die Miene des Elfen verhärtete sich.
»Willst du mich auf den Arm nehmen? Was ich von dir erwarte, sind klare Antworten. Nicht solch ein Gefasel über irgendwelche Träume.«
»Das ist kein Gefasel. Auch heute Nacht habe ich wieder geträumt. Ich weiß nicht, was dahintersteckt, aber mir wurde gesagt, ich solle … mit einer gewissen Shyra reden. Dabei weiß ich gar nicht, wer das sein soll. Aber es ist bestimmt wichtig.«
Der Elf blickte sie mit feurigen Augen an. »Wer hat dir diesen Namen verraten?«
»Die Gestalt, die mir im Traum erscheint.«
»Und was sollst du ihr ausrichten?«
»Ich denke, das darf ich nur ihr persönlich sagen.«
Adhara fragte sich, wie sie sich verhalten sollte. Bisher war sie noch vorsichtig gewesen, hatte versucht, die Situation richtig einzuschätzen und nicht zu viel von
sich zu verraten. Sollte sie nun alle Vorsicht fahrenlassen? Nur wegen eines Traumes? Andererseits waren so viele Dinge in ihrem Leben allein vom Instinkt bestimmt worden …
»Sag es mir«, drängte der Elf.
»Ich glaube nicht, dass du etwas damit anfangen könntest. Ich verstehe es ja auch nicht.«
»Sag es!«, zischte er noch einmal und führte die Hand zum Dolch.
Adhara blieb keine andere Wahl. »Ich soll dieser Shyra ausrichten, dass sie, also die Gestalt aus dem Traum, sich an ihre gemeinsame Zeit in Orva erinnert, bevor Kryss in ihr Leben trat. Und dass sie das Säckchen noch bei sich trägt … obwohl ihr sonst alles genommen wurde.«
Da sprang der Elf auf und packte Adhara, so schnell, dass sie noch nicht einmal sah, wie seine Hand den Dolch zog. Sie spürte nur, wie ihr Hinterkopf gegen den Fels stieß, die Wärme des Blutes, das aus der Wunde rann, und die Kälte der Klinge an ihrer Kehle. Das Gesicht des Elfen war keine Handbreit mehr von dem ihren entfernt, seine Gesichtszüge waren von blinder Wut verzerrt.
»Wie kannst du das alles wissen? Wo ist sie gefangen? Wer bist du?«
Seine Stimme war nur noch ein einziger Schrei, seine Hand krampfte sich um den Kragen von Adharas Hemd, riss daran und drehte ihr die Luft ab. Die Feuerkämpferin konnte gerade noch ein paar Wortfetzen röcheln.
»Ich, ich … weiß nicht … wer diese Shyra ist …«
»Ich bin Shyra. Verdammt!«
4
Shyra
S hyra konnte sich noch gut an diesen Tag erinnern. Ganz Orva war vom Salzgeruch erfüllt. So wie immer, einmal im Jahr, bei der Veridonia-Blüte. Dann sammelten sich die Algen auf der Wasseroberfläche, bis das ganze Meer nur noch wie ein endloser grüner Teppich aussah, eine Wiese, die wie durch Zauberhand auf dem Ozean gewachsen war. Zwei Tage dauerte es dann noch, bis auf dieser Wiese die Blumen sprossen.
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